Cabinet der Kupferstiche und Handzeichnungen. - Börse. - Kirchen. - Bethanien. - Zellen-Gefängnis. - Ulanen-Caserne. Casernen-Gebäude, Friedenssäule.

Im nördlichen Flügel des dritten Geschosses ist das Cabinet der Kupferstiche und Handzeichnungen (Eintr. s. 5), über eine halbe Million Kupferstiche, Holzschnitte, Radirungen, Handzeichnungen, namentlich viele deutsche, niederl. und italienische.

Diesem Cabinet gegenüber befinden sich drei Säle, in welchen die Gegenstände aus der Kunstkammer (S. 11) nebst den Elfenbeinschnitzwerken aufgestellt werden sollen. Ein kleiner Eckraum ist ausschliesslich für kirchliche Kunstwerke bestimmt. Für die Gegenstände Friedrichs d. Gr, wird eine besondere Kammer eingerichtet.


An der Ostseite des alten Museums, am Lustgarten, ist das unansehnliche Gebäude der Börse; bei gutem Wetter findet der Börsenverkehr zwischen 1 und 3 Uhr vor dem Gebäude statt.

Zwischen Börse und Schloss erhebt sich die unbedeutende, von Friedrich II. 1747 erbaute Domkirche, unter Friedrich Wühelm III. erneuert; in ihrem Gewölbe ruhen u. a. der grosse Kurfürst und Friedrich I., der erste König von Preussen. In der Kirche metallene Denkmäler der Kurfürsten Johann Cicero († 1499) und Joachim I. († 1535), von Johann Vischer aus Nürnberg um 1540 gegossen. Die angrenzende Begräbnisshalle, dem Campo santo in Pisa nachgebildet, zu Königsgräbem bestimmt, mit ihrer Rückseite in die Spree hinein reichend, ist noch unvollendet.

Von den übrigen 42 Kirchen Berlins verdienen nur einzelne in baulicher oder kunstgeschichtlicher Hinsicht einige Beachtung. Die nachgenannten 4 ältesten sind in dem Stadttheil am rechten Ufer der Spree: in der Nicolaikirche (13. Jahrh.) das Grab des berühmten Rechts- und Staatsgelehrten Puffendorf († 1690); in der Garnisonkirche ein Gemälde von Begas, Christus amOelberg, und andere Bilder, den Tod einiger Generale des 7jähr. Kriegs darstellend; die Marienkirche (13. Jahrh.) ziert ein 1790 erbauter 286’ hoher Thurm, der höchste in Berlin; in der hergestellten und ausgebauten *Klosterkirche in der Klosterstrasse das Grabmal des Markgrafen Ludwig des Römers, am Altar und Chor neue Frescogemälde von Hermann aus Dresden. — Die Neustädter- oder Dorotheenkirche, nicht weit vom Brandenburger Thor, enthält u.a. das Denkmal des Grafen von der Mark, natürlichen Sohns Friedrich Wilhelm II († 1787) von Schadow. Die beiden Kirchen auf dem Gensdarmenmarkt, die neue und die französische, liess Friedrich II. erbauen; die *Werder’sche erbaute Schinkel 1824— 1830 im mittelalterlichen Stil. Sie hat 4 Thürme mit abgeplatteten Spitzen und enthält ein schönes Altarblatt von Begas, die Auferstehung Christi, zur Seite die vier Evangelisten von W. Schadow. Der Hedwigskirche ist S. 9 schon gedacht.

Die neuesten Kirchen sind die Jacobikirche, unfern von Bethanien, im Basilikenstil nach Stülers Entwürfen, die Matthaeikirche vor dem Potsdamer Thor am Thiergarten, die *Petrikirche, nach Entwürfen des Prof. Strack, im goth. Stil 1853 vollendet, die Gewölbe von 48’ Spannung (5’ mehr als die des Kölner Doms). Die *St. Marcuskirche in der Weberstrasse, roman. Stils nach Stüler’s Entwürfen, eine der schönsten Kirchen Berlins. Die Michaelskirche, im Cöpenicker Felde nach Soller’s Entwürfen auch im roman. Stil. Der neue israelit. Tempel in der Johannisstrasse, für die Reformjuden, nach Stier’s Entwürfen, durch seine Kuppelanlage sehenswerth, Sonntags Gottesdienst.

Ausser den schon genannten möchten als schöne Gebäude noch die nachstehenden anzuführen sein: Palais des Prinzen von Preussen, Linden Nr. 37, 1834—36 von Langhans erbaut, des Prinzen Carl, Wilhelmsplatz Nr. 9, mit einem ausgezeichneten Waffensaal, 1737 als Palais des Johanniter-Ordensmeisters erbaut, 1827 von Schinkel umgeschaffen, des Prinzen Albrecht, Wilhelmstr. 102, ebenfalls von Schinkel neu eingerichtet; des Grafen Redern, Linden 1, von Schinkel im Florentinischen Stil erbaut; des Kaisers von Russland, Linden 7. Das Schauspielhaus auf dem Gensdarmenmarkt, 1820 von Schinkel erbaut. Die Sternwarte in der Lindenstrasse, 1835 von Schinkel erbaut, mit einer bemer-kenswerthen Kuppel. Der neue Packhof beim Museum, ebenfalls nach Schinkels Entwurf. Das Kriegsministerium, Leipziger Str. 5—7, 1844 umgebaut, hat als Karyatiden vier Soldaten, Husar, Kanonier, Grenadier, Gürassier.

In dem neuen Stadttheil, der an der Südseite Berlins sich anbaut, erhebt sich ein grossartiges 1847 vollendetes Gebäude, anscheinend ein Castell mit einer langen Vorderseite, aus welcher zwei Thürme aufsteigen, mit zwei Flügeln, *Bethanien genannt (Eintr. S. 4), Central-Diaconissen-Anstalt und Muster-Krankenhaus, unter der Leitung von Diaconissen, „christlich gesinnten Jungfrauen zu christlicher Krankenpflege vereinigt“. Die ganze bauliche und öconomische Einrichtung ist höchst sehenswerth, für Alles bis auf die kleinsten Bedürfnisse ist gesorgt. — Das 1854 vollendete vortrefflich eingerichtete kathol. Krankenhaus, aus Beiträgen kathol. Confessionsverwandten entstanden, fast an der entgegengesetzten Seite der Stadt, in der Hamburger Strasse, wird von barmherzigen Schwestern geleitet

Neben dem Hamburger Bahnhof ist das grossartige 1847 vollendete *Zellen-Gefängniss nach pensylvanischem System für 820 Gefangene. Unfern desselben die neue grosse Ulanen-Caserne an Moabit (S. 24) angrenzend. — Den Raum der am 19. März 1848 niedergebrannten Artillerie-Wagenhäuser vor dem Oranienburger Thor nehmen jetzt drei grosse stattliche Casernen- Gebäude ein.

Am Hallischen Thor, auf dem Belle-Alliance-Platz, erhebt sich die Friedenssäule, zu welcher im Jahr 1840 zum Gedächtniss des 25jähr. Friedens der Grundstein gelegt wurde, eine 22’ hohe Granitsäule mit einer Victoria von Rauch, in der Linken den Palmzweig, in der Rechten den Siegeskranz der Stadt zutragend. Das Thor schliesst die 4.200 Schritte lange Friedrichsstrasse, welche Berlin von Süden nach Norden ganz durchschneidet und nördlich mit dem Oranienburger Thor endet.