Wohnungshygiene. Einfluss der Beschaffenheit der Wohnungen auf den Menschen

Die große Bedeutung, die die Hygiene besonders für Kleinwohnungen hat, ist erst ziemlich spät erkannt worden. Zwar sind schon frühzeitig, insbesondere bei oder nach ausgebrochenen Epidemien, Untersuchungen und Umfragen veranstaltet worden — so z. B. in Belgien im Jahre 1837 für Brüssel, in England 1844 für die großen Städte, in Frankreich 1850, in Dänemark ebenfalls 1850 — welche die Sterblichkeitsziffern in einzelnen Stadtvierteln, in ganzen Städten oder auf dem Lande feststellten, und hierüber Vergleichsziffern zur Veröffentlichung gebracht. Eine allgemeine Statistik über das Verhältnis der Wohnungen zu der Gesundheit ihrer Bewohner fehlte bisher. Erst in neuerer Zeit ist von verschiedenen Seiten auf den weitgehenden Einfluss eindringlich aufmerksam gemacht worden, den die Beschaffenheit der Wohnungen auf den Körper und den Geist des Bewohners auszuüben vermag. Und nicht die Wohnung allein, sondern auch ihre Lage, ihre Umgebung, die Zuführung von Licht, Luft und Wasser, der Untergrund, auf dem sie erbaut ist, die Art der Entfernung der Auswurf- und Abfallstoffe sind von wesentlicher Bedeutung für das Wohlbefinden der in derselben wohnenden Menschen. Mit der Zunahme der Wohndichte gewinnen diese Punkte an Bedeutung, doch übt auch die tägliche Beschäftigung des Menschen, ob hauptsächlich in freier Luft oder in geschlossenen Räumen, auf dessen Wohnbedürfnis einen gewissen Einfluss. Für eine eingehende Darstellung aller Fragen der Hygiene der Arbeiterwohnungen fehlt hier der Raum, doch soll versucht werden, die Hauptpunkte in knapper Fassung vorzuführen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Handbuch der Arbeiterwohlfahrt. Band 1