Hamburgs geographische und topographische Lage.

Aus: Ansichten der freien Hansestadt Hamburg und ihrer Umgebungen. Band 1
Autor: Hübbe, Karl Johann Heinrich (1764-1855) Bibliothekar, Schriftsteller, Pastor und Schulinspektor am Waisenhause in Hamburg., Erscheinungsjahr: 1824
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Hansestadt Hamburg, Juden, Judentum, Jüdische Gemeinde, Stadtgeschichte, Bürgerrechte, Armenversorgung, Armenkasse, Befreiungskrieg, Napoleon, Religion, Emanzipation, Bürgerschaft, Feuersbrunst von 1842, Judengesetze, Hausierhandel, Judentor, Juden-Reglement von 1810,
Hamburg, einst die jüngste deutsche freie Reichsstadt *), jetzt eine der vier freien Städte des deutschen Bundes, dehnt sich von Süden nach Norden über eine Minute aus.

Die Breite des hölzernen Wamms im Süden ist 53° 32' 38", der Bastion Rudolphus im Norden 53° 33' 39". Eben so, wenn zwei Beobachter, der eine im Westen bei der Bastion Albertus, der andere im Osten bei der Bastion Sebastianus Zeitbestimmungen machen und genau und richtig beobachten, so müssen ihre Uhren 8" 6'", verschieden sein. Bei Bestimmungen der geographischen Lage eines Ortes von großem Umfange kommt es auf den Beobachtungspunkt an. Diese, so wie die folgenden Bestimmungen sind auf dem Mittelpunkt des Turms der großen Michaelis-Kirche reduziert.

*) Erst durch den Gottorper Vertrag 1768 gab Dänemark seine Einsprache gegen die Reichsfreiheit Hamburgs auf, welches hierauf ungehindert durch seinen Abgesandten Sitz und Stimme auf dem Reichstage zu Regensburg nahm.

Hamburgs Breite.

1) Ältere Beobachtungen des Herrn Oberspritzenmeisters Repsold mit seinem Meridiankreise auf der vormaligen Sternwarte *) geben
53° 33' 0", 0
2) 257 Beobachtungen mit demselben Instrumente von Herrn Professor und Ritter Schumacher 53° 33' 0, 1
3) Durch des Herrn Hofrat Gauss Dreiecke ist die Breite von der Göttinger Sternwarte herüber getragen 53° 33' 1", 8
im Mittel 53° 33' 0", 6 in runder Zahl 53° 33' 1"

*) Diese Sternwarte war ein Eigentum des Herrn Repsold. Sie stand in der Gegend des Stintfangs, musste aber abgebrochen werden, als die Franzosen 1813 hier eine Art von Zitadelle anlegten.

Hamburgs Länge.

1) Durch Herrn Hofrat Gaussens Dreiecke von der Göttinger Sternwarte herüber getragen 30' 33", 7 östlich von Paris.
2) Aus Herrn Repsolds Beobachtungen 30' 32", 5
3) Aus 22 chronometrischen Beobachtungen des Herrn Prof. und Ritter Schumacher
30' 34", 5
4) Aus 4 Beobachtungen mit Kessels Chronometer 30' 33", 0
5) Aus 9 von Herrn Prof. und Ritter Schumacher und dessen Gehilfen bei der Gradmessung beobachteten Sternbedeckungen 30' 33", 1
im Mittel 30' 33", 4 östlich in Zeit von Paris, oder von Ferro im Bogen 27° 38' 21".

    Übersicht in Verbindung mit andern Türmen der Stadt.

Diese Angaben verdanke ich der freundlichen Mitteilung des Herrn Professor und Ritter Schumacher, dessen Name schon die Genauigkeit und Richtigkeit der Beobachtungen und Berechnungen verbürgt. Nach eben desselben Dreiecken ist die Mitte der kleinen runden Fenster, in der kleinen achteckigen Stube über der Kuppel auf dem großen Michaelisturme, 448 Hamburger Fuß über der Ostsee erhaben.

Die geographische Lage einer so großen und in so vieler Hinsicht merkwürdigen Stadt hat die Sachkundigen von jeher sehr beschäftigt. Aber ihre Angaben sind zum Teil sehr von einander abweichend. Merkwürdig ist es, wie nahe die im Jahre 1763 und 1764, gewiss mit viel unvollkommeneren Instrumenten, angestellten Beobachtungen des großen Sonn in den obigen Angaben kommen, nämlich: Breite 53° 33' 9", und nach einer andern Beobachtung 53° 32' 52", Länge 27° 40' 9". Es scheint, als wenn die erste Breite mit der Länge, wenn man sie mit obiger Tabelle vergleicht, auf dem Jacobiturme; die zweite aber, ohne Angabe der Länge, auf dem Katharinenturme aufgenommen wäre. Allein Sonnin hat seine Beobachtungen gleichfalls auf dem Michaelisturme angestellt.

Der Turm der großen Michaeliskirche ist wegen seiner bedeutenden Höhe, günstigen Lage und vorteilhaften Bauart, oft zu physikalischen Untersuchungen und bei geometrischen Vermessungen benutzt worden. Die nachmals in einem Kohlenbergwerke wiederholten Versuche des Herrn Benzenberg, über die Schwingung der Erde, sind bekannt. Ganz neuerlich hat ein in der Kuppel angebrachtes Licht den mit der, von des Königs von Dänemark Majestät angeordneten Gradmessung, beschäftigten Gelehrten, auf mannigfaltige Weise zum Kichtpunkt gedient. Statt des künstlichen Lichtes wird jetzt vermittelst des Heliotrops das Sonnenlicht zu diesem Zwecke angewandt. So viel von der geographischen Lage Hamburgs.

Topographisch betrachtet liegt es an der Niederelbe, da wo sich die kleinen Flüsse, die Alster und die Bille mit derselbigen vereinigen, grade an dem Punkte, wo die Flussfahrt aufhört und die Seefahrt anhebt. Einen günstigeren Punkt für eine Handelsstadt kann es nicht gehen. Da nun Hamburg nicht von seiner Stelle gerückt werden kann, so liegt darin unstreitig eine Bürgschaft für seine fortdauernde Wichtigkeit als erste deutsche Handelsstadt und für den bedeutenden Rang, welchen es unter den europäischen Handelsstädten behauptet. Kriege und andere Weltbegebenheiten und insbesondere die Ansichten und darauf gegründete Maßregeln der Regierungen, dem Handel ihrer Länder fortzuhelfen, werden freilich einen bald mehr bald weniger ungünstigen Einfluss auf Hamburgs Handel äußern, aber Hamburg nie entbehrlich machen, dessen Erbauer Karl der Große gewiss nicht den Zweck hatte, eine See- und Handelsstadt zu gründen.

Hamburg sollte eine Grenzfestung gegen die wilden heidnischen Nachbaren sein. Ihren Einfällen sollte hier ein Damm entgegengesetzt werden. Von hier aus sollten die Boten ausgehen, den Heiden das Evangelium zu predigen, und bei vergeblicher Arbeit oder Verfolgung einen Zufluchtsort finden.

Die Stadt liegt an dem rechten Ufer der Elbe und wurde von ihrem Erbauer auf dem höchsten Punkte, da wo Alster und Elbe eine Erdzunge bilden, angelegt. Sie grenzt im Süden an die Elbe und ist überall von ihrem eigenen Gebiet umgeben, welches aber im Westen gegen Altona mit einem Blicke sich übersehen lässt. Nur etwa fünf Minuten, so ist man in Altona. Sieht man aber die Vorstadt, den Hamburger Berg, als einen Teil der Stadt selbst an, so ist Hamburg und Altona nur durch einen schmalen Graben geschieden *).

*) Hierzu gehört das Kupfer: Ansicht des Hamburger Berges. Die rechts vor der Windmühle stehende Ruine der vormaligen Hospitalkirche ist nicht mehr vorhanden. Die ganze Reihe Häuser bis Altona steht auf Hamburger Gebiet.

Das eigentümliche Gebiet der Stadt stößt im Osten und Südosten an die, Hamburg und Lübeck gemeinschaftlichen Vierlande. Im Westen und Norden wird es von Holstein begrenzt. Im Süden fließt die Elbe. Die zerstreuten Besitzungen sind teils von Holstein umgeben, teils haben sie Hannoversches Gebiet zur Nachbarschaft.

Hamburg, wie alle alten und großen Städte, allmählich und nach Bedürfnis angebaut, bildet keine regelmäßige Figur. Man könnte es ein Oval nennen, wie es auch der Augenschein lehrt, wenn man die Stadt auf dem Walle umgeht. Der größte Durchmesser innerhalb der Stadtmauern kann zu 8.000, der kleinste zu 6.000 Fuß Hamburger Maß angenommen werden. Der Umfang auf dem Walle gemessen beträgt 22.400 Hamburger Fuß. Der Flächeninhalt der ganzen Stadt, die Häfen- und Festungswerke inbegriffen, machen 56.879.400 Hamb. Quadratfuß aus.

Hamburg 001 Blick auf die Binnen- und Außen-Alster

Hamburg 001 Blick auf die Binnen- und Außen-Alster

Hamburg 002 Südwestlicher Stadtteil mit dem Blick auf die Unterelbe

Hamburg 002 Südwestlicher Stadtteil mit dem Blick auf die Unterelbe

Hamburg 009 Südöstlicher Stadtteil mit dem Binnenhafen, der Speicherstdt und den älteren Seehäfen

Hamburg 009 Südöstlicher Stadtteil mit dem Binnenhafen, der Speicherstdt und den älteren Seehäfen