d. Der Hamburger Kreuzzug wider Kniphoff

d. Der Hamburger Kreuzzug wider Kniphoff

Dies böse Spiel verdross nun billig alle Städte des Hansabundes, dass sie darauf sannen, dem Dinge ein Ende zu geben. Und angesehen Hamburgs Macht und Gelegenheit, wie auch seiner See- und Kriegsleute Tüchtigkeit, baten die Schwesterstädte unfern Rat, dass er die Sache in die Hand nehmen und Wandel schaffen möge. Die Lübecker hatten genug zu tun, sich des Sören Norby zu erwehren, mit dem ihre Schiffe um die Pfingstzeit bei Buwyck an der Schwedischen Küste bei Nacht und Nebel hart zusammen stießen, jedoch siegreich dem Freibeuter 3 Schiffe abnahmen. Dies zeigten sie dem Hamburger Rat an und baten dringend, er möge den Zug gegen Kniphoff fördern. Anfangs hatte unser Rat nicht gern daran gewollt, weil er wußte, wie schwer es hält, unter Bundesgenossen wieder zum Kosten-Ersatz zu kommen. Aber die Notwendigkeit, den eigenen Handel gegen die Freibeuter zu schützen, brachte die Hamburger doch dahin, eine Flotte von 4 Kraffeln zu rüsten. Solch ein Kraffel war ein zweimastiges Seeschiff von mäßiger Größe, etwa wie eine Brigg oder ein Schoner, also jedenfalls viel kleiner als die Gallion Kniphoffs, von der Mächtigkeit eines Linienschiffes.


Gegen Pfingsten war Alles bereit, die Schiffe gerüstet, das See- und Kriegsvolk geworben und gemustert. Simon Parseval wurde Admiral; er, so wie Ditmar Kohl, Claus Hasse und Dirk von Minden befehligten Jeder einen der 4 Kraffel als Schiffs-Patron. Unter ihnen dienten als Hauptleute des Kriegsvolks Michel Schröder, der große Helmeke, Jürgen Sibbern und Hans Holck.

Darauf gingen diese Schiffe in See und kreuzten die lange Sommerzeit in den Gewässern der Norwegischen Küste, und suchten den saubern Gast mit allem Fleiße, konnten ihn aber nicht finden, und kehrten unverrichteter Sache gegen den Herbst auf die Elbe und an die Stadt zurück. Das behagte dem Rat übel, denn es sah fast aus wie ein Schimpf für der Hamburger guten Willen und Tapferkeit. Darum ließ er's erkunden, wo Kniphoff anjetzt zu suchen und zu finden wäre, und gab den Schiffen Befehl, sich alleweil segelfertig zu halten, um gleich wieder auslaufen zu können. Schiffspatrone, Hauptleute und alles Volk waren des wohl zufrieden, nur Hans Holck und der große Helmeke, die Hauptleute, die wollten nicht weiter mit; darum gab der Rat ihnen den Abschied und setzte Asmus Stolte und Cord Blome an ihre Stelle. Auch vermehrte der Rat die Flotte noch um 2 Bojer (kleine einmastige Seeschiffe, etwa wie die jetzigen Ever oder Smacken), welche von Hans Lüders und Jakob Block kommandiert wurden. Kurz darauf erhielt der Rat die sichere Zeitung, dass Claus Kniphoff in der Osterems läge, in dem Fahrwasser zwischen den Watten östlich der Insel Borkum, unfern des Meerbusens Dollart bei Ostfriesland, in den die Ems sich ergießt. Obwohl es nun um die Zeit der herblichen Tag- und Nachtgleiche war, wo schwere Stürme in den nordischen Meeren zu toben pflegten, so beschloss der Rat dennoch, die Flotte sofort auslaufen zu lassen. Denn es galt, ein großes und gutes Werk zu verrichten, und die Ehre der Stadt Hamburg vor aller Welt zu behaupten; darum ließ der Rat sogleich die Trommeln rühren, dass Jeder eilends zu Schiffe stieg, und am 3. Oktober segelte die Flotte im Namen Gottes, der einen frischen guten Ostwind dazu verlieh, seewärts dem Kampfe mit Stürmen und Feinden entgegen.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Hamburgische Geschichten und Sagen Teil II