a. Wie der vertriebene König Christiern sich zu helfen sucht

a. Wie der vertriebene König Christiern sich zu helfen sucht

Ao. 1522 mußte König Christiern II. von Dänemark und Norwegen sein Land verlassen. Er war zuvor ein gewaltiger Fürst gewesen, aber wie er Gott nicht fürchtete und dessen Gebote nicht hielt, so achtete er auch der Menschen Recht und Gesetz gering, verfuhr wie ein Tyrann nicht nur gegen seine Untertanen, sondern auch gegen seine Nachbarn und vor allen gegen die Hansestädte, die er bitterlich haßte. Er plagte sie, wie er nur konnte, ihre Macht verkleinerte er, ihre Privilegien verletzte er und ihre Schiffe und Güter ließ er kapern, wo sich nur irgend ein Scheingrund dafür finden ließ. Und ein altes Weib war es, die ihn so übel beriet, Frau Sibreth Willems, die Mutter der schönen Düveke, seiner Geliebten. Als die Hansen nun lange vergeblich nach Erhaltung des Friedens getrachtet, aber keine Sühne gerechter Beschwerden erhalten hatten, rüsteten sie sich zum Kriege wider den König; und zu derselben Zeit stand auch Adel und Geistlichkeit in Dänemark gegen ihn auf, und da er mit wenigen Getreuen sich weder im Lande behaupten noch die Hansen abwehren konnte, so mußte er heimlich entweichen. Er floh also mit seiner Gemahlin Jsabella oder Elisabeth von Österreich, seinen Kindern und vielen Schätzen und Kleinodien nach Zeeland und Flandern und an den Hof der Frau Margaretha von Oesterreich, der Regentin der Niederlande.


In den folgenden Jahren suchte er, sowohl beim Kaiser Karl V., als in England, Brandenburg und fast bei allen Fürsten Europas Hilfe zu bekommen, um sein Reich wieder zu erobern. Denn nach seiner Flucht war sein Oheim, der Herzog Friedrich von Schleswig und Holstein zum König erkoren, und die Hansestädte hatten ihm ihren Beistand gern zugesagt. Aber Christiern fand wenig Teilnahme, geringen Trost und nirgends Hilfe. Er musste also auf eigene Faust sein Heil versuchen. In der Ostsee vertrat Sören oder Severin Norby seine Sache, indem er von der Insel Gothland aus die Kaperei, sonderlich gegen die Hansen, in Christierns Namen trieb. Es wurde den tapferen Lübeckern schwer, ihn zuletzt von Gothland zu verjagen, aber sein verderbliches Handwerk setzte er dennoch fort.

Nun war`s im Jahre 1525, als der König gedachte, eine Flotte auszurüsten, die sich mit Sören Norby vereinigen sollte, um dann mit doppelter Macht, sowohl die Hansen zu demütigen als auch Norwegen zu erobern. Zu dieser Unternehmung fand er leider bei denen zu Zeeland und Flandern mehr tätige Hilfe, als sie verantworten konnten. Denn sie waren alte Freunde der Hansen, und diese hatten sich`s von so frommen guten Leuten nimmer versehen, dass sie ihnen ein so arges Spiel bereiten helfen würden. Aber es ward später erwiesen, wie viel Vorschub sie diesem bösen Handel geleistet. Die Ausrüstung der Schiffe und deren Bemannung geschah zu Vere in Zeeland, wo öffentlich freilich von einem ehrlichen Kriegszuge, und nicht von beabsichtigter Piraterei geredet wurde.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Hamburgische Geschichten und Sagen Teil II