Von Claus Schwarte, dem klugen Hauptmann

Von Claus Schwarte, dem klugen Hauptmann
(1504.)

Als man schrieb 1504, da diente den Hamburgern als Schiffs-Hauptmann ein Ditmarscher, Claus Schwarte geheißen, den sie zu Sommerzeit zur Seefahrt gebraucht hatten. Dazumal war eben ein gräulich Morden und Rauben vollführet worden von etlichen rittermäßigen Personen und ihren Gesellen aus dem Wunneken-Brooke, welcher im Lauenburgischen oder bei Trittau zu suchen, allwo sie ihre festen Häuser gehabt. Da nun den Ratsherren von Hamburg verkundschaftet war, woselbst sie an einem bestimmten Tag zusammen kommen würden, um die geraubte Beute unter sich zu teilen, so beschickten sie Claus Schwarte, welcher zu dieser Winterszeit in der Stadt müßig und meistens im Stadt-Weinkeller lag, und befragten ihn, ob er sich zu einem Zuge wider die Buschklepper wolle gebrauchen lassen, wenn sie ihm genugsam Volk zur Hilfe geben würden. Als Claus Schwarte dies vernommen, dankte er dem Rate freundlich, erbot sich alles dessen, doch sollten sie ihn nur allein raten und taten lassen. Holt deshalben heimlich seine Bootsleute und Soldaten zusammen, so alle auf der Bärenhaut lagen, und gibt ihnen insgeheim seinen Befehl, so dass keiner Menschenseele davon das Geringste bewußt wurde. Zur bestimmten Stunde bei Nachtzeit aber finden sich seine Leute, die auf verschiedenen Wegen und verkleidet herzu gekommen waren, vor dem bestimmten Orte im Wunneken-Brook ein, und als Claus Schwarte sie alle zu Hauf hat, belegt und stürmt er das feste Haus, darin die Räuber beim Beuteteilen, Bechern und Würfeln wohlgemut sitzen, also dass er nach kurzem Gefechte die ganze Bande gefangen nimmt. Dieweil er sie nun auf handhafter Tat öffentlich beschlagen, achtete er sich zu prompter Justiz-Übung wohlbefugt; und dieweil, als gemeldet, allerlei Edelleute darunter waren, so setzte er ihnen so lange hart zu, bis sie ihre Namen bekennen mußten; die ließ er sodann auf Zettel schreiben, und einem Jeden seinen Namen um den Kopf binden; darnach aber, als sie bei zweien unterwegs aufgegriffenen München gebeichtet, ließ er ihnen allen durch den Büttel, den er heimlich mitgebracht, die Köpfe abschlagen und mit den Zetteln daran in einen Sack stecken, die Leiber aber allda einscharren; die vorgefundene gute Beute ließ er aufbinden und zum Beschluss das Haus an allen vier Ecken in Brand stecken. Dies alles passierte in einer einzigen langen Winternacht, und noch in derselbigen Nacht kam Claus Schwarte mit den Seinen heimlich zurück nach Hamburg, als wenn er nirgends gewesen.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Hamburgische Geschichten und Sagen Teil II