Zwei Schwärmer (1659 und 1666)

Jene Abirrung des lebendig religiösen Glaubens, wo durch Mitwirken krankhafter Nerven und überspannter Phantasie eine ebenso körperliche als geistige Gefühlsschwärmerei entsteht, steigert sich häufig bis zu Momenten des Hellsehens oder bis zu unerklärlichen Taten. Die dem Wunderglauben stets abgeneigte und hier mit Recht etwas argwöhnische Welt geht aber gewiss zu weit, wenn sie allemal und ohne Unterschied das mögliche Wahre leugnet, und sogar verspottet und lächerlich macht, was sie nicht begreifen kann. Gewiss werden unter hundert ähnlichen Fällen die allermeisten auf absichtlicher oder Selbsttäuschung beruhen, — es kann aber doch Ausnahmen geben, wo die Ehrenhaftigkeit der Personen so wenig, als die beurkundete Tatsache, solche Zweifel verträgt. Und auf dieses verhüllte Gebiet läßt sich Hamlets Wort anwenden: es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, von denen unsere Philosophen sich nichts träumen lassen.

Ob die beiden folgenden Geschichten hierher zu rechnen oder nicht, will ich unentschieden lassen, und nur die Tatsachen, möglichst gereinigt von dem entstellenden Beiwerk spottsüchtiger Berichterstatter, wieder erzählen.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Hamburgische Geschichten und Denkwürdigkeiten