Man muß sich d'ran gewöhnen

Man muß sich d'ran gewöhnen

(Mel.: Budikerlied aus dem Actienbudiker)


Verheirathet seit kurzer Zeit,
Ist schon vorbei die Herrlichkeit;
Schon seufzt der Gatte Weh und Ach,
Sein Weibchen keift den ganzen Tag;
Er aber seufzt mit Stöhnen:
Man muß sich d'ran gewöhnen.

Ein reicher Mann, daß Gott erbarm,
Wird durch das Unglück plötzlich arm.
Und gänzlich hülflos, ach herrjeh!
Sein goldgesticktes Portemonnaie
Scheint jetzt ihn zu verhöhnen:
Man muß sich d'ran gewöhnen?

Ein Fremder, der nach Hamburg reist,
Ist allemal erstaunt zumeist,
Wie ausgestellt der Schönheit Reiz
Am Dammthorwalle ohne Geiz.
Der Anblick dieser Schönen —
Er wird sich d'ran gewöhnen.

Unschuldig ward zur Wach' geführt,
Sechs Mal Herr Peter arretirt.
Und mußte unter Qualen
Stets fünf Mark vierzehn zahlen. —
Was hilft da alles Klönen,
Man muß sich d'ran gewöhnen'.

Die Crinoline ist bekannt
Und sehr beliebt in Stadt und Land.
Die Herren machen's auch so. Cri-
Nolinen-Hosen werden sie
Bald tragen, wie die Schönen:
Man muß sich d'ran gewöhnen!

Dort in Italiens duft'ger Flur
Regieren kurz die Kön'ge nur,
Vorbei ist schnell die Majestät,
Der Eine kommt, der And're geht —
Fortwährend muß neu man krönen:
Man wird sich d'ran gewöhnen'.

In einem europä'schen Land
War's von der Königin bekannt,
Daß jährlich sie ein Kind gebar;
Jetzt ist die Regel nicht mehr wahr,
Frei bleibt sie jetzt von Söhnen -
Man muß sich d'ran gewöhnen!


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Hamburger Leierkasten