Jeder nach seiner Façon

Jeder nach seiner Façon!

(Melodie aus: Berliner Kinder)


Der Eine hält gerne ein recht großes Haus,
Wirft das Geld offenhändig zum Fenster hinaus,
Der And're der mag gar zu gerne es leiden,
Darf er insgeheim die Dukaten beschneiden,
Aufmarschiren dann lassen die beschnittenen Heerden —
Laßt doch Jeden nach seiner Façon selig werden.

Mit den Moden ist jetzt ein erschreckliches Treiben,
Ganze Bücher und Bände davon könnt' ich schreiben,
So treibt mit den Namen man Unsinn. O Bedauern,
Es muß Amalasuntha die Treppe jetzt schauern,
Und Arthur Napoleon ist Knecht bei der Pferden —
Laßt doch Jeden nach seiner Façon selig werden.

Man möchte in Preußen recht gerne vermehren
Die Soldaten in dortigen stehenden Heeren.
Herr von Roon, der Minister, setzt Alles daran,
Und ging' es nach diesem hochwohlweisen Mann,
Dann müßten schließlich die Weiber auch Soldaten noch werden —
Na, laßt nur Jeden nach seiner Façon selig werden.

In der Bürgerschaft streiten sie lang oft und breit.
Und sind dann am Schlusse noch ebenso weit.
So sagte mal Riesser, was oft schon gerügt:
Daß die Ehre am Ende im Zuchthause liegt.
Also im Zuchthaus logiren die Frommen auf Erden?
Na, laßt doch Jeden nach seiner Façon selig werden.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Hamburger Leierkasten