Gewesen

Gewesen

(Mel.: Barbierlied aus Doctor Peschke)


Die Politik von heute
Ist sonderbarer Art,
Sie streicheln gegenseitig
Sich allesammt den Bart.
Die Zeitungen posaunen
Es aus in Stadt und Feld:
Welch wundergroßes Glück, die
Freiheit ist in der Welt —

Parl. Gewesen!

Als einst Kreuzzüge waren,
Betheiligten sich gern
An diesen heißen Kämpfen
Die Ritter und die Herr'n.
D'rum tönt ihr Lob allseitig
Im Mund von Greis und Kind;
Man ruft entzückt: Die Junker
Doch tapfre Männer sind —

Parl. Gewesen!

Ein Fremder will des Abends
Geh'n durch das Millernthor
Und am bewußten Häuschen
Holt er den Beutel vor.
Sein Geld will keiner nehmen,
Wohl ruft er Heh! und Pst!
Da sagt ein Hanseate:
Herr, unsre Sperre ist —

Parl. Gewesen.

Ein Pfaffe auf der Kanzel
Der seufzet Weh und Ach,
Und predigt, daß vor Zeiten
Herr'n Bileam's Esel sprach.
Da meint der Hörer Einer:
Warum denn sprechen Sie?
Es sind ja doch die Zeiten,
Wo reden durft' das Vieh —

Parl. Gewesen!

'ne Flotte neu zu bauen
Strengt man sich mächtig an,
Sein Scherflein, ob es groß sei,
Ob klein, giebt Jedermann.
Es wird schon kommen, ob auch
Das Unternehmen jung, Groß ist der Feuereifer,
Groß die Begeisterung —

Parl. Gewesen!

Da capo.

Viel Verse noch zu singen,
Bin ich sehr gern bereit,
Der Schluß des Liedes wäre
Dann aber gar zu weit.
Noch Verse mehr zu liefern,
Daß Ihren Ruf er stillt,
Ist, wie ich weiß, der Dichter
Befähigt und gewillt —

Parl. Gewesen!
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Hamburger Leierkasten