Die Tricolore

Die Tricolore

(Beliebige Volksmelodie)


Es gab eine Zeit, da hatte man
Noch keine Fahnen erfunden,
Da ward dem Sieger ein Lorbeerkranz
Mit Stolz um's Haupt gewunden.
Da kämpften sie mit Feuer und Lust
Für Vaterland und Ehre,
Und meinten dabei, daß dies genug
Und daß es ruhmvoll wäre.

Einst kam in's Land eine wilde Noth;
Da halsen keine Waffen,
Die Pest durchwüthete das Reich,
Um Tausende wegzuraffen,
Man trauerte weit und breit, und wo
Ein Kranker heimgegangen,
Da hat man an des Hauses Thür
Ein schwarzes Tuch gehangen.

Noch hing das Schwarz, da zog in's Land
Der Feind in wilden Schaaren,
Dem abgeschwächten Volke droh'n
Auf's Neue schwere Gefahren;
Es floß der edlen Kämpfer Blut,
Viel tausend sind gefangen, —
Da hat man an jedes Hauses Thür
Ein rothes Tuch gehangen.

Doch galt's im Kampfe Weib und Kind,
Die Feinde werden geschlagen,
Nach manchem schweren Strauße doch
Beginnet es zu tagen.
Der Freiheit und des Glückes Sonn'
Von Neuem kam mit Prangen —
Da ward ein goldgefärbtes Tuch
Zu den zwei andern gehangen.

Bei tiefem Leid, bei Glück und Lust,
Im Kampf, wo Tausend starben,
Trug man fortan seit jener Zeit
Als Zeichen die drei Farben.
Wir halten sie, ob Glück, ob Leid
Einkehre in uns're Thore,
Wir kämpfen und werden siegen mit ihr,
Der deutschen Tricolore.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Hamburger Leierkasten