Das paßt mir nicht!

Das paßt mir nicht!

(Melodie aus dem Goldonkel: Das ist Nichts)


In Berlin, das man geheißen
Hat die Stadt der Intell'genz,
Pflegt man stets sich zu befleißen
Einer großen Eloquenz.
Dort entstehen alle Tage
Redensarten fein und zart,
Und so heißt die allerneu'ste
Liebenswürd'ge Redensart:

Das passt mir nicht!

Auf der Straße giebt es Keile,
Und die Wächter, weil's schon spät,
Arretiren in der Eile
Einen, der von Ferne steht.
Um die Hast ihm zu verkürzen,
Führt auf's Stadthaus man ihn schnell,
Er zahlt seine fünf Mark vierzehn,
Doch es seufzet der Gesell:

Das paßt mir nicht!

Kurfürst Dieterich von Hessen
Ist ein reizender Regent,
Doch er hat es ganz vergessen,
Dass man jetzt die Freiheit kennt;
Als die Steuern man verweigert.
Weil dem Volke sie zu schwer,
Sollt's das Militair erpressen,
Doch es meint das Militair:

Das passt mir nicht!

Weil die Presse liberal ist
In Hammonia, uns'rer Stadt,
Und weil groß der Blätter Zahl ist.
Die dem Volk giebt weisen Rath,
Ließ den Nachbar man erscheinen.
Welcher den Verstand bestrickt,
Doch die Zeitungsleser meinen,
Wenn sie nur das Blatt erblickt:

Das passt mir nicht!

Garibaldi hat Neapel
Ganz aus freien Fuß gesetzt,
Jeden Freund der wahren Freiheit
Hat das sicher hoch ergötzt.
Doch weil man jetzt in Italien
Ihn zurückesetzen will
Nur um alberner Lappalien,
Wartet nur, denkt er da still —

Das passt mir nicht!

Wenn ich jetzt noch weiter singe,
Ist's am Ende doch nicht gut,
Denn es giebt gewisse Dinge,
Wo man lieber schweigen tut.
Sonst spürt man noch Lust am Ende
Mich zu sperr'n in einen Raum,
Der mir nicht gefallen könnte,
Denn ich kenn' den Winserbaum:

Das passt mir nicht!

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Hamburger Leierkasten