Das Lied vom Licht

Das Lied vom Licht

(Melodie aus: Undine.)


Gar manche Staaten
Sind wohl berathen,
An jeder Stell'
Ist's licht und hell.
Doch andern geht es, —
Mit andern steht es
So glücklich nicht —
Es fehlt das Licht.

Seht die Kosacken
Mit vollen Backen
Verzehr'n die Herr'n
Talglichter gern.
Da ist's gefährlich
Und sehr beschwerlich
Zu sagen nicht:
Wo bleibt das Licht?

In Deutschlands Gauen
Möcht' man erschauen
Längst gar zu gern
Der Freiheit Stern;
Weil dieser Prächt'ge
Das bundesnächt'ge
Deutschland durchbricht:
Es werde Licht!

In Hessen-Cassel
Ist das Schlamassel
Jetzt riesengroß
Und hoffnungslos;
Das Ministerium
Ist zwar nicht sehr dumm,
Doch ist's auch nicht
Ein großes Licht!

Mit harten Strafen
Belegt man Sclaven
Noch hie und da
In Amerika,
Europa liebt's nicht,
Doch leider giebt's nicht
Ein Volk, das spricht:
Dort werde Licht!

In einem Gasthaus
Mein Licht geht fast aus,
Ein kleines End' nur
War meine Spend' nur.
Jedoch dem Knappen
Mußt' ich berappen,
's ging anders nicht —
Zwei Mark für's Licht.

So ein Zarucker,
Ein ächter Mucker,
Vom Volk wird jetzt
Zurückgesetzt.
Es zog dem Volke
Von der Stirn die Wolke
Der Dummheit dicht —
's ward endlich Licht.

Miß Ella reizend,
Mit Liebe geizend —
Stellt jetzt sich klar
Als Knabe dar.
Ach darum war sie
Noch vor zwei Jahr sie
So spröde, ha!
Das Licht ist da!

Die frommen Mücken,
Die gern berücken
Uns den Verstand,
Sind jetzt erkannt, —
Wie alle Mücken
Sogleich ersticken,
Wenn Bahn sich bricht
Einmal das Licht.

Wenn dies Jahrhundert
Man nicht bewundert,
Rühmt man gewiß
An ihm nur dies:
Weil kühn der Fortschritt
Jetzt spricht ein Wort mit
Und Bahn sich bricht —
Es wurde Licht!


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Hamburger Leierkasten