Das Eine, doch das And' re nicht

Das Eine, doch das And're nicht

(Melodie: Couplet aus „Backfische.")


Wir dürfen zwar denken,
Uns selbst damit kränken,
Mit Reichthümern prahlen
Und Steuern bezahlen
An die Polizei —
Ja, das steht uns frei,
Doch muthig zu sagen, und es fehlt nicht der Muth,
Was Verwaltung man nennet, was recht sei und gut,
Daß auch die Polizei stets muß thun ihre Pflicht —
Das dürfen wir nicht!

In der Bürgerschaft stammeln,
Für den Kirchenbau sammeln,
In's Theater zu gehen,
Am Jungfernstieg stehen
Zu Zwei oder Drei —
Ja, das steht uns frei.
Doch wenn wir bekneipt, auf der Strasse eins singen.
Bei Nacht uns'rem Mädchen ein Ständchen zu bringen,
Oder in den Laternen auslöschen das Licht —
Das dürfen wir nicht!

Uns're Wechsel zu decken,
Beerlaunersch zu necken,
Von Jungfrau'n in den Gassen
Uns anrufen zu lassen,
Geh'n wir dort vorbei —
Ja, das steht uns frei.
Doch am Alsterbassin eine Schlafstatt zu suchen
Im grünenden Rasen, dem weichen — ja Kuchen;
Oder daß man am Alsterdamm Scheiben zerbricht —
Das dürfen wir nicht!

Parfüm mitzunehmen,
Wenn wir uns bequemen,
Uns früh schon um neune
Zu machen auf die Beine,
An tausend Eimern vorbei —
Ja, das steht uns frei.
Doch Abends um neun durch die Straßen zu trecken,
Und etwa die braven Constabulör necken,
In einer Wirthschaft vergessen zu bezahlen die Pflicht —
Das dürfen wir nicht!

Zwei Schilling, die sonst wir
Dem Ehegespons wir
Zur Sperr' mußten abringen,
Auch jetzt zu erzwingen,
Wo sie lange vorbei —
Ja, das steht uns frei.
Indeß mit der Ehegemahlin 'nes Andern
Per Dampfschiff ganz still nach Amerika wandern,
Oder gar zu verspotten die Herr'n vom Gericht —
Das dürfen wir nicht!




Dieses Kapitel ist Teil des Buches Hamburger Leierkasten