Bedeutung Hamburgs. Propaganda in fernen Weltteilen. — Friedliche Eroberungen. — Herrschaft über den dänischen Markt. — Handelsstatistische Nachweise

Gleich der erste Eindruck, den Hamburg auf die Fremden macht, ist der einer großen Handelsstadt; der kaufmännische Verkehr guckt aus allen Fenstern. Dennoch wird dieser Eindruck bei genauerer Kenntnisnahme noch hundertfältig überboten. So wenig die paarmalhunderttausend Einwohner als solche zum großen deutschen Ganzen ausmachen, so wichtig sind sie doch durch ihre Tätigkeit für Erhöhung des deutschen Namens. Neben unserer Wissenschaft, und in mancher Beziehung noch vor jener, ist es der Handel, der den guten Klang unseres Vaterlandes über die Erde zu tragen im besten Werke ist. An den entlegensten Küsten des westlichen Amerika, in Neuholland, in Afrika und Ostindien gibt es weite Strecken, wo man den Namen Deutschlands nur durch seine Handelsstädte kennt; und allen voran weht die Hamburger rot-weiße Flagge mit den drei Türmen.
Hamburg in Deutschland! oder Deutschland in Hamburg! Der gelbe Malaie, weiß nicht, was richtig ist, aber er kennt Hamburg als eine Großmacht in seinem Sinne. Wer wollte da die politische Wichtigkeit verkennen, die jener Bedeutung anhängt. Natürlich mehr noch macht sich das in der Nähe geltend. Es ist eine bekannte Tatsache, dass alle Geldkurse bis Kopenhagen und weiter von hier aus bestimmt werden und dass der fünfte Teil des englisch-europäischen Handels über diesen Nordseeplatz geht, beiläufig eine vortreffliche Konjunktur für den Schutz unserer Küsten, da die Stockungen des hiesigen Handels in die englische Buchführung ein gewaltiges Loch reißen würden.
Eine solche dem Auslande abgedrungene Anerkennung materieller Wichtigkeit kann einen gewissen Respekt nicht auslassen, der auch dem Mutterlande zugute kommt.

Handelsstatische Nachweise. Eine kleine Abschweifung auf dieses Gebiet wird für den Leser nicht ohne Interesse sein. Es sind Auszüge aus den offiziellen statistischen Berichten. Voranschicken muss ich jedoch, dass das dort Aufgezeichnete nur die Menge und den Werth der wirklich in Hamburg eingetroffenen und zwar zur Verzollung (von höchstens ½% des Wertes) angemeldeten Waren umfasst. Das bleibt aber immer nur ein kleiner Teil gegen das, was durch Hamburger Handelshäuser überhaupt von einem fremden Platze nach dem andern beordert wird, ohne hierher zu kommen, in welchem Falle das wohl die Handlungsbücher der betreffenden Häuser angeht, aber nicht zur Kenntnis des statistischen Büros kommt.


Die Einfuhr von Waren hatte sich stets gesteigert und in den Jahren 1856 und 1857 eine ungeheure Höhe erreicht. Der Schluss des Jahres 1857 brachte die große Handelskrisis und einen erheblichen Abfall für 1858, welches mit seiner Einfuhr, nach dem Gewichte, allerdings über 1855 blieb, aber nicht dessen Wert erreichte. Das Jahr 1859 schwang sich aber schon wieder höher als irgend ein Jahr seit dem Bestehen Hamburgs, 1858 und 1857 ausgenommen. Das Jahr 1860 hat seinen Vorgänger abermals um ein Bedeutendes übertroffen.

Zahlen erklären am besten: 1848 betrug der Wert der Einfuhr 109.845.140 Thaler; 1859, also 11 Jahre später, 235.736.015 Thlr.

Nach dem Gewichte und beim Vergleich der vorletzten beiden Jahre stellt es sich so: 1858 wurden eingeführt netto Zentner 32.200.550; 1859 aber 33.652.039, mit einem Mehrwerte gegen 1858 von 68.974.050 Mark Banco (2 M. B. --- 1 Thlr. pr. Crt.), also etwa 13 ¾%.

Von dieser Einfuhr kamen. etwa 2/3 see- und 1/3 land- und flusswärts. Der Beitrag der verschiedenen Länder der Welt schwankt natürlich je nach den politischen Bewegungen, kaufmännischen Konjunkturen und Ernteausfällen. So war im Jahre 1859 die Einfuhr von China geringer, ebenso von britisch Ostindien, hatte aber ganz bedeutend zugenommen von niederländisch Ostindien, den Vereinigten Staaten Nordamerikas, England, Brasilien, afrikanischer Ostküste, Kuba, Russland, Norwegen, Schweden, Triest, Frankreich usw. Ferner nahm bei Verringerung der Postzufuhr die Einfuhr durch die Berlin-Hamburger Eisenbahn außerordentlich zu und betrug 1859 2.928.246 Ctr., außerdem 123.881 Stück Schlachtvieh. Von Schlachtvieh wurden 1859 im Ganzen 254.434 Stück und zwar fast 60.000 Stück mehr als 1858 eingeführt. Kaffee kam herein 700.860 Ctr., im Werte von 24.920.730 M. B. oder halb so viel Vereinsthaler. Ähnlich mit Zucker, Wein, Weizen, Früchten, Farbhölzern, Drogen, Manufakturwaren usw.

Im Jahre 1859 kamen 4.554 Seeschiffe an mit 377.023 Last à 6.000 Pfund, von diesen waren 1.642 englische und 737 hamburgische. Die größten Schiffe hatte durchschnittlich Hamburg und Nordamerika gestellt.

Überseeische Dampfer waren 1.083 dabei. Die Bemannung der Seeschiffe zählte 45.327 Köpfe (1860 noch mehr). Die Zahl der Flussschiffe betrug 4.527. Die Unmasse von Ewern, Booten, Kähnen, Jollen ist nicht mit gerechnet.
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