Bildungswesen

Was an den künstlerischen Zuständen im Nordwesten unzulänglich ist, ergibt sich im letzten Grunde aus der verkehrten Einrichtung des Bildungswesens. Überall sorgen Staat und Gemeinde für die niedere Bildung in bester Absicht, überall vernachlässigen sie die höhere. Es ist nicht möglich, auf diesem Wege Kultur zu schaffen. Die weiteste Verbreitung von Elementarkenntnissen im Handwerkerstand wiegt die Bedeutung eines wirklich produktiven malerischen Genies, eines kultivierten, originellen Architekten nicht auf, wenn sie in der Heimat ihr Wirkungsgebiet finden. Es kommt immer darauf an, dass das Höchste geleistet werde, nur dann hebt sich das Niveau auch des Niedrigsten. Wenn im Nordwesten die leitenden Mächte nicht einsehen, dass ihre Sorge sein muss, den künstlerischen Begabungen auf dem Boden der Heimat die höchste Ausbildung und Bildung zu geben, so werden wir binnen kurzem das alte Kulturgebiet zu einem Brachacker werden sehen, auf den alle Unkräuter der Fremde einwandern.

Schutz vor dem lahmlegenden Import von Ideen und Erzeugnissen von außen gewährt nur die höchste Entwicklung der eigenen Produktion.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Hamburg Niedersachsen – Städtestudien