Hamburg, Juni. 1864

Autor: anonym aus: Morgenblatt für gebildete Leser, Erscheinungsjahr: 1864
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Neubauten, Hamburg, Bayerisches Bier, Der zoologische Garten, Herzog Friedrich von Schleswig-Holstein in Altona, Das Seetreffen bei Helgoland, Theater
Aus: Morgenblatt für gebildete Leser. 1864

Das Morgenblatt für gebildete Leser (seit 1837, vorher: Morgenblatt für gebildete Stände) ist der bedeutendste Vertreter eines neuen Zeitschriftentypus, zu Beginn des 19. Jahrhunderts.

Mit seiner Auflage von 2.500 Exemplaren, davon etwa 1.400 Abonnements, war es das führende literarische Unterhaltungsorgan in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Von 1807 bis 1865 erschien es in Stuttgart und Tübingen im Verlag der Cotta'schen Verlagsbuchhandlung, einem der einflussreichsten deutschen Verlage seiner Zeit.

Idee und Konzept zu der vier- bis sechsseitigen und bis zu sechsmal wöchentlich erscheinenden, im Zeitungsstil aufgemachten Zeitschrift stammten von dem Verleger Johann Friedrich Cotta. Der Inhalt war eine vielfältige Mischung aus Reiseberichten, Gedichten, Lebenserinnerungen, Aufsätzen zu Literatur, Geschichte, Kunst und Naturkunde, sowie Rezensionen. Die Zeitschrift hatte aufgrund der Vielzahl bedeutender Mitarbeiter schnell großen Erfolg; kaum ein wichtiger Autor der Zeit fehlte auf der Mitarbeiterliste. Die Prominenz der Mitarbeiter führte dazu, dass von dem ursprünglichen Prinzip, die Beiträge der Zeitschrift anonym erscheinen zu lassen, zusehends abgewichen wurde. Quelle: Wikipedia
Neubauten

Obwohl Zoll und Akzise, diese beiden, unserer handeltreibenden Welt überaus missliebig gewordenen Abgaben noch nicht definitiv abgeschafft morden sind, beginnt man doch an einigen Punkten zwischen der eigentlichen Stadt und dem vorstädtischen Anbau die seit Aufhebung der Torsperre unnütz gewordenen Torsäulen nebst Anhang zu beseitigen. So sind in neuester Zeit Ferdinands- und Steintor, die Hauptzugänge aus der innern Stadt nach der volkreichen Vorstadt St. Georg, abgetragen worden, wodurch die breiten, schönen Wallanlagen mit ihren reichen Baumgruppen und anmutigen Spaziergängen nur gewonnen haben. Zwischen beiden nunmehr verschwundenen Toren wurde schon im vorigen Jahr der tiefe Stadtgraben in der Weise zugeschüttet, dass jetzt von der Promenade des Glockengießerwalles auf breitem Damme ein ganz neuer Verkehrsweg über den Stadtgraben direkt in die genannte Vorstadt hinüber läuft, dem man zum Andenken an den zu früh verstorbenen Freiherrn von Merck den Namen „Merckstraße“ beigelegt hat. Wie zu beiden Seiten dieser Straße lange Häuserreihen erbaut worden sind, so wird in deren nächster Nähe auf einer fast ganz ausgeebneten Höhe der Wallanlagen sich künftig das imposante Gebäude der neuen Kunsthalle erheben, welche bestimmt ist, die Schätze unserer städtischen Galerie in sich auszunehmen. Nahe dabei dürfte dann auch, neuerem Beschlusse zufolge, das Schillerstandbild zu stehen kommen, zu welchem hoffentlich im November dieses Jahrs der Grundstein gelegt werden wird.

So lange der Streit über Ausheben oder Beibehalten von Zoll- und Akziselinien dauert, hört man auch über das geringe Wachsen unserer Stadt Klage führen, das in keinem rechten Verhältnis mit der Wichtigkeit sowohl ihrer merkantilen Lage wie ihres bedeutungsvollen Weltverkehrs stehen soll. Wir bescheiden uns nun zwar gern und maßen uns keineswegs ein Urteil darüber an, ob mit dem Wegfall von Zoll und Akzise sofort gleichsam neues Leben in alle Glieder der Stadt fahren und sie zu gewaltigem Wachstum nach allen Seiten hin bringen würde. Uns will nur nicht einleuchten, dass Hamburg als Stadt sich zu langsam vergrößern soll. Dieser Behauptung widerspricht wenigstens das vergangene Jahrzehnt tatsächlich. Während dieses Zeitraums bedeckte sich fast die ganze Uhlenhorst im Nordosten der Stadt mit Straßen, deren gärtenumhegte Häuser fast ohne Ausnahme als die prachtvollsten Villen erscheinen. Der Verkehr dieses unbedingt schönsten vorstädtischen Anbaus mit dem Mittelpunkt der alten Stadt wird zu Lande durch Omnibusse, zu Wasser auf Binnen- und Außenalster durch, wenn ich nicht irre, elf schlanke, elegante und schnell die blauen Wogen durchpflügende Dampfboote vermittelt. Nicht weniger stark durch die Anlage großartiger Fabriken, Speicher und ebenfalls ganzer Straßen, die samt und sonders bewohnt sind, ist die Stadt in das noch immer nicht vollkommen entwässerte Terrain des Hammerbrook hineingewachsen. In der Vorstadt St. Pauli aber und auf dem Landgebiet vor dem Dammtor, der idyllisch lieblichsten Umgebung der Stadt, sind so zahlreiche Bauten entstanden und neue bereits wieder in Angriff genommen, dass man füglich über dieses schnelle Wachstum sich verwundern muss. Man darf dabei zu erwähnen nicht vergessen, dass die Mehrzahl aller neu erbauten Häuser in hohem Grade den Anforderungen der stark verwöhnten Zeit vollkommen entsprechen, dass sie also glänzend, ja luxuriös eingerichtet sind, mithin auch sehr hohe Mietpreise bedingen. Und dennoch sind diese palastartigen Wohnungen kaum notdürftig ausgetrocknet, so werden sie auch schon bezogen, und zwar in der Regel für Sommer und Winter, oder es finden sich Liebhaber, welche sie den Erbauern für höchst respektable Preise abkaufen.

Ein noch schnelleres Wachsen ins freie Land hinein mag für manchen vortheilhaft sein und könnte wohl auch als Zeichen einer sich rasch mehrenden Bevölkerung, wie eines größeren Verkehrs dienen; ob aber die Mehrheit Gewinn davon haben würde, dürste doch sehr fraglich sein. Bis jetzt hat sich die Spekulation der Bauunternehmer, so weit sich dies beurteilen lässt, noch nicht verrechnet, obwohl bei weitem die Mehrzahl aller neu erbauten Häuser nur von Wohlhabenden bezogen oder käuflich erworben werden können. Es will uns aber nicht einleuchten, dass das Bedürfnis, kostspielige Wohnungen zu beziehen, gleichen Schritt halten würde mit vermehrter Baulust. Die seitherige schnelle Bevölkerung der neu angelegten Straßen vor den Toren findet seine Erklärung in dem Mangel an Raum für Comptoirs und Lager in den eng zusammengedrängten Straßen der innern Stadt und in dem sehr vernünftigen Wunsche, frische Luft zwischen Gärten und Wiesen einzuatmen. Ist diesem Bedürfnis genügt, so dürfte später mancher schöne Neubau länger als bisher unbewohnt bleiben.

Hamburger Baumwollbörse

Hamburger Baumwollbörse

Blick auf Hamburg - Unterelbe

Blick auf Hamburg - Unterelbe

Blick auf die Hamburger Binnenalster

Blick auf die Hamburger Binnenalster

Hamburger Börse

Hamburger Börse

Lagerhäuser im Hamburger Freihafen

Lagerhäuser im Hamburger Freihafen

Hamburger Hafenbilder

Hamburger Hafenbilder

Hamburger Hafenbilder

Hamburger Hafenbilder

Bismarkdenkmal in hamburg um 1900

Bismarkdenkmal in hamburg um 1900

Hamburg Alster 1892

Hamburg Alster 1892

Hamburg Brandstwiete 1775

Hamburg Brandstwiete 1775

Hamburg Hafen mit Uferpromenade

Hamburg Hafen mit Uferpromenade

Hamburg Hafenpartie

Hamburg Hafenpartie

Hamburg Hauptbahnhof um 1900

Hamburg Hauptbahnhof um 1900

Hamburg Jungfernstieg 1830-1855

Hamburg Jungfernstieg 1830-1855

Hamburg Rathaus

Hamburg Rathaus

Hamburg Zollenbruecke 1888

Hamburg Zollenbruecke 1888