HERSFELD. RB Cassel Kr. Hersfeld.
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bd.1, Mitteldeutschland
Autor: Dehio, Georg (1850-1932), Erscheinungsjahr: 1914
Themenbereiche
HERSFELD. RB Cassel Kr. Hersfeld.
K. des ehem. Benedikt.-Klst. Gegr. 769, erster Neubau 831, zweiter Neubau nach Brand 1037, Krypta gew. 1040, Lhs. gew. 1144, 1761 von den Franzosen niedergebrannt, jetzt Ruine. — Großartige Raumschöpfung in schlichten strengen rom. Formen. Bruchstein mit (ursprünglichem?) Verputz und sorgfältig behandelten Hausteingliedern, rote und weiße Schichten wechselnd. Flachgedeckte Basilika auf kreuzförmigem Gr. Ganze lichte Länge (nach Ausschaltung der Vorhalle) 94,5, Lhs. (innen) 47:30, Qsch. 57,5:13, Langchor 20:13. Abweichend von der normalen Anlage des ausgebildeten rom. Stils ist die starke Ausladung der Kreuzflügel, das Fehlen einer Absonderung der Vierung vom übrigen Qsch., der über das Quadrat verlängerte Gr. des Chors. (Aus diesen und anderen Gründen kann vermutet werden, daß der bestehende Bau des 11. Jh. sich der Anlage des 9. angeschlossen habe). Die Krypta hat 3 Sch. von gleicher Breite, quadr. Kreuzgwbb. ohne Gurten, als Stützen 4 Paar Sll. mit steilen attischen Basen ohne Eckzier, Wandpfll. und Wandblenden, in jeder Blende 2 kleine Fenster; der unter der Apsis liegende Raumteil durch stärkere Pfll. abgesondert und mit 3 Altarnischen. Der Langchor durch schlanke Blenden gegliedert (Zusammenhang mit Limburg a. H.); er hat je 4 Fenster, die Apsis ihrer 3. Das Qsch. hat in jedem Flügel eine Apsis und 3 Türen, die Apsiden von ungewöhnlich schlanker, hoher Figur, so daß sie in die Fensterregion hineinragen und hier nur für einen Okulus (mit Vierpaß!) Platz lassen. Im Lhs. je 9 (jetzt ganz zerstörte) Arkaden, die Sll. mit monolithen verjüngten Schaften, schlichten, mächtigen (Seitenlänge mehr als 1 m) Würfelkaptt., attischen Basen mit Ecksporen, einfachst profiliertes Gurtgesims, ungewöhnlich große Fenster mit wenig abgeschrägten Gewänden. Höhe 23m (übereinstimmend mit der unter gleicher Bauleitung begonnenen Klst.-K. Limburg a. H.). Sehr eigentümlich der WBau, ein Kompromiss von Chor und Eingangshalle. Die letztere ein 13 m tiefes Rck., zur Hälfte [pg 185] über die Flucht der Türme vor-, zur anderen Hälfte in das Msch. einspringend, tonnengewölbt, nach W mit offenem Bogen, nach O Portal. Die mächtigen Mauermassen dieser Vorhalle dienen als Substruktion eines 1/2kreisförmig zwischen den Türmen vorspringenden Chors. Breite Treppen innerhalb der Türme führen zu ihm hinauf. Gegen das Msch. ein vorspringender, von 3 Arkaden getragener Altan (Basen in situ erhalten). Von den Türmen, die sehr stattlich waren, nur der südl. erhalten; die 2 obersten Geschosse haben jederseits zwei Doppelfenster und Blenden. Im letzten Geschoß ein rundbg. gewölbtes Gemach mit primitiven Kreuzrippen, die nahe dem Boden auf streng rom. geformten Kragsteinen ruhen. — Das Äußere höchst einfach; etwas lebhafter gegliedert nur die OApsis: 4 Pilaster mit herumgekröpftem Schmiegengesims, darüber das interessante Motiv eines Kranzes kleiner flacher Nischen, Vorläufer des Zwerggaleriemotivs, Bg.Friese fehlen überall. Durch einen Sockel mit attischer Basis nur der WBau ausgezeichnet. Werkstoff: verputzter Bruchstein, an den Gliederungen Sandsteinquadern im Wechsel von weiß und rot. — Vorbau am nördl. Kreuzarm, Tür und Fenster in reichen sprom. Formen, an den Kapitellen der Ziersäulchen mannigfache figürliche Darstellungen. — In einiger Entfernung (SO) von der K. ein Einzelturm in reichen Formen des 12. Jh. — Stiftsgebäude am südl. Kreuzarm mit sprom. Resten. Reicher Taufstein 2. H. 14. Jh., in Spitzbg.-Blenden die 12 Apostel, in den Zwickeln Vögel, Tiere, Engel. — Lullusglocke angebl. M. 11. Jahrhunderts.
Stadt-K. Beg. vor 1323, nach Brand 1439 Umbau als Hallenkirche von 4 Jochen mit 1sch. Chor von 3 Jochen und polyg. Schluß, im W vortretender Turm von 6 Geschossen. Reste von Glasmalerei in Teppichmustern.
Spital-K. 14. Jh. Rck. ohne Chor, nur OS. mit 3 pyramidal gruppierten Fenstern unverändert.
Rathaus. Kräftiger Sprenss.-Bau mit barocker Tendenz. Aller Schmuck auf die Giebel geworfen, die das hohe Dach vollständig einschließen, je 2 an den Langseiten, je einer an den Schmalseiten, bez. 1597, 1612.
Kantorwohnung bei der Stadt-K. Fachwerkbau 1460. (Das Datum gültig wohl nur für den Unterbau.)
Vor der Stadt Schloss Eichhof, got., spgot. u. renss. Über dem Tor Inschrifttafel zwischen den Statuen zweier Äbte.
K. des ehem. Benedikt.-Klst. Gegr. 769, erster Neubau 831, zweiter Neubau nach Brand 1037, Krypta gew. 1040, Lhs. gew. 1144, 1761 von den Franzosen niedergebrannt, jetzt Ruine. — Großartige Raumschöpfung in schlichten strengen rom. Formen. Bruchstein mit (ursprünglichem?) Verputz und sorgfältig behandelten Hausteingliedern, rote und weiße Schichten wechselnd. Flachgedeckte Basilika auf kreuzförmigem Gr. Ganze lichte Länge (nach Ausschaltung der Vorhalle) 94,5, Lhs. (innen) 47:30, Qsch. 57,5:13, Langchor 20:13. Abweichend von der normalen Anlage des ausgebildeten rom. Stils ist die starke Ausladung der Kreuzflügel, das Fehlen einer Absonderung der Vierung vom übrigen Qsch., der über das Quadrat verlängerte Gr. des Chors. (Aus diesen und anderen Gründen kann vermutet werden, daß der bestehende Bau des 11. Jh. sich der Anlage des 9. angeschlossen habe). Die Krypta hat 3 Sch. von gleicher Breite, quadr. Kreuzgwbb. ohne Gurten, als Stützen 4 Paar Sll. mit steilen attischen Basen ohne Eckzier, Wandpfll. und Wandblenden, in jeder Blende 2 kleine Fenster; der unter der Apsis liegende Raumteil durch stärkere Pfll. abgesondert und mit 3 Altarnischen. Der Langchor durch schlanke Blenden gegliedert (Zusammenhang mit Limburg a. H.); er hat je 4 Fenster, die Apsis ihrer 3. Das Qsch. hat in jedem Flügel eine Apsis und 3 Türen, die Apsiden von ungewöhnlich schlanker, hoher Figur, so daß sie in die Fensterregion hineinragen und hier nur für einen Okulus (mit Vierpaß!) Platz lassen. Im Lhs. je 9 (jetzt ganz zerstörte) Arkaden, die Sll. mit monolithen verjüngten Schaften, schlichten, mächtigen (Seitenlänge mehr als 1 m) Würfelkaptt., attischen Basen mit Ecksporen, einfachst profiliertes Gurtgesims, ungewöhnlich große Fenster mit wenig abgeschrägten Gewänden. Höhe 23m (übereinstimmend mit der unter gleicher Bauleitung begonnenen Klst.-K. Limburg a. H.). Sehr eigentümlich der WBau, ein Kompromiss von Chor und Eingangshalle. Die letztere ein 13 m tiefes Rck., zur Hälfte [pg 185] über die Flucht der Türme vor-, zur anderen Hälfte in das Msch. einspringend, tonnengewölbt, nach W mit offenem Bogen, nach O Portal. Die mächtigen Mauermassen dieser Vorhalle dienen als Substruktion eines 1/2kreisförmig zwischen den Türmen vorspringenden Chors. Breite Treppen innerhalb der Türme führen zu ihm hinauf. Gegen das Msch. ein vorspringender, von 3 Arkaden getragener Altan (Basen in situ erhalten). Von den Türmen, die sehr stattlich waren, nur der südl. erhalten; die 2 obersten Geschosse haben jederseits zwei Doppelfenster und Blenden. Im letzten Geschoß ein rundbg. gewölbtes Gemach mit primitiven Kreuzrippen, die nahe dem Boden auf streng rom. geformten Kragsteinen ruhen. — Das Äußere höchst einfach; etwas lebhafter gegliedert nur die OApsis: 4 Pilaster mit herumgekröpftem Schmiegengesims, darüber das interessante Motiv eines Kranzes kleiner flacher Nischen, Vorläufer des Zwerggaleriemotivs, Bg.Friese fehlen überall. Durch einen Sockel mit attischer Basis nur der WBau ausgezeichnet. Werkstoff: verputzter Bruchstein, an den Gliederungen Sandsteinquadern im Wechsel von weiß und rot. — Vorbau am nördl. Kreuzarm, Tür und Fenster in reichen sprom. Formen, an den Kapitellen der Ziersäulchen mannigfache figürliche Darstellungen. — In einiger Entfernung (SO) von der K. ein Einzelturm in reichen Formen des 12. Jh. — Stiftsgebäude am südl. Kreuzarm mit sprom. Resten. Reicher Taufstein 2. H. 14. Jh., in Spitzbg.-Blenden die 12 Apostel, in den Zwickeln Vögel, Tiere, Engel. — Lullusglocke angebl. M. 11. Jahrhunderts.
Stadt-K. Beg. vor 1323, nach Brand 1439 Umbau als Hallenkirche von 4 Jochen mit 1sch. Chor von 3 Jochen und polyg. Schluß, im W vortretender Turm von 6 Geschossen. Reste von Glasmalerei in Teppichmustern.
Spital-K. 14. Jh. Rck. ohne Chor, nur OS. mit 3 pyramidal gruppierten Fenstern unverändert.
Rathaus. Kräftiger Sprenss.-Bau mit barocker Tendenz. Aller Schmuck auf die Giebel geworfen, die das hohe Dach vollständig einschließen, je 2 an den Langseiten, je einer an den Schmalseiten, bez. 1597, 1612.
Kantorwohnung bei der Stadt-K. Fachwerkbau 1460. (Das Datum gültig wohl nur für den Unterbau.)
Vor der Stadt Schloss Eichhof, got., spgot. u. renss. Über dem Tor Inschrifttafel zwischen den Statuen zweier Äbte.