HAINA. RB Cassel Kr. Frankenberg.

Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bd.1, Mitteldeutschland
Autor: Dehio, Georg (1850-1932), Erscheinungsjahr: 1914
Themenbereiche
HAINA. RB Cassel Kr. Frankenberg.

Ehem. Cistercienser-Klst. Hierher verlegt 1221. Ein Weiheakt [pg 165] 1224 kann sich nur auf die ersten Anfänge des Kirchenbaues beziehen. Weiterhin fehlen alle sicheren Nachrichten. Der Grundriß einheitlich im normalen Schema des Ordens: Chor rck. mit plattem Schluß, an der OWand des Qsch. je 3 Kapp., Lhs. von 9 Jochen. In der Ausführung 3 Abschnitte. 1. Unterbau der OTeile rein rom., auch die aus dem Kreuzgang (OFlügel) in das erste Joch des Lhs. führende Tür rundbg., wenn auch mit gotisierendem Blattwerk. 2. Übergang zum Hallensystem und zur frühgot. Stilform unter einer wesentlich französich gefärbten Bauleitung, ohne Anklänge an den deutschen Übergangsstil. Der jüngste Bearbeiter der Baugeschichte von H. (O. Liemke) setzt den Eintritt des got. Meisters 1224 bis 1228 und erklärt H. für den zweitältesten rein got. Bau in Deutschland, unmittelbar nach Wetzlar und vor Marburg. Diese Behauptung enthält nichts geradezu Unmögliches, aber es fehlt ihr doch auch jede festere Begründung. Die Schulrichtung ist dieselbe wie in S. Elisabeth (Mutterschule Soissons), und ich halte es noch immer für das Wahrscheinlichste, daß sie in Hessen zuerst hier eingesetzt hat. Danach wären die ältesten got. Teile in H. in die 40er Jahre zu setzen. Es ist der Oberbau von Chor und Qsch. Die Fenster sind hier 2teilig, der große Kreis der Krönung mit Sechspaß ausgesetzt (in Marburg noch glatt), besonders schön das 2×2 geteilte große Fenster des Chorschlusses. Die Fenster der 5 östl. Langhausjoche bleiben 2teilig, nehmen aber Kleeblattbogen an und in der Krönung eine Gruppe von Dreipässen. — Das angenommene Verhältnis zu Marburg bezieht sich nur auf die OTeile. Mit der Annahme des Hallensystems könnte H. im Vorsprung gewesen sein. Der Querschnitt ähnelt in der Schmalheit der Sschiffe und der starken Stelzung ihrer Gwbb. dem Marburger, in der weniger steilen Höhenproportion den westfälischen Hallenkirchen. Enorm stark im Verhältnis zur Arkadenöffnung sind die Pfeiler. Ihre Zusammensetzung wie in Marburg, nur daß der dem Quergurt entsprechende Dienst in 4 m H. auf einen Kragstein gesetzt ist. Das Wandsystem ist 2geschossig und im Erdgeschoß sehr stark (2 m), auf der NSeite durch Nischen mit kleinen Fenstern gegliedert, auf der SSeite (wegen des Kreuzganges) ohne Durchbrechung; im 2. Geschoß dünne Wandung, Strebepfll., Fensterdurchbrechung. 3. Die 4 WJoche und die WFront 1. H. 14. Jh. Das System bleibt dasselbe, verändert ist das Detail, am auffälligsten in den Maßwerkformen. — Am 6. Pfeilerpaar Lettner E. 13. Jh. in schlichten, spröden got. Formen. Im Chor Wandtabernakel 1. H. 14. Jh. von schärfster Feinheit der Meißelarbeit. — Chorstühle 14. Jh. — Grabsteine der Grafen v. Ziegenhain (der [pg 166] letzte † 1450). Steinrelief, auf Landgraf Philipps Klosterreformation bezüglich, 1542. — Glasmalereien des 14. Jh., grau in graue Teppichmuster (mehrere neu). — Glocke im Dachreiter älter als dieser, 1225 vom Erzbischof von Mainz geweiht und mit dessen Siegel versehen.

Klostergebäude (jetzt Irrenanstalt). OFlügel des Kreuzgangs E. 13. Jh., S- und WFlügel 1. H. 14. Jh., NFlügel 1858. Im O 2 Säle, jeder mit 2×3 Kreuzgwbb. Im S Refektorium, 2×5 Gwbb. (Obergeschoß neu), westl. anschließend die Küche, östl. die sog. Wermutskammer. Die Gebäude am westl. Flügel mit dem Sommerrefektorium 15. Jh.