Abschnitt 19

Hierauf trug die Garde den ersten Gang des Eßens unter Anführung eines Wachtmeisters. Wie sie auch den 2 ten Gang aus der Küche und das Confet, beydemal, unter Anführung eines Officiers an die Tafel trug.

Nach erfolgter völliger Servirung der Tafel, welche mit neuen SilberService . . . serviret, wurde solches vom Herrn OberMarschall der Durchl. Herrschafft gemeldet. Dieselben erhoben Sich . . . unter Vortretung des ganzen Hofes und der Marschälle mit Stäben, wobey die LeibGarde wieder auf die Art, wie oben gemeldet worden, paradirte zur Tafel. . . .


Als die Durchl. Herrschafften in den Saal waren, wurde den Cavaliers und Officiers, welche, bis an die Tafel, geleuchtet hatten, die Leuchter von hierzubestellten Pagen abgenommen, und hierauf rangirten sich diese Cavaliers und Officiers hinter die Stühle der Fürstl. Personen. . . . Nachdem solches geschehen, presentirten die zum WaßerServiren bestellten Cavaliers den Durchl. Herrschaften die Servietten zum Waschen auf Credenz-Tellern. . . . Wärend der WaßerServirung stunden die beyden Marschälle mit den Stäben der Durchlauchtigsten Herrschafft gegen über und zwischen denselben der Page zum Bethen, der, so bald die WaßerServirung geschehen war, solches verrichtete. Hierauf rückten die obbenanten HofCavaliers und die Ofticiers, welche geleuchtet, auch Handschuh und Hüthe abgenommen hatten, den Durchl. Herrschafften die Stühle, und nachdem sich Selbige gesetzt, auch alle übrigen, welche an diese Tafel gezogen wurden, Platz genommen hatten, stellten sich die Marschälle mit ihren Stäben, die Darnes, so die Schleppe getragen, die Servirenden Cavaliers und der ganze Hof hinter die Herrschafft und blieben stehen, bis Sich selbige das Trinken geben laßen. . . .

Sobald die Durchlauchtigsten Herrschafften Sich das Trinken hatten geben laßen, giengen die Marschälle mit dem ganzen Hof, ingleichen die Cavaliers so Servirt hatten, ab, und verfügten sich mit den übrigen Dames aus der Stadt an ihre Tafeln.

Da keine Gesundheiten aus grosen Gläsern ausgebracht, folglich keine Canonen weiter gelöset wurden, so hat die Capelle bey Tafel aufgewartet.“

An der herzoglichen Tafel speisten 24, an der Obermarschallstafel 22, an der Hofmarschallstafel 24, an der Reisemarschallstafel 25 und an einer „Bey-Tafel“ 17 Personen. „Bey 2 ten Gang des Eßens an der Herzogl. Tafel kamen die beyden Marschälle mit ihren Stäben und die Cavaliers welche das Trinken Servirt wieder hinter die Herrschafft, und sobald Serviret war, verfügten sich dieselben wieder an ihre Tafeln, und bey Servirung des Confet kamen solche mit den ganzen Hofe, und den 2 HofDames so die Schleppe zu tragen hatten, wieder und hielten sich hinter der Herrschafft, bis solche auf stunden. Sogleich nach dem Aufsteigen und sobald sich die Marschälle mit dem Pagen zum Bethen auf ihren Platz gestellet hatten, geschah die WaßerServirung zum Waschen, wie vor der Tafel, und nach diesen wurden denen Herrschafften die Handschuh und Hüthe von denen Cavaliers, so ihnen die Stühle abgerückt hatten, wieder gegeben und wie solches geschehen verrichtete der Page das Gebeth.

Hierauf verfügten sich die Herrschafften unter Vortretung des ganzen Hofes auf dieselbe Art, wie sie zur Tafel gegangen waren, in das BrautGemach, so auf der SteinCallerie, neben den Zimmern des Durchl. Bräutigams, war, und die Leibgarde zu Pferde paradirte nun im Vorgemach der Churfürstl. Zimmer bis auf die SteinGallerie beym Durchgehen wieder auf gleiche Weise wie vor der Tafel, und hiermit endigte sich die öffentliche Solennitat dieses feyerlichen Tages.

Der Durchl. Prinz hat bey Dero Ankunfft 2 Gardes du Corps zur Wache vor Dero Zimmer bekommen, am Trauungs- Tage aber ist ein Unterofficier mit 6 Mann zur EhrenWache gestellet worden, und hat beym Aus- und Eingehen vor die Durchl. Neuvermählten die Honneurs gemacht; und diese Wache isl bis zur Abreise des Durchlauchtigsten Prinzen stehen blieben.

Tages darauf, als Freytag den 2 ten Jun. war wiederum Calla, jedoch ohne Servirung und ohne Solennitaeten. . . . Abends war Bal paré im Tafelgemach. . . Der Fürstl. Bräutigam eröffnete mit der Fürstl. Braut den Bal, denen hierauf die übrigen Durchlauchtigsten Herrschafften nebst Dames und Cavaliers folgten. Um 10 Uhr erhoben sich die Durchlauchtigsten Herrschafften in den SpiegelSaal zu Tafel. . . . Nach der Tafel wurde nicht weiter getanzt, sondern die Durchlauchtigsten Neuvermählten und sämmtliche Herzogliche Herrschafft retirirten sich.

Nota: Serenissimus haben diese beyden Tage über dem Durchlauchtigsten Brautpaar den Vortritt gelaßen.

Sonnabends den 3 ten Junii war der Hof wieder in ordin. Kleidung und es wurde auch wieder wie ord. gespeißet; welches auch also geblieben bis der Durchl. Mecklenb. Prinz mit Dero Durchl. Frau Gemahlin abgereiset.

Sontags den 4 ten Jun. als den 1 sten PfingstFeyertag ist in der Herzogl. SchloßKirche, in der Stadtkirche, und nach höchster Verordnung auch in Altenburg in der Herzogl. Schloßkirche und in den Stadtkirchen, nicht weniger in Roda als dem WohnungsOrt der Durchl. Prinzeßin das Te Deum laud. mit Trompeten und Pauken dieser hohen Vermählung wegen gesungen und ein apartes Dankgebet nach der Predigt gehalten worden.

Sontags Abends nach dem Souper verfügten Sich sämmtliche Durchl. Herrschafften in die Zimmer der Durchl. Neuvermählten, woselbst Dieselben von einander Abschied genommen haben.

Worauf, gegen 12 Uhr, der Aufbruch zur Abreise geschah. Serenissimus begleiteten die Durchl. Prinzeßin mit Dero Herrn Gemahl, in Begleitung Prinz Augusts Durchl. und Sr. Durchl. Prinz Moritz unter Vortretung des ganzen Hofes bis an den Wagen unten an der CollegienTreppe; und hierauf reiseten Dieselben ab.

Der OberForstMeister Herr CammerJunker von Leitsch ritte denselben mit den OberFörstern und Forstbedienten des hiesigen Forstamts bis auf die Höhe bey Wiegleben wieder vor, woselbst selbige von dem Durchl. Prinzen beuhrlaubet worden sind.“ -

In Mecklenburg war der 1. Juni von der Universität Bützow festlich begangen worden. Man hatte eine musikalische Feier veranstaltet, Martini hatte eine Einladungsschrift verfaßt, Tychsen die schon oben erwähnte Rede gehalten. Die zu dem allen erforderlichen Kosten hatte der Herzog auf Bitten der Universität bewilligt. In Schwerin hatte der Buchhändler Joh. Nikolaus Karl Buchenröder „Mecklenburgs Vorzüge in einer parallelischen Vorstellung von Mecklenburg und Gotha in ihren Durchlauchtigsten Fürsten“ gepriesen, die „beyden Geistlichen Hirten bey der Catholischen Schwerinischen Gemeinde“ Hermann Joseph Frings und Aegid Dechêne hatten ein Hirtengedicht überreicht, und ein ungenannter „unterthänigster Knecht aus Güstrow“ hatte eine Ode gespendet - eine überraschende litterarische Enthaltsamkeit im Vergleich mit der oratorischen und poetischen Hochflut, die bei der Vermählung der Schwester des Prinzen über Mecklenburg hereingebrochen war.