Abschnitt 18
Die Nachricht von dem Ableben der Herzogin Friederike erhielt der Prinz in Leipzig, wo er am Abend des 10. Mai angelangt und im Hôtel de Bavière abgestiegen war. Dorthin wurde alsbald der Oberbereiter Eggers mit der Trauerkleidung für den Prinzen und die Kavaliere gesandt. Der Kammerherr v. Bülow, der den Empfang der Trauerbotschaft nach LudwigsIust gemeldet und um weitere Verhaltungsmaßregeln gebeten hatte, wurde angewiesen, so lange in Leipzig zu bleiben, bis es Zeit sei, nach Gotha aufzubrechen. Dieser unerwartete Aufenthalt war übrigens ganz nützlich, denn die gesandte Trauerkleidung erwies sich als unzureichend und konnte in Leipzig, wo es auch sonst noch allerlei zu kaufen gab, 24) ergänzt werden. Am 22. abends erfolgte die Weiterreise und am Mittwoch, den 24. Mai, abends halb 7 Uhr, traf der Rrinz in Gotha ein. 25) Schon auf der Grenze bei Gamstedt war er von dem Forstmeister v. Leutsch mit seinen Oberförstern und allen Forstbedienten des Gothaer Forstamtes empfangen worden; diese ritten dem Wagen bis zum Schlosse Friedenstein vor. Dort, an der Collegientreppe, begrüßten ihn Herzog Ernst, die Prinzen August und Moritz, die Minister und sämtliche Kavaliere und geleiteten ihn erst in seine Gemächer, dann nach einigem Aufenthalt in die Zimmer der Herzogin Charlotte, wo auch die Prinzessinnen Auguste und Louise - letztere weilte auf Friedenstein seit dem 4. April - anwesend waren. Nach der Begrüßung begab man sich zum Spiel und schließlich zur Tafel im Spiegel-saal. Zur Aufwartung beim Prinzen wurden befohlen der Kammerjunker v. Thümmel und der Page v. Plessen.
Am 25. wurde die formelle Verlobung mit Galadiner und Cour gefeiert, am 29. war ein Hofball und am Donnerstag, den 1. Juni, 26) fand die Vermählung statt. Die „Nachricht von dem Ceremoniel und andern Solennitäten“ bei dieser Gelegenheit im Fourierbuch besagt darüber:
„Am VermählungsTage war Mittags ordinaire Tafel und Kleidung. Die Durchlauchtigsten Herrschaften . . . speiseten retraite im Audienz-Gemach des 1 sten Appartements an einem Täfelchen. . . . Die übrigen Dames und Cavaliers speiseten im Spiegel-Saal an einer HofMarschallsTafel von 23 Couverts.
Nachmittags um 5 Uhr erschien der gantze Hof, Ministres, Darnes und Cavaliers, auch sämtliche Dames und Fräuleins aus der Stadt und die adelichen Officiers in Galla bey Hof.
Die Durchl. Herrschaften versammleten Sich im 2ten Appartement der Durchl. Herzogin, wohin Sich die Fürstl. Braut gleich inwendig aus Dero anstoßenden Zimmer begeben hatte, worauf der Herr OberMarschall von Studnitz und der Herr HofMarschall von Franckenberg mit Marschall-Stäben Serenissimo meldeten, daß zur Trauung alles bereit wäre, und HöchstDieselben verfügten Sich unter Begleitung der Durchl. Prinzen und unter Vortretung des ganzen Hofes und den Marschällen mit Stäben, in die Zimmer des Durchl. Bräutigams, und holten solchen auf gleiche Art in das zur Trauung praeparirte AudienzGemach. . . .
Das AudienzGemach war folgender Gestalt arrangiret:
In der Mitte gegen den Fenstern zu war ein carmoisin samtner, mit goldenen Tressen bordirter Teppich, auf welchem der AltarTisch, von gleichen Samt und auch mit Gold bordiret, vor diesen aber die TrauungsBank, von reichen Stoff mit goldenen Franzen stund.
Auf jeder Seite die Länge gegen die Thür zu, stunden 4 Stühle. Die zur Rechten vor die Durchl. Braut, die Durchlauchtigste Herzogin, desgl. vor die Durchl. Prinzeßin Louise, und die Durchl. Prinzeßin Auguste von Roda. Die zur Linken aber vor den Durchl. Bräutigam, den Durchlauchtigsten Herzog, den Durchl. Prinz August und den Durchl. Prinz Moritz.
Hinter den Stühlen der Durchl. Dames hatten sich die Frau OberhofMeisterin Exc., die fremden Dames, die Darnes der erstern 3 Classen und die HofDames, und hinter den Durchlauchtigsten Herren die fremden Cavaliers, die Ministres und die übrigen der erstern 3 Classen rangiret.
Die übrige Noblesse blieb im Vorgemach bey eröffneter Thür des TrauungsGemachs.
Dem Altar oder Geistlichen gegen über im TrauungsGemach, gegen die Thür zu, stunden die obbemeldeten Marschälle mit ihren MarschallsStäben.
Nachdem nun alles jezt gedachter masen rangiret war, stund die Durchl. Braut Von Ihrer und der Durchl. Bräutigam von Seiner Seite auf, und stelleten sich vor die zur Trauung destinirte Kniebank.
Hierauf verrichtete der Herr GeneralSuperintendent Stölzel die Trauung, ohne eine besondere Rede.
Gleich nach vollendeter Trauung wurde von einem Hof-Trompeter das Signal zur lntrade denen Trompeters und Paukern gegeben, welche sich alsbald in 2 Chören auf den hierzu im Schloßhof errichteten, und mit rothen Tuch behängten, Trompeter Balcons, die HofTrompeters auf dem einen und die GardeTrompeters auf dem andern, so lange hören liesen, bis die Salven aus den schweren Canonen, welche alsobald auf dem SchloßWall 3mal rings herum, zusammen in 63 Schüssen gelöset wurden, vorüber waren.
AIs vor der Trauung Serenissimus obbeschriebenermaßen um den Fürstl. Bräutigam abzuhohlen sich in deßen Zimmer erhuben; desgl. als Sie den Durchlauchtigsten Bräutigam her-über zur Trauung führeten, nicht weniger während der Trauung paradirte die LeibGarde zu Pferde, im äußern Vorgemach, unter Commando ihres Majors, Herrn Cammerherrn von Keßel und noch 2 Officiers.
Nach der Trauung und angenommenen Glückwünschen, wurde in diesem Appartement, bis Durchlauchtigste Herrschafften Sich zur Tafel erhoben, gespielet.
Um 8 Uhr wurde von denen Paukern auf den Trompeter- Balcons zum erstenmal zur Tafel geschlagen, um halb 9 Uhr das 2 te mal, und um 9 Uhr von beyden Trompeter Chören gewöhnlich ausgeschlagen und geblasen.
24) Der Prinz kaufte u. a. für 3 Rtlr. 8 Gr. Landkarten, einen Trauring für 2 Rtlr. 12 Gr., und für 4 Rtlr. 12 Gr. „1 weiß Portrait des Seel. Hrn. Professor Gellert en biscuit mit Gold“ nebst Futteral.
25) Die nachfolgenden Angaben entnehme ich dem auf der Herzoglichen Bibliothek in Gotha aufbewahrten und mir gütigst zur Verfügung gestellten „Fourier-Buch vom Quartal Trinitatis 1775“.
26) Dieses Daturn bezeugt das Fourierbuch. Es ist also ein Irrtum, wenn Wigger in Bd. 50 der Jahrbücher S. 306 angibt „am 31. Mai (nicht am 1. Juni)“.
Am 25. wurde die formelle Verlobung mit Galadiner und Cour gefeiert, am 29. war ein Hofball und am Donnerstag, den 1. Juni, 26) fand die Vermählung statt. Die „Nachricht von dem Ceremoniel und andern Solennitäten“ bei dieser Gelegenheit im Fourierbuch besagt darüber:
„Am VermählungsTage war Mittags ordinaire Tafel und Kleidung. Die Durchlauchtigsten Herrschaften . . . speiseten retraite im Audienz-Gemach des 1 sten Appartements an einem Täfelchen. . . . Die übrigen Dames und Cavaliers speiseten im Spiegel-Saal an einer HofMarschallsTafel von 23 Couverts.
Nachmittags um 5 Uhr erschien der gantze Hof, Ministres, Darnes und Cavaliers, auch sämtliche Dames und Fräuleins aus der Stadt und die adelichen Officiers in Galla bey Hof.
Die Durchl. Herrschaften versammleten Sich im 2ten Appartement der Durchl. Herzogin, wohin Sich die Fürstl. Braut gleich inwendig aus Dero anstoßenden Zimmer begeben hatte, worauf der Herr OberMarschall von Studnitz und der Herr HofMarschall von Franckenberg mit Marschall-Stäben Serenissimo meldeten, daß zur Trauung alles bereit wäre, und HöchstDieselben verfügten Sich unter Begleitung der Durchl. Prinzen und unter Vortretung des ganzen Hofes und den Marschällen mit Stäben, in die Zimmer des Durchl. Bräutigams, und holten solchen auf gleiche Art in das zur Trauung praeparirte AudienzGemach. . . .
Das AudienzGemach war folgender Gestalt arrangiret:
In der Mitte gegen den Fenstern zu war ein carmoisin samtner, mit goldenen Tressen bordirter Teppich, auf welchem der AltarTisch, von gleichen Samt und auch mit Gold bordiret, vor diesen aber die TrauungsBank, von reichen Stoff mit goldenen Franzen stund.
Auf jeder Seite die Länge gegen die Thür zu, stunden 4 Stühle. Die zur Rechten vor die Durchl. Braut, die Durchlauchtigste Herzogin, desgl. vor die Durchl. Prinzeßin Louise, und die Durchl. Prinzeßin Auguste von Roda. Die zur Linken aber vor den Durchl. Bräutigam, den Durchlauchtigsten Herzog, den Durchl. Prinz August und den Durchl. Prinz Moritz.
Hinter den Stühlen der Durchl. Dames hatten sich die Frau OberhofMeisterin Exc., die fremden Dames, die Darnes der erstern 3 Classen und die HofDames, und hinter den Durchlauchtigsten Herren die fremden Cavaliers, die Ministres und die übrigen der erstern 3 Classen rangiret.
Die übrige Noblesse blieb im Vorgemach bey eröffneter Thür des TrauungsGemachs.
Dem Altar oder Geistlichen gegen über im TrauungsGemach, gegen die Thür zu, stunden die obbemeldeten Marschälle mit ihren MarschallsStäben.
Nachdem nun alles jezt gedachter masen rangiret war, stund die Durchl. Braut Von Ihrer und der Durchl. Bräutigam von Seiner Seite auf, und stelleten sich vor die zur Trauung destinirte Kniebank.
Hierauf verrichtete der Herr GeneralSuperintendent Stölzel die Trauung, ohne eine besondere Rede.
Gleich nach vollendeter Trauung wurde von einem Hof-Trompeter das Signal zur lntrade denen Trompeters und Paukern gegeben, welche sich alsbald in 2 Chören auf den hierzu im Schloßhof errichteten, und mit rothen Tuch behängten, Trompeter Balcons, die HofTrompeters auf dem einen und die GardeTrompeters auf dem andern, so lange hören liesen, bis die Salven aus den schweren Canonen, welche alsobald auf dem SchloßWall 3mal rings herum, zusammen in 63 Schüssen gelöset wurden, vorüber waren.
AIs vor der Trauung Serenissimus obbeschriebenermaßen um den Fürstl. Bräutigam abzuhohlen sich in deßen Zimmer erhuben; desgl. als Sie den Durchlauchtigsten Bräutigam her-über zur Trauung führeten, nicht weniger während der Trauung paradirte die LeibGarde zu Pferde, im äußern Vorgemach, unter Commando ihres Majors, Herrn Cammerherrn von Keßel und noch 2 Officiers.
Nach der Trauung und angenommenen Glückwünschen, wurde in diesem Appartement, bis Durchlauchtigste Herrschafften Sich zur Tafel erhoben, gespielet.
Um 8 Uhr wurde von denen Paukern auf den Trompeter- Balcons zum erstenmal zur Tafel geschlagen, um halb 9 Uhr das 2 te mal, und um 9 Uhr von beyden Trompeter Chören gewöhnlich ausgeschlagen und geblasen.
24) Der Prinz kaufte u. a. für 3 Rtlr. 8 Gr. Landkarten, einen Trauring für 2 Rtlr. 12 Gr., und für 4 Rtlr. 12 Gr. „1 weiß Portrait des Seel. Hrn. Professor Gellert en biscuit mit Gold“ nebst Futteral.
25) Die nachfolgenden Angaben entnehme ich dem auf der Herzoglichen Bibliothek in Gotha aufbewahrten und mir gütigst zur Verfügung gestellten „Fourier-Buch vom Quartal Trinitatis 1775“.
26) Dieses Daturn bezeugt das Fourierbuch. Es ist also ein Irrtum, wenn Wigger in Bd. 50 der Jahrbücher S. 306 angibt „am 31. Mai (nicht am 1. Juni)“.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Beiträge zur Erziehungs- und Jugendgeschichte des Großherzogs Friedrich Franz I.