Abschnitt 11

Der Brief des Prinzen an den Grafen Bassewitz vom 7. Dezember lautet:

„. . . Ich binn gestern von Carlsruh wieder hier eingetroffen und mit sehr vergnügtem Hertzen. Die Printzes hat mein ganzes Hertz, denn sie hat sich so ehrlich und unvergleich[lich] gegen mir bewiesen, daß ich undanckbahr handeln würde, gegen Ihre Begegnungen unempfindlich zu seyn. Ich will Ihnen davon kürzlich einen Trait erzehlen. Sie wissen vermuthlich wie ehr man auf Weimarscher seite darauf aus die Prinzes zu haben, allein Sie hat sich so lange bis ich gekommen binn nicht decidiren wollen und auch würcklich nicht decidirt, biß daß Sie mich gesehen hatte. Dieses ist den geschehen und zwar so glücklich, mein lieber Herr G. R. P. von Moser hatte alles so veranstaltet daß ich täglich von Glocke 4 bis 7 Uhr bey der Erbprinzes die Prinzes Louise sprechen konnte, woselbst sie denn mein Hertz immer mehr hinriß. Besonders kam wehrent daß ich da gewesen binn ein Brief aus Weimar worinnen man sehr starck anfoderte, allein sie hat zur Antwort gegeben, sie könnte und möchte sich nicht decidiren, weil so zu sagen ein Prinz vor der Thür wäre den Sie erst sehen wollte. Dieß hat mir so an ihr attachiret daß ich es nicht genug sagen kann. Dieß attachement ist auch so weit gegangen daß ich Ihr es selber geäußert habe und gesagt, ich wünschte nichts mehr als zu wissen was Sie von mir dachte, worauf Sie mir den sehr aufrichtig antwortete, sie hätte nichts gegen meine Persohn, und wäre sehr zufrieden, könnte sich aber nicht decidiren, weil Sie noch Anverwanten hätte. Ich sagte Ihr denn desgleichen, daß ich in demselben Fall wäre, und ich weiter nichts gewünscht hätte als die Äußerungen über meine Persohn. Alle diese Begegnungen haben den mein Hertz so hingerissen, daß ich auch besonders am Herzoge und meinen übrigen gnädigen Anverwanten geschrieben habe und um Ihren Consens angehalten und beym Herzoge besonders gebeten, man möchte so bald wie möglich sich decidiren, und sodenn die Unterhandlungen mit dem Darmstädter Hof sogleich anfangen. Dieses bitte ich mir auch von Ihnen, mein lieber Herr Graf, auch recht zur Freundschaft aus, die Sachen, im Fall daß diese Heirath aprobirt würde, so viel als nur immer [möglich] zu beschleunigen, weil man sonsten wegen Weimar zu befürchten hätte, um die Gedult und die attention, die die PrinzeS gegen uns bezeugt, [nicht] zu lange auf die Probe [zu] stellen. Ich weiß, mein liebster Herr Graf, Sie wollen mein Bestes, Sie wollen das Glück meiner Famille und des ganzen Landes, beweisen Sie es bey dieser Gelegenheit, ich kann Ihnen nicht mehr sagen, als Sie werden das Glück Deßjenigen gemacht haben, der sich stets eine Freude daraus macht zu seyn,


Meines lieben Herrn Grafen


getreuer Freund und Diener


Friedrich Franz.


P. S. Ich will auch keine andere Prinzes sehen, weil ich gewiß mich an keiner attachiren werde, als an dieser von Darmstadt (nehmlich die Prinzes Louise), also bitte ich auch, daß Sie beym Herzoge diese meine in der Politic gegründete Äußerung unterstützen werden.“

Am 8. Dezember verließ der Prinz Frankfurt und ging über Aschaffenburg nach Würzburg, wo am 11. ein Ruhetag gemacht wurde, dann nach Schweinfurt und langte am 13. in Römhild an. Hier, in dem Schlosse Glücksburg, dem Witwensitze seiner Großmutter, der Herzogin Anna Sophie, sollte er den weiteren Gang der Dinge abwarten.

Schröders Briefsendung gelangte überraschend schnell nach Schwerin. Schon am 12. konnte Graf Bassewitz sie dem Herzog übermitteln, und dieser ließ am 13. erwidern, „daß nunmehro wohl keine Zeit zu verliehren seyn mögte, den dringenden Wünschen des Prinzen Friederich Frantz Durchl. gemäß zu verfahren, hinfolglich eine förmliche Anwerbung um der Printzeßin Louise zu Darmstadt Durchl. so bald als thunlich in Gottes Nahmen zu wagen, um so mehr als Serenissimus regnans Höchst-Selbst diese Verbindung, in aller Absicht, für die vortheilhafteste halten, und das Benehmen der Printzeßin Louise Durchl. der Beschreibung nach sehr artig finden. Ew. Excellence mögten demnach mit des Printzen Ludewig und der Printzeßin Charlotte Durchl. Durchl. wegen der erforderlichen von Höchst Ihnen zu ertheilenden Einwilligung Sich besprechen und demnach das Weitere bald möglichst verfügen.“

Gleich nach Empfang dieses Schreibens, in der Mittagsstunde des 14. Dezember, begaben sich der Graf Bassewitz und der Geheimrat J. P. Schmidt aufs Schloß zum Prinzen Ludwig und der Prinzeß Charlotte und berichteten noch an demselben Tage: „Diese haben Ihre höchste Einwilligung . . . nicht nur den Unterschriebenen heute mündlich zu erklären geruhet, sondern auch, gleich der Durchlauchtigsten Herzoginn, ihnen die Antworts-Schreiben an des Prinzen Friederich Frantz Durchl.

Zur Beförderung zugestellet: Unterzeichnete erwarten also nunmehro nur noch diejenige Antwort, welche Ihro Herzogl. Durchl. ohne Zweifel eigenhändig an den Durchlauchtigsten Prinzen Friederich Frantz zu Schreiben geneiget seyn werden. So viel die Anwerbung betrifft, mögte der Ordnung zwar nicht ungemäß gewesen seyn, daß mit Ihro Herzogl. Durchl. zugleich auch des Prinzen Friederich Frantz Durchl. geschrieben hatten: Bey der jetzigen Entfernung aber dürfte damit zu viele Zeit verloren gehen. Ihro Herzogl. Durchl. ist gnädigst erinnerlich, daß die Anwerbung um der Prinzeßin Sopnie Friederique Durchl. auch zuerst von des Königs von Dännemark Majst. alleine geschoben sey. Geruhen demnach HöchstDieselben den anliegenden Entwurf gnädigst zu genehmigen und baldmöglichst zu originalisiren; so wird solches, nach der Unterzeichneten geringem Erachten, zur Zeit genügen, und so wollen sie durch die bisher in der Sache gebrauchten Correspondenten die Einleitung schon solchergestalt machen, daß dieses Schreiben an des Herrn LandGrafen Durchl. eher nicht abgegeben werde, als bis man Ihro willfähriger Erklärung zuvor versichert ist. An des Prinzen Friederich Frantz Durchl. werden die Unterschriebenen sodenn eine Copey dieses abgelaßenen Herzogl. Schreibens befördern, und alles bis Wetzlar par Estafette gehen laßen, von da es mit der ordinairen Post, oder mittelst der Darmstaedtschen Husaren ohne Eclat in einem Tage nach Darmstadt, sowie auch nach Römhildt per Postam in ganz kurzer Zeit gelangen kann . . .“