Geneigter Leser.

Geneigter Leser.

Der Werth dieses Büchleins beruhet nicht auf einer zierlichen Schreibart nach einer künstlichen Ausführung, sondern, in dem merkwürdigen Inhalt desselben. Von dem Verfasser, der ein Ungelehrter ist, wird man jenes nicht erwarten. Hingegen ist sein Vortrag, der sich übrigens wohl lesen lässet, dem Leser ein Bürge seiner Aufrichtigkeit, nicht zu gedenken, daß er gröstentheils als ein Augenzeuge schreibet. Indem er sich nicht so genau daran gebunden, alle Materien von einer Art auf einmal zu erzehlen, so hat sein Werklein einige Abwechselung erhalten, die dem Leser vielleicht angenehmer ist. Was der Verfasser von den Sitten der verschiedenen Europäer und der amerikannischen Wilden, ihren Gesetzen, Gewohnheiten, häußlichen und kirchlichen Verfassung ganz einfältig und ohne Ausschmückung erzehlet ist gröstentheils neu, und so beschaffen, daß nachdenkende Leser darinnen eine besondere Vermischung des Europäischen und Amerikannischen climatis, der Sitten der alten und neuen Welt, eines gesitteten und zum Theil in der natürlichen Freiheit lebenden Volks mit Vergnügen wahrnehmen werden.


Die Nachrichten aus dem Natur-Reich, den Thieren, Pflanzen, u. d. gl. werden die Aufmerksamkeit des Lesers nicht weniger reizen, indem der weise Schöpfer in diesem Lande vernünftigen Menschen einen ganz neuen Schauplatz seiner Wunder vor Augen gestellet hat. Das wichtigste dieser Schrift möchte wohl die Erzehlung der Schicksale sein, die auf den grösten Theil der unglücklichen Leute warten, die Teutschland verlassern, um in der neuen Welt ein ungewisses Glück zu suchen, an dessen statt aber wo nicht den Tod, doch gewiß eine beschwerliche Knechtschaft und Sclaverey finden. Man hat in des Verfassers Arbeit nichts geändert, ausser daß einige Anmerkungen aus andern angesehenen Schriftstellern, die die Erzehlung des Verfassers bestätigen, auf den Rand gesezt, und die Orthographie nach der gewöhnlichen Art eingerichtet worden. Mit diesem empfielt man das Werklein dem Leser bestens.

Von dem Englischen Attestat, welches p. 2. stehet, und manchen Lesern unverständlich seyn möchte, folget hier eine Übersetzung.

Demnach Vorzeiger dieses Herr Mittelberger, Musik - Meister gesonnen, aus dieser Provinz wieder zurük in sein Vaterland, in das Herzogthum Würtemberg in Hochteutschland zu reisen: So habe ich seinem Begehren willfahret, diese Zeilen mitzutheilen und zu attestiren, daß obengedachter Herr Mittelberger sich ehrlich, fleissig und christlich in seinem drey jährigen Amt als Schulmeister und Organist, im Amt Neu - Providence m der Grafschaft Philadelphia in Pennsylwanien aufgeführet hat, so daß sowohl ich als alle andere, bey denen er gestanden, gänzlich mit ihm zufrieden gewesen, und ihn gerne länger bey uns behalten hatten. Weil aber sein Ruf ihn verbindet, seine lange Reise anzutreten, wollen wir gedachten Herrn Mittelberger allen Personen, wes Standes und Würden sie sind, recommendiret haben, mit Bitte, ihm behülflich zu seyn, daß er möge pass- und repassiren, bis er an Ort und Stelle kommt, dahin er verlangt, welches Gott gebe, und der Seegen des Himmels ihn auf seiner Reise begleiten möge. Gott segne sein Unternehmen, und bringe ihn gesund zu seinen Freunden.
Gegeben. u. s. w.