Absatz.

Ein jeder Plantage-Mann hält sein Rind- Vieh, Pferd und Schaafe auf seinem eigenen Gut auf der Wayde, oder lasset es in das Gebüsche laufen, und Abends und Morgens heimholen, dem Rindvieh die Milch zu nehmn, hernach lasset mans wieder dahin laufen, die ganze Nacht bis wieder an den Morgen, so ernährt sich das Vieh selbst, ohne daß man wie in Deutschland, demselben täglich sein Futter gibet, und kommt also kein Stück den ganzen Sommer über in den Stall, als wenn eine Kuh ihr Kalb haben solle; öfters aber jucket und findet man im Wald Alt und Jungs beysammen, oder kommt eine Kühe Halb unvermuthet vors Haus. Man bedarf auch deßwegen in dieser ganzen Provinz keines Schaaf- noch Vieh-Hirtens, darum, weil man alles Vieh theils in den eingemachten Feldern, theils in Wäldern gehen lässet, wo es Futter genug findet, und an manchen Orten überdiß noch vieles verdirbet.




In Pennsylvania werden die neugebohrnen Kinder auf dem Lande manchmal erst in 14 Tagen, in etlichen Wochen, einem Viertel- oder halben Jahr, auch manches erst gar in einem ganzen Jahr zur Kirche und heiligen Taufe gebracht, daß öfters solche grosse und wilde Kinder sich gegen dem Prediger oder Täufer wehren wollen, und ein manches Gelächter verursachen. Es haben die Pennsylvanische Mütter die Gewohnheit, ihre unruhige Kinder in der Kirche auch selbst bey der heiligen Tauffe zu säugen. Auch manche Eltern haben den Gebrauch, daß sie ihre Kinder selbst aus der Taufe heben, weil sie in diesem wichtigen Stück zu andern Leuten kein Vertrauen oder Glauben haben, welches ihnen nicht zu verargen, weil hier ein mancher gar nicht sagt, was er glaube. Andere, die zwar selbst getauft sind, lassen ihre Kinder jedannoch nicht taufen. Wenn man sie deßwegen befraget, geben sie zur Antwort: Sie sehen oder spüren zwischen denen getauften und ungetauften jungen Leuten gar keinen Unterschied, auch niemand halte seinen Taufbund, darum seye auch nicht nöthig, dem Prediger einen Thaler darfür zu bezahlen. Ich habe auch in meiner Pennsylvanischen Schule viele erwachsene Personen beyderley Geschlechts gehabt, welche mir selbst, da ich solche gefraget, ob sie getauft seyen? zur Antwort gegeben: Nein, was baths dann, d.i. was hilfts dann? worauf ich ihnen solchen Unglauben durch Nicodemi Gespräch mit Jesu, zu erkennen zu geben gesuchet habe, auch manche junge Leute zur Erkenntnis der Notwendigkeit der heiligen Taufe gebracht, so, daß es ihnen bange darüber worden, und gewünschet haben, getauft zu seyn. Es haben auch einige sich beflissen, die Haupt - Summa der ganzen Evangelischen Christlichen Lehre zu erlernen, welches manche Eltern nicht haben gestatten wollen, und mir gesaget: Daß sie ihre Kinder nicht in die Schule schicken, einen Glauben darinnen zu lernen, sondern nur, daß solche lerneten lesen und schreiben, was man nöthig habe.

Es gibt in Pennsylvanien, so wie in ganz Nord-Amerika von Akadien bis nach Mexico ohngepflanzte schwarz und weisse Traubenstöcke genug zu sehen, welche in den Wäldern an den Eichbäumen und andern Hecken aufwachsen. Mancher Trauben-Stock ist von unten auf Baumsdick, und hänget öfters so voll mit Trauben, daß sich die Aeste der Bäume biegen. In der Blüthe stark, und im October seynd sie auch reif; man macht auch ein wenig Wein daraus, aber er kostet viel Zucker. Man trägt auch viele Trauben nach Philadelphia auf den Markt. Es wären solche Trauben viel besser, wenn sie auch so beschnitten würden, wie in Europa, allein, weil man darinnen zu weitläuftig auseinander: wohnet, und das viele Gewild und Vögel dem Weinstock allzuviel nachstellen würden, so wird wohl so bald kein Wein gebauer werde.
Sassafras-Bäume, welche in Europa nicht zu finden seynd, gibts sehr viel darinnen, man kann den besten Brust-Thee aus der Blüthe machen, das Holz und die Wurzel davon ist besonders zur Medicin gut; es giebt Bäume, die Manns dick seynd, die Blätter derselben, sehen und riechen wie Lorbeer-Blättcr, die Blüthe aber siehet goldgelb, just wie die Schlüsselblümlein, aber noch viel feiner. Ich habe zu meiner Reise ein Paquet Sassafras - Blumen oder Blüthe gesammlet und mitgenommen, welches meine beste Medicin auf meiner See-Reise gewesen.