Die Erntezeit

Zur Erntezeit spazierte Gotthold mit einigen seiner guten Freunde am Felde herum. Wie doch alles schon in der lieben Natur seine Anmut verliert, sprach einer, man hört kein Vögelchen mehr singen; die sonst so frohe Lerche, scheint es, sieht trübe darein, dass man ihr das Getreide so wegräumt und wegführt. — Man möchte meinen, versetzte Gotthold, Gott ließe die lieben Vögel darum im Frühling am meisten singen, weil da die Früchten erst im Wachstum kommen, und wir uns ihrer Hoffnung freuen dürfen. Da ist’s denn, als sollten uns die guten Tierchen zum Lobe Gottes aufmuntern. Im Sommer, wenn wir in vielen tausend Fudern den Segen Gottes einführen, da schweigen die Vögel stille, als hielten sie es für unnötig, dass sie uns Gott zu preisen erinnern sollten, weil uns der Genuss der Gaben Gottes doch selbst am leichtesten daran erinnern könnte. — Es führen die Leute nun so viele Fuder ein, wie viele werden ihm dafür danken? Für jede Ähre gebührte Gott ein sonderbarer Dank. Denn ohne ihn käme keine aus der Erde hervor. So viele Ähren, so viele aufgereckte Finger, die gegen den Himmel weisen, und uns Menschen zum Lobe Gottes auffordern. Ach du heiliger Gott, nur solange wenn wir dich lobten und liebten, als du uns Gutes tust, unser Herz voll deiner Furcht sein; denn du hörst nie auf, solang wir leben, uns Gutes zu tun.