Der ödegelegne Acker

Ein Acker, der weit von der Stadt entlegen, und der Gefahr des Feindes ausgesetzt war, blieb zur Kriegszeit öde liegen. In wenig Jahren war er mit Dornhecken und Klettenbüschen fast ganz überwachsen. So bleibt doch, dachte Gotthold, als er ihn besichtigte, die Erde immer bei ihrer Art: wegen der Sünde ward sie dem Fluch unterworfen, und sollte Dornen und Distel tragen — und das tut sie noch heut zu Tage getreulich. Darin bildet sich aber auch die sündhafte Art unsers Herzens recht nach der Natur ab: wie sehr ist nicht manches Herz verwildert? wie dicht ist das Böse darin aufgewachsen? die Sünde treibt darin ihre Wurzel immer tiefer? — und das ärgste dabei ist, dass sich ein gottloses Herz bei seinem Verderben so gar noch selber wohlgefällt. Wie so schwer wird’s ein solch verwildert Feld wieder in gutes Land umzuschaffen: da müssten die wilden Dornsträucher und Gehäge samt der Wurzel ausgerissen, und verbrannt werden. — Lieber Gott, ich will wachsam werden über mein Herz, und dasselbe nie öde liegen lassen. Doch was hälf' auch all mein Wachen und Anbauen, wenn du die Früchte meines Glaubens nicht begössest und zeitigtest? — Du bists, mein Gott! du gibst den Wachstum, und es gedeiht lieblich!