Der Bach

Die Tagwerker gingen Abends vom Felde heim, und kamen am Wege durch einen Bach, da kühlten und wuschen sie sich ihre müden, bestäubten Füße. Dieser Bach, dachte Gotthold, ist mir ein schönes Bild von deiner Güte, o Gott! So behutsam ich auch den Tag über zu wandeln trachte, so komm ich doch nicht ohne Fehler durch — mein Gewissen straft mich alle Abende; da wäscht und reinigt mich aber deine Gnade von aller Sünde, und tröstet, und labet meine schwache Seele. Dieses Bächlein wäscht alle Unsauberkeit so rein ab, dass man keine Spur mehr davon findet; so reinigt mich auch die Barmherzigkeit meines Gottes, und der Blutstrom meines Erlösers, von allen Sünden; er tilget sie ganz aus, dass ihrer ewig nimmer gedacht werde. Herr Jesu, du Quelle des Lebens, deine Gnade ist mein Trost, deine Erbarmung meine Freude!