Der indianische Häuptling -2-



Hufner hatte vom Zelt aus, wo er als Posten zurückgelassen worden war, das rege Leben in dem vor ihm liegenden Städtchen beobachtet. Auch die Indianermädchen entgingen ihm nicht, die hier dicht vor seiner Behausung auf jemand zu warten schienen. Einerseits wurde ihm die Zeit schon entsetzlich lang, und dann hielt er es aber auch für erforderlich, den braunen Damen wenigstens guten Tag zu sagen. Als die Amerikaner fort waren, kam er langsam aus seinem Zelt heraus. Er ging aber aus angeborener Schüchternheit nicht gerade auf die Mädchen zu, sondern tat so, als wollte er an ihnen vorüber. Sie konnten ja auch nicht wissen, daß er von seinem Zelt gar nicht fort durfte. Erst als er dicht vor ihnen war, zog er höflich seinen Hut und sagte auf englisch, denn den indianischen Gruß kannte er gar nicht:


„Good evening, Ladies!“

Die beiden Mädchen hatten einen flüchtigen Blick auf ihn geworfen und betrachteten ihn dabei nicht anders als die eben abgewiesenen, zudringlichen Amerikaner. Bei dem für sie aber merkwürdigen Gruß erhellte ein leichtes Lächeln ihre Züge, und sie drehten einander den Kopf zu, öffneten jedoch nicht die Lippen und wandten sich im nächsten Moment wieder ruhig ab.

„Hm, die haben dich nicht verstanden“, dachte Hufner und wurde bis hinter die Ohren rot. Eine weitere Annäherung wagte er aber nicht, nahm jedoch sein Taschentuch heraus und wischte sich die Stirn ab, als ob er nur deshalb den Hut gezogen habe, setzte ihn wieder auf und ging in einem weiten Bogen zu seinem Zelt zurück, in dem er gleich darauf verschwand.

Unten vor dem Zelt des Alkalden versammelte sich inzwischen eine größere Menge, darunter viele Amerikaner. Der Sheriff hatte einigen mitgeteilt, daß ihnen der junge Häuptling etwas anzuzeigen hatte. Manche der Händler kamen näher, um zuzuhören. Hier und da kehrten auch schon Goldwäscher aus der Flat oder der Nachbarschaft zurück und wollten sehen, was da vorging. Ein Dolmetscher war ebenfalls bald gefunden. Es war ein Deutscher, der lange in Chile gelebt hatte. Er sprach Spanisch fast ebenso perfekt wie Englisch. Er kannte außerdem den jungen Häuptling. Kaum hatte ihn Kesos gesehen, bot er ihm freundlich die Hand und schüttelte sie derb. Dabei sagte er:

„Das ist gut, daß ich dich finde, Compañero. Komm mit hinein, du sollst mir Recht verschaffen bei den Amerikanern.“

„Hast du Gold?“ erkundigte sich der Deutsche lächelnd.

„Gold?“ rief der junge Häuptling entrüstet. „Brauche ich Gold, wenn ich Gerechtigkeit verlange? Nimmt Kesos Gold von denen, denen er sie gibt?“

Der Deutsche zuckte mit den Achseln und schob die Spitzen seiner beiden Hände in den Gürtel.

„Der alte Major da drin“, sagte er dabei, „will aber gewöhnlich erst den blanken Stoff sehen, ehe er den Mund auftut, und nachher möchte man ihn lieber gleich noch einmal bezahlen, damit er nur wieder ruhig wird.“

„Aber der Sheriff...“

„Ist ein Ehrenmann, das muß man ihm lassen“, sagte der Dolmetscher. „Vor dem fürchtet sich auch unser Alter da drin. Wenn der ihm nicht manchmal den Daumen aufs Auge hielte, wäre bald der Teufel los. Na, komm, wir wollen sehen, was zu machen ist. Hat unser beschäftigter Alkalde heute nachmittag ordentlich ausgeschlafen, so ist er vielleicht auch guter Laune und tut einmal sein Bestes.“

Der Sheriff, ein Amerikaner natürlich, und zugleich der Fleischer des Ortes, hieß Hale. Er war inzwischen in das Zelt des Alkalden getreten und fand hier den Major in keineswegs so guter Laune, wie der Deutsche gehofft hatte.

„Da ist dieser rotfellige Landstreicher wieder, und so geschäftig wie eine Biene!“ rief er dem Sheriff entgegen. „Wahrscheinlich wieder mit einer Klage gegen einen Weißen, als ob sich die Lumpen überhaupt zu beklagen hätten. Gottes Erbarmen ist es allein, daß wir sie noch am Leben lassen, die roten diebischen Schufte, die das Maultier eines Menschen nicht sehen können, ohne es zu stehlen!“

Dem Richter war nämlich vor etwa vierzehn Tagen ein Maultier abhanden gekommen.

„Ich glaube, wir stehlen ihnen mehr als sie uns, Major“, sagte der Sheriff trocken. „Es hilft auch nichts, sie müssen die Klage annehmen, denn unsere Gesetze sind da ziemlich klar: Klagen können vor einem Friedensrichter durch Weiße oder Indianer vorgebracht werden.“

„Auf keinen Fall aber“, rief der Friedensrichter, „soll ein weißer Mann irgendeines Vergehens auf die Aussage eines Indianers hin überführt werden können! Nun machen Sie mal was! Ich werde auch den Teufel tun, mir wegen einer solchen Rothaut hier unsere Goldwäscher auf den Hals zu ziehen. Kann mich der Staat schützen, wenn sie mir einmal über kurz oder lang eine Kugel durch den Kopf schießen?“ 1)

„Pah“, sagte der Sheriff verächtlich. „Soviel Gewalt haben wir auch noch, um das übermütige Gesindel im Zaum zu halten. Hören müssen Sie den Burschen jedenfalls. Wer weiß denn, was er hat und was vorgefallen ist.“

„Meinetwegen“, brummte der Richter verdrießlich. „Anhören kann man’s, aber einlassen werde ich mich nicht weiter mit dem braunen Lump. Er ist mit allem unzufrieden und hetzt sein Gesindel mit jedem Tag mehr gegen uns auf. Wie lange wird’s dauern, daß uns die Kerle sogar hier überfallen und zu plündern anfangen? Unverschämt genug sind sie jedenfalls dazu. Rufen Sie ihn herein, aber da ist er ja schon selbst. Dieses Volk läßt sich nicht lange bitten.“

Noch während der Richter sprach, betrat der junge Häuptling das Zelt. Der Deutsche folgte ihm. Ungeniert kamen auch sechs oder acht der Nachbarn herein, die wissen wollten, um was es sich handelte. Der Richter nahm verdrießlich an einem Tisch Platz, der Sheriff stellte sich neben ihn. Dann wurde, wie üblich, der Dolmetscher vereidigt, und der Major rief:

„Im Namen des Teufels, fangt endlich an. Was ist wieder vorgefallen, und wo brennt’s? Wieder einmal wahrscheinlich eine Dummheit, die einer von euch gemacht hat und die jetzt ein Weißer ausbaden soll. Was habt ihr überhaupt hier in der Nachbarschaft zu tun? Macht, daß ihr weiter hinauf in die Berge kommt, dort stört euch niemand, und dort kommt auch keiner von uns hin, und Wild ist da ebenfalls genug. Hier seid ihr uns doch nur überall im Wege!“

Der Indianer hatte die englische Anrede wohl verstanden, denn sein Auge blitzte, und als der Dolmetscher Fischer sie ihm lachend übersetzen wollte, winkte er mit der Hand ab.

„Ich könnte dir darauf antworten, Richter“, sagte er dabei in seinem gebrochenen Englisch. „Aber wenn du noch etwas Schamgefühl in deinem Herzen hättest, würdest du mich, den Häuptling der eigentlichen Herren dieses Landes, nicht fragen, was wir hier zu tun haben. Wer hat euch gerufen? Aber genug davon“, setzte er hinzu und streckte die Hand wie zur Abwehr vor, als der Richter einen roten Kopf bekam und etwas erwidern wollte. „Nicht darüber wollten wir sprechen. So höre, was ich dir zu sagen habe.“

„Hol’s der Teufel, Sheriff“, rief aber der Major. „Wenn mir der Kerl noch einmal solche Sachen ins Gesicht sagt, lasse ich ihn aus der Court werfen!“

Statt einer Antwort schüttelte der Sheriff nur ungeduldig mit dem Kopf und nickte dem Häuptling zu.

In der spanischen Sprache, die ihm völlig geläufig war und in der er sich deutlicher und verständlicher ausdrücken konnte, begann der Häuptling jetzt: „Gestern abend ist ein Weißer in unser Lager gekommen, während die jungen Leute auf der Jagd waren, und hat gegen die Weisung eines alten Mannes, der ihn fortschickte, die Frauen im Lager geärgert und beleidigt. Sogar an meine Hütte wagte er sich heran, deren innerer Raum geheiligt ist, überfiel meine Frauen und mußte von ihnen mit Gewalt vertrieben werden.“

„Was sagt er?“ erkundigte sich der Richter, der jetzt neugierig wurde. Als ihm aber Fischer die Worte übersetzte, schüttelte er ärgerlich mit dem Kopf und rief:

„Unsinn! Das fehlte auch noch, daß wir uns mit solchen Lappalien befassen sollen! Was geht mich das an? Ich soll jetzt wohl auch noch die indianischen Weiber hüten?“

„Halt!“ rief aber der Häuptling und streckte stolz die Hand gegen ihn aus. „Die hüten sich selber, und sind wir in der Nähe, so tun es unsere Arme. Leider“, setzte er dann in spanischer Sprache hinzu, „kam ich zu spät zurück. Als der weiße Schurke sah, daß ihn die Frauen mit Verachtung zurückwiesen, schlug er einen alten Mann zu Boden, der ihnen helfen wollte. Einen anderen verwundete er mit dem Messer und floh erst, als er fürchten mußte, daß der gellende Schrei der Frau einen der jungen Leute herbeirufen würde. Sein Pferd hatte er in der Nähe angebunden, ein ihm nachgeschossener Pfeil erreichte ihn nicht mehr.“

„So?“ sagte der Richter, als ihm die Anklage übersetzt war. „Das ist nicht übel. Ihr schießt mit Pfeilen nach einem Weißen und verlangt dann am Ende auch noch, daß wir ihn dafür bestrafen sollen?“

„Lieber Freund“, ergriff da der Sheriff das Wort, ohne sich weiter um seinen Vorgesetzten zu kümmern, „das ist alles schön und gut, ich denke auch, ihr hattet das Recht, die zu vertreiben, die euch überfallen wollten...“

„Aber nicht mit Pfeilen nach ihnen zu schießen“, unterbrach ihn heftig der Major.

„Und warum nicht?“ sagte der Sheriff ruhig. „Wenn der Bursche sein Messer gezogen und einen der Leute verwundet hat, so muß er auch damit rechnen, daß eine andere Waffe gegen ihn verwendet wird. Sie haben ja weiter keine Wehr als ihre schwachen Bogen und Pfeile. Davon abgesehen - kennen Sie den Namen des Schuldigen?“

„Was geht uns der Name an?“ unterbrach ihn erneut der Richter, der sich jetzt über den Sheriff ärgerte. „Ich will seinen Namen gar nicht wissen, denn er hat Narrenstreiche gemacht! Ein Holzkopf, sich mit den Braunfellen einzulassen, dafür haben sie auf ihn geschossen, und die Sache ist abgemacht!“

„Die Sache ist nicht abgemacht!“ rief, trotzig sich emporrichtend, der Wilde. „Er hat das Blut eines meiner Männer vergossen, das Blut eines Greises, der jetzt mit einer schweren Wunde leidet. Ich bin zu dir, dem Alkalden dieses Reviers, gekommen, um die Bestrafung des Weißen zu verlangen, ebenso wie du sicher sein kannst, daß von meinen Leuten die bestraft werden, die sich gegen einen der Fremden vergeben!“

„So?“ rief der Richter mit einem boshaften Blick auf den Indianer. „Hast du auch etwa die spitzbübischen Kanaillen bestraft, die mir vor vierzehn Tagen mein Maultier gestohlen haben, he? Habe ich mein Tier etwa wiederbekommen?“

„Es ist von keinem meiner Leute gestohlen worden“, sagte der Indianer ruhig. „Wer weiß, wohin es gelaufen ist oder wer von deinen eigenen Freunden es mitgenommen hat. Ich bin nicht da, um deine Maultiere zu hüten.“

„Und ich nicht deine Frauen!“ rief der Major ärgerlich und doch froh dabei, endlich einen Grund für seinen Zorn zu haben. Der Sheriff schien nicht gesonnen zu sein, die Sache so oberflächlich abgemacht zu sehen. Er konnte sich zwar denken, daß von seiten des Majors kaum ein Gerichtsverfahren gegen einen Weißen eingeleitet würde, der noch dazu nur indianische Zeugen gegen sich hatte, aber trotzdem wollte er für sich mehr von der Sache wissen.

„Aber Sie sind gar nicht dabeigewesen, als der Weiße in euer Lager einbrach“, redete er jetzt den jungen Häuptling wieder an. „Sie wissen nicht einmal, ob es ein Amerikaner, Franzose, Mexikaner oder Deutscher gewesen ist, und was nützt da eine Klage?“

„Es war ein Amerikaner“, sagte der Indianer bestimmt.

„Ein Amerikaner?“ brummte der Sheriff, noch immer ungläubig.

„Wir erkennen euch Amerikaner aus allen anderen heraus“, rief da Kesos finster. „Er sprach auch englisch und war ein langer, hagerer Mann, das Gesicht eingefallen, die Augen klein und grau. Seine Jacke war bis unter den Hals zugeknöpft, seine blaue Zarape anders, als sie die Mexikaner und Kalifornier tragen.“

„Und wohin ist er geflüchtet?“

„Hier in diesen Ort. Bis hierher, bis in den glattgetretenen Pfad eurer Straße bin ich seinen Spuren Schritt für Schritt gefolgt. Sein Pferd, ein starkes, schweres Tier, hat aus dem Hufeisen des linken Hinterbeines zwei Nägel verloren und schont sein Bein vermutlich wegen des lockeren Eisens.“

„Das geht uns alles nichts an!“ rief der Richter ärgerlich dazwischen. „Der Mann hat kein Verbrechen begangen, und da...“

„Allerdings, Major“, sagte aber der Sheriff ernst. „Wenn er in die Zelte der Eingeborenen brach und die Frauen überfiel, einen Mann sogar mit seinem Messer verwundete, so ist das allerdings ein Verbrechen. Sie als Friedensrichter sind jedenfalls verpflichtet, auf eine solche Klage hin eine Jury zusammenzurufen.“

„Ich will verdammt sein, wenn ich’s tue!“ sagte der Richter.

„Dann kann der Indianer an das County Court gehen, und Sie werden gezwungen, ihn wenigstens anzuhören.“

„Ach, zum Teufel auch“, rief da der Richter, in die Enge getrieben. „So soll er uns den Burschen herschaffen, der den Alten verwundet hat. Dann wollen wir hören, was der dagegen zu sagen weiß. Wenn diese Rothäute einem Weißen mit ihren verwünschten Glasspitzen an den Pfeilen zu nahe kommen, soll er sich nicht wenigstens mit seinem Messer verteidigen dürfen?“

„Ja, Sheriff, da hat der Major recht!“ riefen jetzt auch einige der herbeigeschlenderten Händler. „Den Friedensrichter oder Sheriff möchte ich sehen, der mir verweigern wollte, mich meiner eigenen Haut zu wehren, wenn ich angegriffen werde.“

„Bah, redet nicht solchen Unsinn!“ rief Hale ärgerlich. „Davon spricht ja niemand! Soviel ist aber sicher: Wenn uns Kesos, der sich stets als ordentlicher und redlicher Indianer betragen hat, die Person zeigen und angeben kann, die den Frieden seines Lagers gebrochen hat, so haben wir allerdings Gesetze, die ihm zu seinem Recht verhelfen. Das Blut eines Eingeborenen darf nicht ohne wichtigen Grund vergossen werden.“

„Ordentlicher und redlicher Indianer, ja!“ brummte einer der Händler. „Anstatt seine Indianer zum Arbeiten anzuhalten, damit sie sich ihr Brot auf nützliche Weise verdienen und nicht hier bettelnd und vagabundierend herumlaufen, jagt er sie fort und schickt sie wieder in die Berge, wie noch vor kaum einer halben Stunde. Einer der Rothäute, die ich in den Wald geschickt habe, um für mich Holz zu holen, kam mit einer Ladung zurück und mußte sie mitten auf der Straße abwerfen, als er dem Herrn da begegnete!“

„Allerdings!“ rief der Häuptling trotzig, in seinem schlechten Englisch direkt antwortend. „Aber weshalb? Weil Sie ihm statt Gold oder Brot nur das giftige Feuerwasser geben. Eure Gesetze verbieten euch, einem Indianer Branntwein zu geben, und drohen mit harter Strafe. Aber haltet ihr euch an die Gesetze? Fürchtet ihr, für eine Übertretung jemals bestraft zu werden? Nein, natürlich nicht. Fragt euren Alkalden, ob er das Zeugnis eines Indianers, und wenn ich es selber wäre, annehmen würde, und von euch Bleichgesichtern verrät keiner den anderen, ihr habt doch alle einen Nutzen dabei!“

„Der Kerl hat doch ein echtes Schandmaul!“ sagte der Major. „Werft ihn hinaus, Sheriff, wir sind fertig mit ihm und wollen seine Vorwürfe hier nicht länger mit anhören.“

Der Sheriff antwortete nicht auf den Befehl, sondern zündete sich langsam eine Zigarre mit dem auf dem Tisch stehenden Feuerzeug an. Da wurde plötzlich draußen ein wilder, jubelnder Schrei laut.

„Hallo, was ist das?“ sagte der Richter erstaunt.

„Das kann ich euch sagen!“ rief Kesos mit leuchtendem Blick und eilte zum Zelteingang. „Melangaju hat den Weißen, der uns überfallen hat, unter euren Leuten entdeckt. Einen Namen könnt ihr ihm jetzt selbst geben!“ Mit diesen Worten riß er die Zeltleinwand zur Seite und sprang ins Freie.

„Der Kerl hat den Teufel im Leib!“ sagte der Major, ohne sich jedoch von der Stelle zu rühren, während der Sheriff mit den anderen rasch dem Indianer folgte.

Draußen auf dem Hügel hatten inzwischen die beiden jungen Mädchen regungslos neben den Pferden ausgeharrt. Ihre Augen fixierten scharf die verschiedenen Gestalten der Fremden, die in ihren Bereich kamen. Die beiden indianischen Jungen plauderten dabei miteinander und zeigten sich hier und da eine mehr oder weniger auffallende Persönlichkeit, über die sie dann lachten. Kam aber derjenige in ihre Nähe oder sogar an ihnen vorbei, so waren sie plötzlich ganz still und ernst und sahen schweigend vor sich nieder - bis er vorüber war. Dann ließen sie sich wieder gehen. Das hinderte sie jedoch nicht daran, mit ihren scharfen Adleraugen umherzuspähen. Nichts in ihrem Gesichtskreis entging ihnen. Besonders scharf beobachteten sie die aus der Flat heimkehrenden Arbeiter, bis ihre Aufmerksamkeit auf einen einzelnen Mann gelenkt wurde, der auf der Straße vorüberging. Sein Gesicht konnten sie nicht erkennen, denn er hielt es von ihnen abgewandt. Nach ein paar rasch miteinander geflüsterten Worten nahm aber der eine von ihnen die Zügel aller Tiere in die Hand, während der andere wie eine Schlange den Hügel hinunterglitt und dem Fremden folgte. Doch noch ehe er ihn überholte, hatte er sich schon Gewißheit verschafft. Der lange Bursche hörte nämlich die leichten Schritte dicht hinter sich und drehte sich um. Kaum hatte aber der junge Indianer nur einen flüchtigen Blick auf sein Gesicht geworfen, als er, wie von einem Schlag getroffen, in die Knie einknickte.




1) Das Gesetz, Abschnitt VI, lautet wörtlich: „Klagen können vor einem Friedensrichter durch Weiße oder Indianer vorgebracht werden, in keinem Fall aber soll ein weißer Mann irgendeines Vergehens auf das Zeugnis eines oder mehrerer Indianer überwiesen werden können. In allen solchen Fällen soll es der Diskretion des Richters und der Jury überlassen bleiben, nachdem sie die Klage eines Indianers angehört haben.“ Abschnitt XII: „In allen Fällen zwischen Weißen und Indianern können beide Parteien eine Jury beanspruchen.“

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Gold