Der erste Brand -1-



„Feuer! Feuer!“ Wie ein einziger Schrei hallte der Schreckensruf durch die stillen und öden Straßen der Stadt und trieb die schlaftrunkenen Bewohner jäh von ihren harten Lagern.


„Feuer!“

Noch konnte niemand die wirklich entsetzliche Bedeutung dieses Rufes erfassen, noch fehlte ihnen der Maßstab für die Gewalt, mit der sich das einmal losgelassene Element die Bahn im Mark und Leben der Bevölkerung fressen würde. Aber in unbestimmten Bildern von Gefahr standen allen die sonnengedörrten Bretterbuden, die geteerten Zelte, die Stoffwände vor Augen und damit auch die Ahnung des Unheils, das über sie hereinbrechen sollte.

„Feuer!“ Was ist das für ein unheimlicher Ruf, unter allen Verhältnissen. Die Sinne noch vom kaum abgeschüttelten Schlaf gelähmt, mit der Gewißheit einer drohenden Gefahr, noch nicht imstande, dagegen einzuschreiten. Mit dem Lärm um uns her, mit Trommeln, Hörnerblasen, hastigen Glockenschlägen, mit dem dumpfen Rollen der Räder schwerer Feuerspritzen, die über das Pflaster rasseln, mit den raschen Schritten laufender Menschen. Und dann hoch am Himmel der Feuerschein, der lohend flammt und zuckt und weiterfrißt.

Hat man sich erst einmal überzeugt, wo es eigentlich brennt, und fühlt man sich außer Gefahr, so sucht der daran gewöhnte Städter wohl auch sein Lager wieder auf und tröstet sich damit, daß er doch nicht helfen könnte - es werden schon mehr als genug Leute dort am Platz sein. Ja, er ärgert sich vielleicht sogar über das andauernde Stürmen, über die häufigeren Schläge der Glocken, die das Ausbreiten des Feuers ankündigen. Das Leben selbst lehrt uns nur zu oft, im Leben unsere eigene, selbstsüchtige Bahn zu gehen, gleichgültig, wer dabei links oder rechts vom Wege fällt oder vor und hinter uns versinkt.

„Feuer!“ Ganz anders schallte aber der Ruf durch die Zeltstraßen von San Francisco. „Feuer!“ Der Schrei fand ein Echo in jedem Schuppen, in jedem Kattunverschlag des weiten Platzes. Blitzschnell stand fast die ganze Bevölkerung, die überwiegend angekleidet auf ihrem harten Lager gelegen hatte, auf der offenen Straße und sah sich verwundert, staunend um.

Kein Feuerschein am Himmel zeigte die Richtung der Gefahr. Keine rollende Spritze, kein Glockenschlag, kein Trommelschall, kein Lärmsignal wird laut. Totenstille herrschte jetzt unter den Tausenden, die alle verstört und scheu einmal nach rechts, dann nach links sehen, um die Bestätigung des Gehörten zu finden.

„Wo brennt es denn?“ flüsterte jetzt leise einer dem anderen zu. Da - mit einem Schlag, als ob ein gehemmter Krater plötzlich seine Flammensäule dem Himmel trotzig entgegenschleudert, brach sich die rote Lohe prasselnd Bahn.

„Feuer!“ gellte der Angstschrei fast aus jeder Kehle, denn die ganze Stadt schien in dem Moment in Flammen zu stehen. „Feuer!“ Fort stürmten alle mit dem unbestimmten Gefühl, etwas zu retten, zum Brandort.

„Zur Plaza, zur Plaza!“ ertönte ein Ruf, der von Mund zu Mund flog. Die Menschenmenge wogte zur Plaza, dem Glutmeer, das aus dem Boden zu kommen schien, entgegen. Schon jetzt kamen sie zu spät, um den freien Platz noch zu erreichen. Obwohl die Dauer des Feuers erst wenige Sekunden erreicht haben konnte, wälzte sich die üppig genährte Flamme schon über die dort einmündenden Straßen hinüber und tanzte lustig über zischende Teer- und Bretterflächen hin. Retten! Ja, wer konnte retten, wo eine Welt im Feuer stand? In dem Augenblick, wo die Glut ein Zelt berührte, stand es von oben bis unten in Flammen, brennende Funken und zischende Fetzen auf die Flüchtenden werfend. Lustig blies dabei der Wind mit vollen Backen in die züngelnden Flammen hinein und wirbelte lodernde Lappen hoch empor und weit hinaus, noch weiteren Stellen entgegen. Unter den sprühenden, flackernden Feuergarben flohen entsetzte Menschenkinder, hier ihre in Hast aufgegriffene Habe bergend, dort nur mit dem nackten Leben dem Flammentod entgangen. Ihnen entgegen strömte die Schar der Neugierigen, die das furchtbare Schauspiel vor sich noch immer nicht fassen konnten - sonst wären sie dort nicht stehengeblieben.

„Hilfe - Hilfe!“ kreischte hier und da eine einzelne Stimme über den dumpf wogenden Lärm. Die knisternde, mächtige Flammensäule, vom Wind gepeitscht, verursachte ein Geräusch wie das Schlagen eines schweren Segels bei Windstille. „Hilfe!“ Ja - wer konnte da Hilfe bringen? Der Schrei erstickte wieder, wie er entstanden war. Durch die plötzlich eintretende Stille gellte der Schreckensruf:

„Oben in der Pacific Street brennt’s - unten an der Werft fangen die Häuser Flammen! Die ganze Stadt ist verloren!“

Hui - stoben die Menschen wieder auseinander. Alles, was da oben wohnte, flüchtete, um die eigenen Habseligkeiten, so schnell es ging, in Sicherheit zu bringen. Wenn aber Tausende davonströmten, strömten andere Tausende von den entferntesten Teilen der Stadt ebenso schnell wieder nach. Der praktische Sinn der Amerikaner hatte bald in dieser allgemeinen Gefahr richtig entschieden. Das Feuer war nicht zu löschen, das sahen alle. Aber man konnte es doch in gewisse Grenzen bannen und nicht weiter ausdehnen lassen. Glücklicherweise ließ der Wind gerade jetzt etwas nach. Wäre das nicht geschehen, so wäre die ganze Stadt ein Raub der Flammen geworden. So bildeten sich nun rechts und links Gruppen mit Äxten und Tauen. Durch Niederreißen der Zelte und Holzbaracken wollten sie das Ausbreiten des Feuers verhindern.

Einige griffen, rücksichtslos auf eventuelle Bewohner, mit ihren scharfen Äxten noch völlig vom Brand unberührte Gebäude an und hieben die Eckpfosten ein. Hunderte von Armen warfen die langen, starken Taue um die Bauten, um sie im nächsten Augenblick dem Boden gleichzumachen. Aber selbst das half nicht immer. Die flammenden Stücke der Zelte flogen wie feurige böse Geister über sie hin. Die wenigen Spritzen in San Francisco kamen dem eigentlichen Feuer gar nicht nahe, sondern hatten vollauf zu tun, die Gefahr von den noch nicht erfaßten Straßen abzuhalten. Die Aufregung und Angst der Bewohner stieg dadurch natürlich. Jedes neu vom Feuer ergriffene Haus vermehrte die Not, und erste Gerüchte von Brandstiftern gingen von Mund zu Mund.

Die ganze Seite der Plaza mit den eigentlichen Spielhöllen und dem Parkerhaus in der Mitte war in kaum einer Viertelstunde völlig niedergebrannt. Nur die rauchenden Trümmer sandten noch ihren Qualm und Funkenregen sprühend empor. Hoch auf, wie eine einzige Feuersäule, loderte das von der Sonne vollkommen ausgedörrte, aus dünnen Brettern und Balken bestehende Parkerhaus. Es war zudem noch mit geteerten Holzschindeln gedeckt. Die Bewohner hatten keine Zeit gehabt, ihr nacktes Leben zu retten, kaum daß der erste Feuerschrei erklungen war.

„Feuer!“ Durch das ganze Gebäude zitterte der Ruf, bis unter das Dach hinauf. Die dort Zimmer an Zimmer einquartierten Bewohner eilten, aus dem Schlaf emporgeschreckt, zitternd an die Fenster. Aber nur einen Blick warfen sie hinaus auf die drohende Gefahr. Dann griffen sie auf, was ihnen in die Hände kam, und stürmten alle zur schmalen, hölzernen Treppe. Sie wollten das Freie erreichen, ehe ihnen dieser einzige Rückweg abgeschnitten wurde.

Hetson, der mit seiner jungen Frau ebenfalls im oberen Stock des Parkerhauses einquartiert war, gehörte keineswegs zu den schwachen Naturen, die bei einer wirklichen Gefahr im Schreck gebannt sind. Die Nähe der Gefahr weckte im Gegenteil alle Lebensgeister zu voller Tätigkeit. Mit einem Blick seine Lage überschauend, sagte er rasch:

„Jenny, dieses Haus ist verloren! Ganz Francisco selbst könnte es nicht mehr retten, aber unser Geld und die notwendigsten Kleider muß ich in Sicherheit bringen, wenn wir hier in dem fremden Land nicht verderben wollen.“

„Ich gehe mit dir!“ rief die junge Frau, zu Tode erschrocken. Der Feuerschein dicht vor ihrem Fenster, der schon die Funken bis über ihr Dach wirbelte, das Schreien und Heulen der Menschen, das Zittern des leichten Gebäudes selber ließen sie fast ohnmächtig werden.

„Halt, noch nicht!“ rief aber Hetson. Völlig kaltblütig hatte er seine Kassette aufgeschlossen und das Geld zu sich gesteckt. Er warf nur einen kurzen Blick durch die geöffnete Tür. „Die Treppe ist voller Menschen, die rücksichtlos hinausdrängen. Laß erst die Bahn frei werden, so lange haben wir noch Zeit, und ich will inzwischen versuchen, deinen Koffer hinunterzubringen.“

„Ich vergehe hier aber vor Angst!“ klagte seine Frau.

„Dann komm mit“, sagte Hetson nach kurzem Überlegen. „Versuch wenigstens, den Reisesack zu tragen. Vielleicht ist es auch besser so. Du bleibst dann unten bei den Sachen, und ich gehe noch einmal hinauf, um zu retten, was zu retten ist.“

„Oh, dann komm“, bat sie. „Um Gottes willen, sieh, wie die Flamme in den wenigen Sekunden gewachsen ist! Sie lodert schon am Haus empor. Wenn sie die Treppe erfaßt, sind wir verloren!“

„Noch nicht, mein Herz!“ lachte da Hetson, der in der Gefahr seine ganze Energie wiedergewonnen hatte. „Halte dich dicht hinter mir, und wenn dir der Reisesack zu schwer wird, wirf ihn fort. Was er enthält, läßt sich schon immer wieder anschaffen. So, ans Werk, kommen wir glücklich die Treppe hinunter, sind wir auch gerettet.“

Rasch hob er sich den Koffer auf die Schulter, der einen Teil von Jennys Wäsche und Kleidern enthielt, stieß die Tür ganz auf und ging auf den Gang hinaus. Aus allen Türen strömten die Menschen. Jenny folgte dicht hinter ihm, ihre linke Hand fest in seiner. Mit der anderen versuchte sie, den Reisesack festzuhalten. Das war aber nicht möglich, in wenigen Sekunden war er von Nachdrängenden zur Seite geschoben und unter die Füße getreten. Jenny behielt gerade noch Zeit genug, ihn wieder an sich zu reißen und über das Treppengeländer nach unten zu werfen.

„Die Treppe bricht!“ schrie da eine helle Stimme ängstlich herauf. Erschrocken drängten alle zurück, wo noch Raum dazu war.

Das half den anderen. Hetson, der wußte, daß sie rettungslos verloren waren, wenn das eintraf, riß seine Frau zu den ächzenden, engen Stufen und floh mit ihr hinab, so rasch es seine Last erlaubte.

Jetzt aber half ihnen das Feuer über eine Stelle, die ihnen sonst vielleicht verhängnisvoll geworden wäre. Gerade wo sich die Treppe herumbog, war ein Teil des Treppengeländers durch die herabdrängende Menge abgerissen worden. Die davor emporlodernde Flamme verriet jedoch den Flüchtlingen die Gefahr, und glücklich kamen sie ins untere Haus. Aber selbst hier schienen sie noch nicht gerettet. So wie die Menge aus dem Haus ins Freie drängte, drängte eine andere Menge hinein. Zum Teil wohl aus Neugierde, zum Teil zum Retten oder sogar Stehlen wollten viele in das Parkerhaus. Eine Tür war noch verschlossen - sie führte in den Saal. Die Eingeschlossenen untersuchten nicht lange, ob sie von innen oder von außen verschlossen war. Sie warfen sich gegen die dünne Wand und schleuderten die schwache Tür in Stücken in den Saal. Über Tische und Stühle suchten sie sich ihren Weg zum Ausgang. Rücksichtslos wurde alles unter die Füße getreten, nur zum Ausgang, zur Freiheit!

„Hetson!“ rief da plötzlich eine laute, rauhe Stimme. „Alle Wetter, du hast einen hübschen Anfang in Kalifornien!“

„Siftly! Dich führt mein guter Stern hierher!“ rief erfreut der junge Mann. „Nimm dich meiner Frau an, damit ich zurück kann, um unsere Sachen zu retten.“

„Tut mir leid, Kamerad!“ rief aber der Spieler achselzuckend. „Das, was auf dieser Welt mir gehört, brennt ebenfalls lichterloh, und ich muß sehen, was ich noch retten kann.“

„Aber meine Frau...“

„Geh mit ihr rüber zum Courthouse. Da ist der einzige Platz, wo ihr vorläufig sicher seid. Wie lange, weiß freilich der Teufel!“ brummte er in den Bart. „Es scheint wirklich so, als ob alle bösen Geister losgelassen wurden, um dieses Nest hier niederzusengen.“

Hetson hörte aber schon nicht mehr seine Worte. Er floh jetzt mit seiner Frau, so schnell er konnte, zum Ausgang, um quer über den Platz der unmittelbaren Gefahr zu entkommen. Dort hatte sich aber eine große Masse Neugieriger versammelt. Große Gepäckhaufen waren aufgeschichtet, und Hetson ging deshalb dem Wind entgegen zur linken Seite der Plaza, um dort vielleicht für den Moment Unterkunft für seine Frau zu finden.

Diese Seite schien auch tatsächlich außerhalb jeder Gefahr zu liegen, denn der Wind trug die Flammen und Funken zur entgegengesetzten Seite. Hier hatte ein englischer Arzt einen sogenannten Shop. Das Schild war von der Glut hell erleuchtet. Hetson besann sich nicht lange und sprach ihn um Hilfe an. Sie wurde ihm auch zugesagt, soweit es in diesem Wirrwarr überhaupt möglich war. Allerdings riet ihm der Besitzer des kleinen Ladens, lieber einen entfernteren Schutzort aufzusuchen. Die Plaza war im Augenblick wirklich kein Aufenthalt für eine zarte Frau. Hetson wollte aber unbedingt noch einmal in das Parkerhaus zurückkehren, um wenigstens noch etwas von seiner Bekleidung zu retten. Er bat deshalb Jenny hastig, hier einen Moment zu warten, und eilte dann, so rasch ihn seine Füße trugen, zu dem schon in Flammen eingehüllten Parkerhaus zurück. Hastig vorwärts drängend, erreichte er auch die Schwelle wieder, aber ein Betreten war nicht mehr möglich. An ihm vorbei stürmten ein paar rauchgeschwärzte Gestalten. Er glaubte, in einer von ihnen Siftly zu erkennen. Aber ihm blieb keine Zeit, sich nach ihm umzudrehen. Prasselnd und krachend brach in diesem Augenblick der Dachstuhl des Parkerhauses zusammen, schlug durch die leichte, schon vom Feuer angegriffene Saaldecke und füllte im nächsten Moment die noch stehenden Außenwände mit einer einzigen Flammensäule an. Turmhoch wirbelte dabei ein wahrer Schauer von glühenden Funken und brennenden Holzstücken in die Nacht hinein. Aber die Richtung des Windes hatte sich in diesem Augenblick gedreht. Die lodernde Glut zog nicht mehr in die Straße hinein, sondern gerade über die Plaza auf die andere Häuserreihe zu. Ein glühender, verderblicher Regen ging dort nieder.

Furchtbare Verwirrung entstand dadurch auf der Plaza, wo man alle geretteten Güter und Habseligkeiten aufgeschichtet hatte. Mitten hinein fielen die lodernden Brände, und ein Haufen übereinandergeworfener Kleider fing zuerst Feuer. Die daneben Stehenden preßten sie nicht zusammen, um die Glut zu ersticken, sondern rissen sie auseinander und fachten damit den Brand nur rascher an. In wenigen Sekunden hatten sich die nächsten Gegenstände ebenfalls entzündet, und nur Minuten später loderte alles, was man dort sicher und gerettet geglaubt, lustig und hoch empor und gefährdete damit die nächste Häuserreihe. Das Entsetzen unter den Bewohnern San Franciscos hatte den höchsten Grad erreicht. Zugleich stieg damit auch die Wut und Rachgier gegen die Missetäter. Daß das Feuer böswillig angelegt war, bezweifelte niemand mehr.

Flüche und Verwünschungen strömten von tausend Lippen. Da es kein Ziel für die erste Wut gab, steigerte sie sich nur immer mehr. Durch das Umschlagen des Windes war die ganze Stadt bedroht. Schon fingen die bis jetzt verschonten und nur von der Hitze gedörrten Häuser an zu brennen, sowie nur die ersten Funken darauf fielen. Zwei Spritzen kamen gerade jetzt herüber, und von der Bai herauf holten die Karrenleute unablässig Wasser. Aber wie konnten sie hoffen, das zornige, übermächtige Element zu besiegen?

Hetson sah sofort, daß jeder weitere Versuch, in das Haus einzudringen, Wahnsinn gewesen wäre. Jetzt wollte er nur so rasch wie möglich zu seiner Frau zurückkehren. Aber selbst das ging nicht so schnell. Mit Entsetzen bemerkte er, wie auch dort schon die Flammen aufstiegen, während das Gewirr und Gedränge von Menschen auf der Plaza selber seinen H?hepunkt erreicht hatte. Durch dieses Knäuel der hin und her wogenden Masse, durch die vom Feuer inzwischen erfaßten Güter schien es für den einzelnen unmöglich, einer bestimmten Richtung zu folgen.

Unter den Eifrigsten, die soviel wie möglich Eigentum retten wollten oder, als das nicht ging, dem Feuer wenigstens Einhalt zu gebieten, war ein großer, breitschultriger Farbiger, ein freier Neger aus den Vereinigten Staaten. Er kam jetzt herbeigeeilt, um seine Hilfe bei der neuen Gefahr auf der Plaza anzubieten. Hier aber sah er bald, daß die Leute bei ihrem Bemühen, die aufgeschichteten Güter auseinanderzureißen, das Übel noch verschlimmerten. Dabei hätten sie durch das Einreißen der meistbedrohten Stellen die Flammen noch auf einen gewissen Raum begrenzen können. Von Schweiß triefend, hingen ihm seine Kleider in Fetzen vom Körper. Trotzdem war er unermüdlich und sprang zwischen die bestürzte Menge, als Hetson sich dort gerade Bahn brechen wollte. Die von Panik erfaßte Menge vergeudete ihre Kräfte unnötig, und deshalb schrie er dazwischen:

„Laßt doch den Plunder brennen, was bedeuten schon die paar Kisten und Stühle? Da drüben...“

„Zum Teufel!“ schrien einige dazwischen, deren ganzes Eigentum vielleicht gerade hier lag. „Plunder brennen lassen? Die schwarze Kanaille freut sich wohl noch über das Feuer?“

„Aber ich sage euch...“, rief der Schwarze in das Toben hinein und versuchte vergeblich, sich verständlich zu machen. „Ihr seid da drüben nötiger! Wenn das Feuer...“

„Der gehört wohl zu den verdammten Brandstiftern, die sich noch freuen, daß unser Eigentum hier verbrennt!“ rief eine Stimme.

„Was ist da los? Wen haben sie? Einen von den Brandstiftern? Nieder mit dem Hund! Schlagt ihn zu Boden! Reißt ihm das Herz aus dem Leibe!“ tobten die Leute, die weiter weg standen und nicht deutlich gehört hatten, was da vorging.

„Zurück da, seid ihr wahnsinnig?“ rief der Neger lachend aus und versuchte, sich Bahn zu machen. Er sprang über einige der dort aufgeschichteten Gegenstände.

„Da ist er, haltet ihn, laßt ihn nicht fort!“ gellte da ein wilder Schrei. „Werft ihn in die Flammen und laßt ihn braten!“

„Wo ist der Brandstifter?“ brüllten jetzt auch die Umstehenden, die glaubten, daß man irgendwo anders einen der Missetäter erwischt hätte. „Wo ist der Hund?“

„Da springt er - laßt ihn nicht laufen! Zum Feuer mit ihm!“ brüllte die Menge, die jetzt ein Ziel vor Augen hatte, an dem sie ihre Wut auslassen konnte.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Gold