Gnädig, Herr Düvel

Autor: Ueberlieferung
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Zu Hollen in Ostfriesland befand sich vorzeiten ein großer Hof, auf dem ein reicher Bauer saß. Aber er hatte einen wahren Fuchs von Nachbarn, der schon manches krumme Ding gerade gemacht hatte, wenn es seinen Vorteil galt. Dieser überlegte nun, was zu tun war, um den reichen Bauern von seinem Hof zu verjagen. Er kam auf den Einfall, einmal den Teufel zu spielen. Gedacht, getan. Er verkleidete sich recht als ein Gespenst. Mit Kuhschwanz, Hörnern und böse funkelnden Augen schlich er sich des Nachts vor das Bett des Bauern, der einige Nächte lang Angst schwitzte und vor Beklemmung keine Luft bekommen konnte, bis er Hilfe erhielt. Wenn man nämlich vom Teufel spricht, ist er in der Nähe, und wenn man wie ein Teufel spukt, hat er einen schon in seinen Krallen. Und so konnte der Alte das auch nicht länger ansehen, daß sein Stellvertreter dort oben auf der Erde solche Späße betrieb. Als es nun am dritten Abend wieder losgehn sollte, stieg er im feinsten Staat aus der Hölle heraus und faßte seinen Genossen gerade im selben Augenblick beim Kanthaken, als dieser dem Bauern schon sein letztes Stündlein ansagte. Unser neuer Teufel war nicht wenig erschrocken, als der Alte ihn ordentlich kniff und mit fürchterlicher Stimme fragte: »Wer bist du?« Aber zuletzt kriegte er seine fünf Sinne wieder beisammen und jammerte: »Gnädig, Herr Düvel , ik bün ook'n Gespök.« »Du erbärmlicher Wicht!« rief der Teufel, »was willst du wohl vorstellen?« und warf ihn zur Türe hinaus und trat ihm auf den Fuß. Der Tritt muß gut gewesen sein, denn von Stund' an humpelte der Mann, und seine Nachkommen haben bis auf den heutigen Tag an ihrem rechten Fuß ein hufartiges Zeichen.