Volks- und Städte-Schimpf und Glimpf

Volks- und Städte-Schimpf und Glimpf

Auch die Völker, Städte- und Dorfbewohner haben es nicht unterlassen, sich durch Witz- und Spottreden wechselseitig Eins anzuhängen, und in der Tat, es ist ihnen manchmal ganz vortrefflich gelungen. Jm Glimpf und Schimpf auf Volk und Stadt, liegt so zu sagen ein ganzer kulturhistorisch er Hort. Bemerkenswert ist es, dass auf diesem Gebiete der Spruchweisheit der Schimpf ungleich stärker vertreten ist, denn der Glimpf: Es geht dabei so zu wie bei den Menschen, es sagt Eins dem Andern lieber etwas Schlechtes nach als etwas Gutes. Einem Eins anzuhängen scheint auch bei moralischen Personen stets besonders beliebt gewesen zu sein. Die Artigkeiten und Komplimente, welche die Spruchweisheit den Völkern und Städten in's Gesicht sagt, sind meist fade, ohne Salz; hingegen fehlt es an letzterem den Betisen nicht, mit denen man sich wechselseitig beehrt hat. Auch lebt der Volks- und Städteschimpf im Gedächtnisse lustig fort, den Glimpf muß man erst mühsam aus dem Sprachschatze hervorholen. Aus der reichen Partie dieses kulturhistorischen Gebietes, welches ich in einem fast kolossalen Umfang durchgearbeitet, habe ich ohne eine bestimmte Richtung jedoch meist solche hervorgesucht, deren Entstehung entweder an und für sich interessant, oder über deren Ursprung noch lange nicht alle Zweifel behoben sind, und welche in einem erst jüngst erschienenen Machwerke, das zu meinem eigenen Werke in einer für mich nichts weniger als angenehmen Beziehung steht, gar nicht vorkommen.




Dieses Kapitel ist Teil des Buches Glimpf und Schimpf in Spruch und Wort Teil 1