Spanische Schlösser

Spanische Schlösser

Ganz analog unsern „böhmischen Dörfern“ sind die „spanischen Schlösser“ im französischen Volksmunde: „faire des chasteaux en Espagne,“ eine Redensart, welche schon ins 13. Jahrhundert zurückreicht und anlässlich welcher schon Montaigne sagt: Une resverie sans corps et sens sujet régente notre ame et l'agite; que je me mette á faire des chasteaux en Espaigne, mon imagination m' y forge des commodités et des plaisirs desquels mon ame est réellement chatouillée et rejouie.“ Pasquier wieder in seinen „Recherches de la France“ erklärt diese Redensart auf analoge Weise, wie unsere böhmischen Dörfer geschichtlich erklärt werden, er schreibt, dass Schlösser in Spanien selten seien, und findet den Grund ihrer Seltenheit in der Absicht, die Mauren in ihren Kämpfen zu hindern, sich solcher Schlösser, wenn sie vorhanden gewesen wären, zu bemächtigen und so ein Mittel zu besitzen sich zurückzuziehen und zu langer und hartnäckiger Verteidigung vorzubereiten. Fleury de Bellingen aber versetzt den Ursprung dieser Redensart sogar in die Römerzeiten, und zwar in jene des Aufenthaltes von Caecilius Metellus in Spanien zurück. Im Deutschen spricht man, aber unrichtig, von „spanischen Dörfern,“ sowie man von Dingen, die man nicht versteht, zu sagen pflegt: „Das kommt mir spanisch vor“. Wer aber zum Beispiel türkisch oder griechisch oder polnisch nicht versteht, kann ebenso gut sagen, das kommt mir türkisch, griechisch, polnisch vor, d. h. das verstehe ich nicht.*)


*) Fleury de Bellingen, l’Etymonologie ou Explication des proverbes français (a la haye 1656, 12°), p. 271.
Les œuvres d’Estienne Pasquier (Amsterdam 1723 Fol.) in dessen „Recherches de la France“, liv. VIII, chap. 17

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Glimpf und Schimpf in Spruch und Wort Teil 1