Maria di legno
Maria di legno
Eine hölzerne Maria nennt der Venezianer ein Weib, welches sich durch Magerkeit und linkisches Wesen bemerklich macht. Man erzählt als Ursprung das Folgende:
In Venedig herrschte im 9. und 10. Jahrhundert der Gebrauch, alle Ehen am Festtage Maria Verkündigung in der Kirche San Pietro di Castello einzusegnen. Zu beiden Seiten des Hochaltars, vor welchem der Bischof von Olivolo die Messe las, standen die Verlobten, nach Geschlechtern getrennt, hinter ihnen die nächsten Anverwandten auf erhöhten Sitzen und auf der schmalen Galerie, die oben um das Chor läuft. Die Bräute trugen alle ein kleines Kistchen (arcella) unter dem Arme, welches ihre Mitgift enthielt. Nach der Messe hielt der Bischof eine Traurede, wonach er Paar um Paar einsegnete. Hierauf faßte jeder Neuvermählte seine Frau bei der Hand, nahm ihre Aussteuer unter den Arm und führte sie nach Hause.
So war die älteste Feier dieses Festes, welches aber im 10. Jahrhunderte bereits Vieles von ihrer früheren Einfachheit verloren hatte. So wurden 12 arme Mädchen, die sich durch die Tugenden ihres Geschlechtes und Alters auszeichneten, auf Staatskosten ausgestattet und vom Dogen selber im vollen Ornate zum Altare geführt.
Bei solcher Gelegenheit geschah es einst, dass sich Triestiner-Corsaren in der Nacht vor dem Feste herbeischlichen und mit ihren Barken im Schilfe hinter die Insel Olivolo versteckten. Als die Kirche mit den festlich gekleideten Teilnehmern der heiligen Handlung angefüllt war, brachen sie hervor und schleppten die schönsten und am reichsten gekleideten Bräute mit sich fort.
Eine hölzerne Maria nennt der Venezianer ein Weib, welches sich durch Magerkeit und linkisches Wesen bemerklich macht. Man erzählt als Ursprung das Folgende:
In Venedig herrschte im 9. und 10. Jahrhundert der Gebrauch, alle Ehen am Festtage Maria Verkündigung in der Kirche San Pietro di Castello einzusegnen. Zu beiden Seiten des Hochaltars, vor welchem der Bischof von Olivolo die Messe las, standen die Verlobten, nach Geschlechtern getrennt, hinter ihnen die nächsten Anverwandten auf erhöhten Sitzen und auf der schmalen Galerie, die oben um das Chor läuft. Die Bräute trugen alle ein kleines Kistchen (arcella) unter dem Arme, welches ihre Mitgift enthielt. Nach der Messe hielt der Bischof eine Traurede, wonach er Paar um Paar einsegnete. Hierauf faßte jeder Neuvermählte seine Frau bei der Hand, nahm ihre Aussteuer unter den Arm und führte sie nach Hause.
So war die älteste Feier dieses Festes, welches aber im 10. Jahrhunderte bereits Vieles von ihrer früheren Einfachheit verloren hatte. So wurden 12 arme Mädchen, die sich durch die Tugenden ihres Geschlechtes und Alters auszeichneten, auf Staatskosten ausgestattet und vom Dogen selber im vollen Ornate zum Altare geführt.
Bei solcher Gelegenheit geschah es einst, dass sich Triestiner-Corsaren in der Nacht vor dem Feste herbeischlichen und mit ihren Barken im Schilfe hinter die Insel Olivolo versteckten. Als die Kirche mit den festlich gekleideten Teilnehmern der heiligen Handlung angefüllt war, brachen sie hervor und schleppten die schönsten und am reichsten gekleideten Bräute mit sich fort.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Glimpf und Schimpf in Spruch und Wort Teil 1