Hochzeit — Hohe Zeit

Hochzeit

Dieses von so vielen Mädchen als solchen sehnlichst erwartete, als Frauen nicht selten verwünschte Wort, bezeichnete früher nicht blos die Trauungsfeierlichkeiten, sondern jedes bedeutende Fest, eine feierliche Zeit überhaupt, hatid gotisch, heahtide angelsächsisch, hogtyd schwedisch. Schon im Schwabenspiegel geschieht der 3 Hochzeiten des Herrn als der drei Feste: Wihennacht, Ostern und Pfingsten Erwähnung; und die vier Marienfeste: Maria Lichtmess, Maria Verkündigung, Maria Himmelfahrt und Maria Geburt werden „unser Vrowen vier hochgeziten“ genannt. Auch erscheint im früheren Sprachgebrauch: Hochtid, Hochgezit, Hochzeit für jeden festlichen Schmaus oder für den Tag einer kaiserlichen Krönung. Die Einschränkung dieses Wortes auf den Tag einer ehelichen Verbindung fällt erst in spätere Zeiten.


Mit einer Anspielung auf manche Braut könnte das Wort Hochzeit in einem andern Sinne „hohe Zeit“ genannt werden, insofern man von jener an ihrem „Ehrentage“ meint: Sie habe schon „hohe Zeit“ gehabt, in die Ehe zu treten, weil sie entweder nicht mehr jung, oder aber das biblische „vermehret euch“ vorzeitig so ernstlich genommen hat, dass sie sich sputen muß, die Legitimität „Hänschens im Keller“, über den die „historischen Wörter, Sprüchwörter und Redensarten“ (S. 153, Nr. 108), Aufschluss geben, zu retten.

Wir könnten hier unsere Leser nun mit einer Reihe hochzeitlicher Gebräuche und nachhochzeitlicher Gewohnheiten ergötzen; jedoch würden wir den Charakter des Werkchens dadurch ändern, da wir es nur überhaupt mit dem Glimpf und Schimpf in den Sitten und Gebräuchen, in Spruch und Rede zu thun haben. Durch diesen nächsten Zweck uns also bestimmen lassend, verzeichnen wir hier zuvörderst einige Wörter und Gebräuche, welche als stehende Redensarten vorkommen und deren Ursprung kennen zu lernen, nicht unwillkommen sein dürfte.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Glimpf und Schimpf in Spruch und Wort Teil 1