Flitterwochen

Flitterwochen

„Ach dass sie ewig grünen blieben“, seufzt wohl mancher ins Ehejoch Gespannte, nachdem der Schimmer dieser Zeit verblasst ist. Zu diesem Stoßseufzer muß wohl Jeder kommen, ohne Verdienst und ohne Schuld; schreibt es ja doch der Volksmund vor mit dem Reime: „Nach den Flitterwochen kommen die Zitterwochen“. Aber es weiß auch Jeder, was Flitter ist, und wie es damit steht. Da passt wohl die einfache Definition des Sprachgelehrten am besten: Flitter ist „etwas glänzendes, was einen zitternden, beweglichen Schimmer gibt“, wobei er schalkhaft die Weisung auf „Flattern“ macht und unter diesem Schlagworte bemerkt: „Zwischen flattern, fließen, fliegen, fliehen" findet eine Wurzelverwandtschaft statt, die uns nach und nach auf die Bedeutung von schlagen, stoßen führt.


Ob dieser Flitter in Hauben und Bändern und Flinserlwerk besteht, wie es hie und da von der jungen Frau in den ersten Wochen nach der Hochzeit getragen wird, oder ob damit das flitter- und flatterhafte Leben in dieser Zeit gemeint ist, darauf kommt es wohl nicht an. Flitter ist nicht mehr und ist nicht weniger als — Flitter. Aber es steht uns ja frei, vom Honigmonde zu sprechen und diesen an die Stelle des der Missdeutung so sehr fähigen andern Wortes zu setzen.

Wem jedoch das „Liedlein“ gefällt, dem können wir nach Eulenspiegelart noch Variationen dazu aufspielen, als: „Rewe Wein seynd süß, machen aber viel Beschwerdten im Kopff und Leib“; — „Wenn der Fürwitz gebüßt ist, so wolt oft eins das ander wehre ein Wolff, und lief im Holtz“; — nach einer stattlichen Hochzeit folgen auch böse Mittagsmahlzeiten.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Glimpf und Schimpf in Spruch und Wort Teil 1