Du kriegst nit dat, Nikelöschen

Du kriegst nit dat, Nikelöschen

(Du kriegst das nicht, Nikolaus). Mit dieser niederrheinischen Redensart, wobei noch ein Schnippchen geschlagen wird, fertigt man einen Bittenden, den man zu foppen beabsichtigt, in den Rheinlanden ab. Über den Ursprung dieser Redensart erzählen sie bei Bingen am Rhein: Der Patron aller rheinischen Schiffer ist St. Nikolaus. Es besteht bei ihnen die Sitte, dass, wenn der Schiffmann zur Reise das Ufer verlässt und das Schiff klar im Fahren ist, er der Mannschaft zuruft: Betet. Jeder zieht den Hut, betet ein Paternoster und empfiehlt dem heiligen Nikolaus Leben und Gut. Vor langer Zeit aber fuhr ein Schiffer ohne Gebet von Bingen ab, und im Loche überraschten ihn heftige Windstöße und brachten das Schifflein aus dem Fahrwasser. Er schrie nun den heil. Nikolaus ängstlich um Hilfe an und gelobte reiche Opfer. Der Wind legte sich und glücklich kam der Schiffer durch das Loch. Als aber die Gefahr vorüber war, stach ihn der Übermut. Er schlug ein Schnippchen und rief: „Du kriegst nit dat, Nikelöschen!“ Doch dem Hohn folgte die Strafe; ein heftiger Windstoß schlug das Schifflein in Grund. Der Schiffer ertrank und als seine Leiche bei St. Clemens ans Land geworfen ward, fehlten der rechten Hand die Finger.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Glimpf und Schimpf in Spruch und Wort Teil 1