Die Logik ist von der Rhetorik besiegt worden

Die Logik ist von der Rhetorik besiegt worden

Diese altsächsische Redensart ist einer geschichtlichen Tatsache entwachsen. Gerhard Freiherr von Berg, Bischof zu Hildesheim, war ein sehr kriegerischer Prälat. Gleich in seinem ersten Amtsjahre (1364) bändigte er 60 westphälische Ritter, die gleich Räubern in den dem Bistume gehörigen Ländereien gehaust hatten. Auch mit den Herzogen von Braunschweig stritt er, obwohl schwächer an Kräften, wacker sich herum und gewann manchen Vorteil. Einst nahm er ihren Verbündeten, den Bischof von Halberstadt, Albert, gefangen. Dieser Mann ward als tüchtiger Logiker berühmt, während seinerseits Gerhard eben solchen Ruf als Rhetoriker hatte. Da also der Logiker von dem Rhetoriker gefangen worden war, so ging alsbald durch das ganze Land der witzige Spruch: „Die Logik ist von der Rhetorik überwältigt und besiegt worden.“ Natürlich findet sich hier das Seltene der Sache, da die Logik in der Regel durch ihr festgeschlossenes Auftreten unüberwindlich ist, treffend hervorgehoben und eben zu diesem Witze benützt. Die Schönrednerei in den Landtagen, Reichsräten, Parlamenten, Abgeordnetenhäusern, Deputierten-Versammlungen, Volkskammern und wie sie alle heißen, wo nicht selten die Phrase über das bessere Recht den Sieg davon trägt, hat obige Redensart in die alten Ehren eingesetzt.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Glimpf und Schimpf in Spruch und Wort Teil 1