Die Frau (Frowe)

Die Frau (Frowe)

Wenn wir den Glimpf und Schimpf über die Frauen und die Liebe mit einigen Worten über die Frau nicht als solche, sondern über die Etymologie des Wortes einleiten, dürfte nur recht und billig befunden werden, und dieß um so mehr, als über den Ursprung dieses Wortes, welches wieder nicht als Wort, sondern als Wesen genommen uns eben so oft Segen bringt als Herzeleid bereitet, Begründer unseres häuslichen Glückes oder Ursache all' unseres Elends wird, die Hauptstütze des Familienlebens und die Zierde des Menschengeschlechts bildet, die Gelehrten noch lange nicht einig sind und es wohl nie werden dürften. Es stehen so viele gleichlautende Wurzeln zu Gebote, deren jede sich zu dem Begriffe Frau zuspitzen läßt, dass die Entscheidung wahrlich nicht leicht wird. Während sich rein sprachlich die Ableitung von den alten Formen des Wortes Freien, um eine Frau werben, verteidigen läßt, wonach wir auf das angelsächsische Freo, altsächsisch Fri in der Bedeutung Weib kommen und sogar im schwedischen Frilla, Geliebte, das Diminutivum Fräulein finden; bietet sich uns eine ethische Erklärung in der Etymologie des Wortes Fronen, da ja der Herr, als er dem Adam sein Weib gab, diesem bedeutete, es sei dem Gatten untertan, wie in Frone.


Wohl nur ein gutes Wortspiel kann es genannt werden, wenn Geiler von Kaisersbergk in seiner Postille über den Ursprung des Wortes Frau sagt: „Als wenn Einer eine Frow nimmt, so ist er zum ersten Mal fro, darnach wirt ein Wee drauß, das fro wäret nit länger, so wenn bis das er zu kirchen gegangen ist denselben Tag, aber das Wee wärt XX oder XXX jor fuir und fuir, so lang sye leben. Davon heißt eine Frow, Frowe.“

Es wird gut sein, alle Postillen, alle Rezepte für und wider dieses „süße Kraut“, Schimpf und Ernst bei Seite zu lassen und uns, kurz und gut, zwei der schönsten Sprüche recht oft herzusagen, nämlich den lutherischen in seinen Tischreden“:

„Kein schöner Ding wol ist auf Erden,
Als Frauenlieb, wem sie mag werden,“


nach Luthers eigener Mitteilung von seiner Wirthin zu Eisenach gehört, als er dort auf der Schule war; — dann Schillers:

„Ehret die Frauen! sie flechten und weben
Himmlische Rosen ins irdische Leben.“


Wer sich an Bildern im entgegengesetzten Sinne ergötzen will, möge in einigen der zu Ende zitierten Werke nachlesen *).

*) Eiselein, Deutsche Sprichwörter; Schwenck, Wörterbuch der deutschen Sprache (1855); — Sprichwörter, schöne weise Klugreden (Franck 1555).

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Glimpf und Schimpf in Spruch und Wort Teil 1
Martin Luther, (1483-1546) dt.Reformator schrieb Tischreden

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Friedrich Schiller (1759-1805), deutscher Dichter, Philosoph und Historiker, Bild aus dem Jahre 1794

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