Der Bediente des heiligen Martin

Der Bediente des heiligen Martin

Aber der h. Martin lebt nicht bloß in den Gänsen, den Schmausen und Hörnern fort, er tritt noch in anderer und schlimmerer Gesellschaft auf, oder spielt in „Aller Praktik Großmutter“[/b], wie man die Wetterregeln nennt, eine Rolle. So z. B. nennt man den leibhaften Teufel: „den Bedienten des h. Martin“ und rührt dieß daher, dass man auf älteren Gemälden den Heiligen oft in Gesellschaft des „Gottseibeiuns“ erblickt. Wieder eine andere, aber nicht näher erklärte Redensart meldet:


[i]Was der h. Martin nicht verzehrt, verzehrt sein Esel;


Auch als Kenner guten Weines wird er aufgeführt — Um St. Martin ist ja meist die Lesezeit zu Ende — indem es von ihm schon im 16. Jahrhunderte hieß:

Der h. Martin liebt Wein zu saufen
Und läßt das Wasser zur Mühle laufen,


was offenbar mit dem Bauernspruch im Zusammen-
hange steht:

Zu Sanet Martein
Trinkt man guten Wein.


Endlich ist S. Martin Wetterprophet:

Zu Sanet Martin
Feuer im Camin;


auch:

Zu St. Martin wenn die Störche kommen;

oder:

Sanet Märten Miß
Is der Winter wiß.


und:

Wenn das Brustbein an der gebratenen Martinsgans braun ist, gibt's mehr Schnee als Kälte, ist's aber weiß, mehr Kälte denn Schnee.

Einige Beispiele, wie der Volksscherz mit dem heiligen Martin umsprang, mögen diese Spruchsammlung schließen:

San Martin war ein milder Mann
Trank gerne cerevisiam,
Und hatt' er nicht pecuniam,
So ließ er seine tunicam.


Und der alte Volkshumorist Geiler sagt:

San Martin gab den Mantel, ein Spieler gibt Hosen, Wams und Hemd,
Darum er wohl heiliger ist, wenn er nacket seinem Herrn, dem Teufel, nachrennt;


und:

Heiliger San Martin! dieß lebendig Opfer geb' ich dir,

sprach die Frau, als ihr ein Falke den Hahn wegtrug.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Glimpf und Schimpf in Spruch und Wort Teil 1