Das hat er zu Freiburg im faulen Pelz erlernt

Das hat er zu Freiburg im faulen Pelz gelernt

Dies sagte man vornehmlich von Thomas Murner, dem berühmten Satiriker des 16. Jahrhunderts, Verfasser der „Narrenbeschwörung“ (Straßburg, 1512); der „Schelmenzunft“ (1812); der „Gäuchmatt“ oder „Geckenwiese“ und Bearbeiter des „Till Eulenspiegel“, als er sich in der Schweiz zu Freiburg aufhielt und es hieß: „er habe seine Kunst daselbst im faulen Pelz erschnappt“. Bei uns versteht man unter dem „faulen Pelz“ Faulheit und Nichtstun, und einen Menschen, der sich dem ergibt, schilt man einen Faulpelz. Auf Murner angewendet hat es wohl eine andere Bedeutung, die man sich vielleicht zunächst aus seinem Wesen erklären könnte, denn er war, wie er geschildert wird, ein unruhiger Kopf, voll redlichen Eifers, aber heftig, derb, grob und persönlich, umständlich und geschwätzig, der seine Weisheit gerne in Schänken und Weinbuden an Maulaffen, Müßiggänger und politische Kannegießer nur um das Vergnügen, recht herfallen zu können über alles, was just ihm nicht behagte, um ein paar Krüge Bier losschlug. Eine solche von Murner in besondere Affektion genommene Bude führte im Schilde den unsauberen Titel: „Der faule Pelz.“ Nun mochte Jemand, der im „faulen Pelz“ zu Freiburg den Vorlesungen Murners beiwohnte, Mancherlei erlernt haben, was er eben im Leben wenig brauchen konnte. Daher obiges Sprichwort, dessen Bedeutung nun wohl nicht mehr zweifelhaft sein dürfte. Für die sonderbare Bezeichnung des Wirtshauses „zum faulen Pelz“ finden wir noch heute eine Gewähr, indem in Heidelberg eine Brauerei dieselbe Bezeichnung führt.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Glimpf und Schimpf in Spruch und Wort Teil 1