Das Quarkschießen von Budissin

Das Quarkschießen zu Budissin

Das Quarkschießen zu Budissin ist ein geschichtlich noch dunkler Volksbrauch. Man erzählt sich darüber das Folgende:


In Budissin ward in frühern Zeiten ein Scheibenschießen gehalten, welches mit sonderbarem Beiwerke und von eigentümlichen Zeremonien begleitet war. Man schoss nämlich in nicht zu weiter Entfernung in eine mit Zitronen und Quarkkäsen bemalte Scheibe, die während des Schießens durch eine Laube gezogen wurde. Traf der Schütz das Bild einer Zitrone, so überreichte ihm der Stadt-Zeremonienmeister unter Trompeten- und Pauken-Schall und vielen steifen Komplimenten auf silbernem Präsentierteller eine Zitrone nebst einem Glas Wein. Ward hingegen ein Käse getroffen, brachte ein wendischer Hochzeitbitter auf hölzernem Teller weißen Quarkkäse, wie er dort auf den wendischen Dörfern verfertigt ward, nebst einem Glase Bier, wobei er sich in schrecklich kauderwelschem Deutsch aussprach. Dazu tönte eine echt wendische, ohrenzerreißende Musik, bestehend aus zwei sonderbar gebauten Geigen mit drei Saiten, einer Schalmei und einem Dudelsack.*)

In früheren Zeiten wurde dieser Volksscherz — dessen Ursprung uns nicht bekannt ist — öfter begangen; nach einer etwa 40jährigen Unterbrechung — in Folge der kriegerischen Zeitereignisse — wurde er im J. 1819 wieder aufgenommen und am 26. Aug. ein solches Quarkschießen zu Budissin gehalten. —

Ob eine der vielen europäischen Fragen, welche seit dem verhängnisvollen 2. Dezember auf den diplomatischen Tisch geworfen und von dem großen politischen Escamoteur der Gegenwart immer wieder vor ihrer Erledigung changiert wurden, so zu Ende gebracht werden wird, wie der Gemeindetag zu Gebsweiler zu Ende ging, in welchem sich ein ganz köstliches Stück Dorfdiplomatie erhalten hat, ist eine Frage, die wir vor der Hand selbst mit der Erörterung des Gebsweiler Gemeindetages changieren.

*) Abendzeitung von Theodor Hell 1819, Septemberheft

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Glimpf und Schimpf in Spruch und Wort Teil 1