Da schlage das Glück zue, wie bei deren von Cappel Kue

Da schlage das Glück zue, wie bei deren von Cappel Kue.

Mit zwei wenig bekannten Reimsprüchen mögen die Proben des Volks- und Städte- Schimpfs und Glimpfs geschlossen werden. Der eine lautet:


Da schlage das Glück zue, Wie bei deren von Cappel Kue.

Friedrich, der letzte Graf von Toggenburg hatte einen Maler, welcher einst im Kloster zu Cappel (ehemal. Zisterzienser-Abtei im Kanton Zürich) von den Mönchen gefragt wurde, ob er auch eine schweizer Kuh malen könne? Der Künstler bejahte dies und malte ihnen auf die Wand eine Kuh mit allerlei Attributen, dass sie als schweizer Kuh kenntlich genug war. Man wußte das Gerücht auszusprengen, als hätten Prior und Konvent dieses Bild mit Absicht zur Verspottung der Schweizer machen lassen, und darum ward das Kloster überfallen und so zerstört, dass es an die sieben Jahre fast verödet stand. Das Volk sang überall: „Wie denen von Cappel ihre Kuh viel Glück gebracht habe!“ Hat hier eine Kuh solches Unheil angerichtet, so wollen wir auch nicht verschweigen, wie ein Kuhhirt einem Gemeinderat nicht geringe Verlegenheit, sich selbst aber ein bleibendes Andenken bereitet hat, dennoch heut' sagt der Volkswitz: Er macht's wie der Kuhhirt von Dorliken (Interlaken). Als dieser nämlich erhorcht hatte, dass die Gemeinde beschlossen habe, ihn wegzujagen, kam er der Gemeinde zuvor, und trat in die Versammlung mit der Erklärung, dass er seine Stelle niederlege. Die Gemeindeväter sahen sich verblüfft einer den andern an, und der Hirt räumte in Ehren seinen Platz. Das Leben bietet der Fälle genug, in welchen die Phrase: er macht's wie der Kuhhirt von Dorliken (nach Andern auch jener von Ulm) ihre Anwendung findet.




Dieses Kapitel ist Teil des Buches Glimpf und Schimpf in Spruch und Wort Teil 1