Speisung bedürftiger Schulkinder in Berlin

Speisung bedürftiger Schulkinder in Berlin. Der Verein für Kindervolksküchen veröffentlichte unlängst folgenden Aufruf:

„Seit 14 Jahren haben wir durch das Vertrauen und durch die Opferwilligkeit unserer wohltätigen Mitbürger diese Aufgabe in befriedigender Weise gelöst. Während dieser Zeit ist von uns kein bedürftiges Kind, welches von den Schulrektoren, Lehrkräften, ebenso von Vereinen als notleidend namhaft gemacht wurde, zurückgewiesen worden. In diesem Jahre, wo der Notstand bei der ärmeren Bevölkerung stärker hervortritt, waren wir gezwungen, an die städtischen Behörden mit der Bitte heranzutreten, uns entweder angemessen zu subventionieren oder selbst die Speisung der bedürftigen Schulkinder zu übernehmen. Wie auch die städtischen Behörden sich entschließen werden, wir werden unsere Aufgabe erfüllen. Wir werden mit Aufbietung aller unserer finanziellen Mittel unsere Pfleglinge, welche die Zahl von sechstausend bereits überschritten haben, und täglich durch neue Anmeldungen sich steigern, weiter speisen, bis die Stadtverwaltung ihre Einrichtung getroffen hat. Unsere weitere Aufgabe wird es sein, den vorschulpflichtigen Kindern, jenen armen Geschöpfen, welche in den notleidenden Familien in der Zahl von über fünftausend unterernährt bleiben, unsere Fürsorge zuzuwenden. Wir hoffen zuversichtlich auch ferner auf die Mithilfe unserer Mitbürger.“


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Gesundheit und Erziehung 1908