Die Herrichtung der Schiffe vom Gesichtspunkte der Gesundheitlichkeit

In dieser Beziehung ist wenig geschehen; zumal in Bezug auf die Schiffe mit langer Reise, wo der Passagier schläft und isst, wäre solches aber sehr nötig. Die Auswanderer leiden an unkontrollierbaren Krankheiten. Tuberkulöse suchen häufig Schiffe auf, um auf dem Meere zu gesunden oder günstige Klimate aufzusuchen. Viele Kranke reisen übers Meer, um berühmte Ärzte aufzusuchen. Waren aus verseuchten Ländern werden versandt. Das alles sind Keime der Ansteckung.

In Frankreich ist für jeden Auswanderer ein Luftraum von 2,473 bis 2,972 cbm, für Soldaten 2,375, für Rekonvaleszenten von 3, für Kranke von 6 cbm vorgeschrieben.


Wohnen die Passagiere I. Klasse allein oder zu 2 bis 4, so wird ihre Zahl in den nächsten Klassen immer größer und kommt schließlich in einem großen Schlafraum unter.

Überall, im luxuriösen Kabinett I. Klasse, wie in den Schlafräumen, verbergen sich Reste von Auswurf, von Erbrochenem der Seekranken, von allerlei unreinen Herkünften von den Vorgängern, nicht entfernt durch das oberflächliche Reinigen, Quellen von Krankheit und Ansteckung. Was hat zu geschehen?

Man hat zunächst Kabinen für Kranke vorzusehen, für einzelne und für mehrere.

Allgemein ist die Konstruktion der Kabinen und der Möbel so herzurichten, dass nicht nur Eleganz erreicht wird, sondern vor allem eine leichte Abwaschbarkeit durch und durch. Die Spucknäpfe müssen nach jeder Reinigung und nach jedem Wechsel der Bewohner desinfiziert werden, demgemäss von nicht oxydierbarem Metall sein.

Das Bettzeug ist ebenso wie die Wäsche in jedem Hafen beim Bewohnerwechsel umzutauschen, die Matratzen sind zu durchdämpfen.

Ventilation muss überall ausreichend sein.

Auf den Truppentransportschiffen ist ein Dampfdestillationsapparat obligatorisch, auch manche Handelskompagnien haben ihn eingeführt, es sollte das verallgemeinert werden.

Doppelte Wände sind, wo sie nicht nötig sind, zu beseitigen.

Die Latrinen sind sachgemäß herzurichten.

Die Versammlungs- und Speiseräume sind nach gleichen Prinzipien wie die Kabinen herzurichten, das Essgerät ist nach jedem Gebrauch mit Salzwasser durchzukochen.

um vorwärts zu kommen, muss in der allgemeinen und medizinischen Presse gewirkt werden, das Publikum muss auf die Gefahren, die Rheder und Schiffer müssen auf ihre Vorteile bei Vermeidung der Uebertragung ansteckender Krankheiten auf den Schiffen aufmerksam gemacht, der Schiffsarzt beim Bau von Schiffen ebenso zugezogen werden wie bei einem solchen von Schulen, Krankenhäusern u. s. w. Bei gutem Willen wird man auch weiter kommen.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Gesundheit 26. Jahrgang 1901