Rattenvertilgung

Über die Vertilgung der als gefährliche Pestverbreiter gefürchteten Ratten finden sich nach der „Köln. Ztg.“ in einem von dem Sekretär des Antwerpener Gesundheitsausschusses, Valere Haazen, herausgegebenen Schriftchen einige bemerkenswerte Angaben. Der Verfasser widerrät entschieden die Vergiftung von Ratten in Häusern, Läden und Warenlagern. Die angewandten Gifte hätten durchweg keine sofortige Wirkung und die Ratten verenden in einem unzugänglichen Versteck, wo ihre Verwesung gefährliche Gerüche und Gase erzeugen. In Gebäuden sei daher die Anwendung von Fällen vorzuziehen, wobei sich als Köder der von den Ratten gierig genommene Fenchelsamen empfehle. In den Kanälen, wo die toten Tierkörper vom Wasser weggeschwemmt würden, sei dagegen der Gebranch von Giften vorzuziehen. In Antwerpen hat man auf diesem Gebiete verschiedene Versuche gemacht. Zunächst wurde ein von den Nagetieren besonders bevorzugter Kanalteil mittels Drahtgitter ausgesperrt. Dann warf man den Ratten Brotstücke vor, die mit einer Lösung von Seuchenkeimen in Salzwasser getränkt waren. Keins der Tiere nahm die Nahrung. Hierauf wurde mit Fleischklößchen, die mit Seuchenkeimen durchsetzt waren, den Ratten hingelegt. Diese verzehrten diesmal die Klösschen, doch ging keine von ihnen ein. Inzwischen sandte eine deutsche Firma dem Antwerpener Ausschuss eine Probe von Fleischwurst, die eigens zur Vertilgung von Ratten bereitet wird. Zunächst wurde ein Vorversuch angestellt, indem man 6 gefangene Ratten die Wurst anbot. 36 Stunden nach Genuss des Giftes waren sämtliche Tiere tot und man glaubte nunmehr ein sicheres Gift für die Nagetiere zu besitzen. Eine gehörige Menge der Wurst wurde demnach in den abgesperrten Kanal geworfen, aber alsbald entdeckte man an den zahlreichen Fußspuren auf den Wurststücken, dass die Ratten diese untersucht und für „schädlich“ erkannt hatten. Angebissen hatten sie dagegen nicht. In Antwerpen sucht man jetzt nach einem neuen Rattengift Allem Anschein nach wird ein solches, das alle Bedingungen erfüllt, schwer gefunden. — Wir verweisen in dieser Hinsicht auf die in diesem Blatte in Nr. 20, Jahrgang 24, bereits ausgesprochene Ansicht, wonach mit absoluter Sicherheit behauptet werden kann, dass in gut ausgeführten, den heutigen technischen und hygienischen Ansprüchen Rechnung tragenden Straßen- und Hauskanälen die Ratten die Existenzbedingungen nicht mehr finden und demnach die rationelle Beseitigung der Ratten einer Stadt durch die Einführung guter Straßen- und Hauskanäle anzubahnen möglich ist.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Gesundheit 26. Jahrgang 1901