Mangel an kleinen Wohnungen

Welch brennende Frage die Herstellung kleiner Wohnungen ist, zeigt die Thatsache, dass in Berlin je näher der 1. Oktober, der große Umzugstag, heranrückt, um so größer die Zahl der Familien wird, die ohne Wohnung sind und im städtischen Asyl an der Fröbelstrasse Unterkunft suchen. Hauptsächlich sind es die kleinen Wohnungen, an denen großer Mangel besteht, da bei den Neubauten meist große Wohnungen geschaffen werden. In den beiden letzten Tagen des September ist die Zahl der von Familien bewohnten Teile des Asyls von 538 auf 586 gestiegen, welche sich noch erheblich erhöhte, sodass die Behörden sich mit Besorgnis fragten, wie sie den Andrang bewältigen wollen. Sie beschlossen daher, den Familien, die sich ernstlich um eine Wohnung bemühten, nötigenfalls die Miete des ersten Monats vorzustrecken, damit nicht das Fehlen der Miete der Grund dafür sei, dass sie keine Wohnung bekamen. Auch das Nachtasyl für einzelne Personen wurde stark in Anspruch genommen, es beherbergte zu der gleichen Zeit an 450 Personen. Beide Anstalten haben sich somit als sehr segensreich erwiesen. Aber auch in einer anderen Anzahl deutscher Städte kommt es zu den Umzugszeiten vor, dass sich Familien, die Zwei- und Dreizimmerwohnungen bewohnt hatten und denen es nicht mehr glückte, für ihre gekündigte Wohnung eine andere zu finden, sich auf die Straße gesetzt sahen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Gesundheit 26. Jahrgang 1901