I. Geschichte des Klosters und der Kirche zu Doberan.

Alt – Doberan stand nicht an der Stelle, wo das jetzige Doberan erbauet ist; sondern eine Viertelmeile mehr südwärts, da wo noch Alten-Hof steht. Hier war schon 1164 eine errichtet worden. Sieben Jahre darauf, 1171 ließ Pribislav II. der damals wieder zum Besitz seiner Länder gekommen war, hier den Grund zur Erbauung eines Klosters und einer Kirche legen , und bald nach seiner Rückkunft von einer Wallfahrt nach dem heiligen Grabe 1173 war der Bau vollendet. Er übernahm dies fromme Werk teils auf Zureden des Bischofs Berno von Mecklenburg, teils seinem mächtigen Bundesgenossen und seines Sohnes Schwiegervater, Heinrich dem Löwen, Herzog zu Sachsen und Bayern, vielleicht auch seiner christlichen Gemahlin zu Gunsten. Das Kloster nebst der Kirche wurden Gott und der Jungfrau Maria geweihet, und die Mönche aus dem Kloster Amelungsborn, im Braunschweigischen, herbeigeschafft. Sie waren alle Zisterzienser Ordens, und Bischof Berno hatte das Geschäfte übernommen, einen recht ansehnlichen Vorrat derselben zu verschreiben. Conrad, einer von diesen Mönchen ward zum ersten Abt des Klosters erwählt, und Pribislav sorgte durch reichliche Schenkungen und Privilegien für die behagliche Existenz dieser frommen Müßiggänger1).
Allein das erste Gebäude war nicht von langem Bestand. Zu dem angebornen Hasse der Wenden gegen das Christentum kam hier noch hinzu, dass grade an diesem Orte zuvor ein Götzenbild gestanden, wahrscheinlich der Rhadegast2), den sie und ihre Väter hochverehrt, den die Christen aber niedergerissen und verbrannt hatten. Es war allgemein übliche Maxime der Zeit, grade da, wo vordem heidnische Götzenbilder gestanden hatten, dem wahren Gotte, oder vielmehr den katholischen Heiligen, Tempel zu errichten. Ebendiese Maxime hatte auch Pribislav befolgt. Zwar hatten die Wenden schon das Christentum angenommen, aber nicht aus innerer Überzeugung - diese war bei der damaligen Bekehrungsweise, da man alles mit der Schärfe des Schwertes bewies, nicht wohl möglich - sondern nur aus Furcht vor ihren Überwindern und den geharnischten Aposteln des Papstes. Diese notgedrungene Heuchelei erbitterte die Gemüter der Neubekehrten um so mehr, da sie den neuen Glauben mit dem Verluste ihrer Freiheit bezahlen, und zum Unterhalte der Mönche und des katholischen Gottesdienstes weit größere Summen entrichten mussten, als sie vormals zum Dienste ihrer väterlichen Götter verwandt hatten. Kaum war daher die Nachricht vom plötzlichen Tode Pribislavs bis zu ihnen erschollen, als sie unter Anführung ihrer Häupter sich zusammenrotteten, mit bewaffneter Hand das so sehr verhasste Kloster überfielen, plünderten, allein 78 Mönche erschlugen, und alles, was sie hier fanden, mit Feuer und Schwert verwüsteten. Nikolaus, Fürst zu Rostock, ein Sohn des erhenkten Wertislav , war ihnen zwar mit einer schleunigst zusammengerafften ziemlich starken Mannschaft entgegengezogen, ward aber von dem noch zahlreicheren Feinde umzingelt, und alle seine Leute wurden niedergehauen. Er selbst entkam nur mit größter Not, und musste sich nach Rostock flüchten3).
So hatte das erste Gebäude noch keine 7 Jahre gestanden, als es schon wieder zerstört war. Allein die Hoffnung der Wenden, mit diesem Kloster, welches sie als die Vormauer des Christentums ansahen, zugleich auch dem Christentume selbst in ihrem Lande ein Ende zu machen, war vergebens. Doberan ging bald wieder aus seiner Asche hervor, und ein neues weit prächtigeres Gebäude erhob sich aus den Trümmern der Zerstörung.
Heinrich Borvin, I. Sohn und Nachfolger Pribislavs in der Regierung, liebte die christliche Religion und ehrte das Andenken seines Vaters zu sehr, um das von ihm angefangene Werk der gänzlichen Zerstörung und Vergessenheit zu überlassen4). Durch traurige Erfahrungen wusste er aber, dass gewaltsame Bekehrungen nicht frommten, und ein neues Gebäude vor einem ähnlichen Schicksale nicht zu sichern vermochten. Er suchte daher die heidnisch gesinnten Wenden durch Glimpf und Güte zu gewinnen, und bewog sie auf solche Weise, nicht nur ihren alten Hass gegen den christlichen Glauben fahren zu lassen, sondern auch willig zur Wiedererbauung der Kirche und des Klosters hilfreiche Hand zu leisten[sup]5)[sup].
Schon im siebenten Jahre nach der Zerstörung von Alt-Doberan, 1186 legte Heinrich Borvin, mit Hilfe des Bischofs Berno von Schwerin, den Grund zur Wiedererbauung des Klosters; allein nicht auf der nämlichen Stelle, wo das alte Kloster gestanden hatte. Vielleicht darum, weil man die baldige Zerstörung des ersten Gebäudes für ein unglückliches Zeichen hielte Warum man aber grade einen so tiefen sumpfigen Platz wählte, als die Gegend von Doberan vorzüglich damals noch war, dies lässt sich nur aus dem frommen Aberglauben der damaligen Zeit erklären.

Der Stifter der Kirche, heißt es, ging auf die Jagd, mit dem Vorsatze, grade auf der Stelle, wo er das erste Wild erlegen würde, die neue Kirche anzulegen. Er schoss einen stattlichen Hirsch, und wo dieser fiel, baute er auch die Kirche. So abenteuerlich diese Erzählung klingt, so ist sie doch in dem Geiste der Zeit, und um so wahrscheinlicher, weil sonst gar kein Grund vorhanden wäre, warum man grade diese Stelle wählte. Denn die See, sagt man, ging in alten Zeiten bis nach Doberan, und trat auch, kurz vor Erbauung des Klosters, noch häufig über, so dass die ganze Gegend von Doberan überschwemmt wurde. In der Folge erst, als man das Kloster hier zu gründen beschlossen, habe ein heftiger Sturm den Damm von Steinen in einer Nacht ausgeworfen, und dadurch sei das fernere Übertreten des Wassers verhindert worden. Eine sehr wohltätige Schickung Gottes, aber auch eine erwünschte Gelegenheit für die Mönche, Gottes Ehre zu der ihrigen zu machen. Sie verrühmten sich, dass bloß auf ihr eifriges und anhaltendes Beten der Sturm, und durch denselben der Heilige Damm entstanden sei. Sei es aber, dass sich gleich anfangs Ungläubige fanden, die daran zu zweifeln wagten, ob denn gerade das Gebet der Mönche die Ursache dieses wohltätigen Ereignisses sei? Oder sei es, dass ihnen selbst dies Wunder noch nicht wunderbar genug schien. Genug! um sich und ihr Kloster zu verherrlichen, waren Wunder vonnöten, und je größer, je abenteuerlicher und zahlreicher sie waren, desto besser. Natürlich also, dass sich bald ein Wunder ereignete, welches wohl mit mehrerem Rechte dem frommen Eifer der Doberanischen Mönche zugeschrieben werden mag, als die Entstehung des heiligen Dammes.
Ein Hirte aus Steffenshagen, eine halbe Meile von Doberan, berichtet die Legende, ging am Ostertage in Doberan zum Abendmahl. Er sah, dass der geweihten Hostie von allen gar große Verehrung erwiesen ward, hielt es daher für unrecht, oder doch für unweise, das geweihte Brod, welches ihm gereicht ward, zu verschlucken, behielt es im Munde, ging damit heimlich aus der Kirche zu Hause, spaltete seinen Hirtenstab am obersten Ende, und legte die Hostie hinein, der Meinung, seine Herde werde dadurch vor den Wölfen geschützt und sehr gesegnet werden. Mit diesem Talisman ging er nun täglich um die Herde herum, und von Stund an ließ sich kein Wolf mehr sehen, da sie sich zuvor doch sehr häufig eingefunden hatten. Des Morgens ganz frühe verrichtete unser Ehrenmann seinen magischen Spaziergang, und gab dann seinem Weibe den Stab zur heimlichen Verwahrung. Die Sache blieb auch ein ganzes Jahr geheim, bis endlich ein fremdes Weib ins Haus kam, das Geheimnis entdeckte und ausplauderte. Die Hirtenfrau hatte den Stab in ihr Bettstroh gelegt und ihn hier hinlänglich verborgen geglaubt; allein um Mitternacht sah man an dieser Stelle zwei Lichter brennen, die ein ganz helles Licht verbreiteten, ohne jedoch zu zünden. Dies bemerkte die neue Hausgenossin, sagte es der Hirtenfrau, und lockte ihr das ganze Geheimnis ab. Der Hirte erfuhr es, wollte nun seinen Wunderstab in eine heimliche Kiste verschließen, und, damit sein Weib nichts davon erführe, wählte er dazu eine Zeit , in welcher sie abwesend war. Der Stab war zu lang für die Kiste, er schnitt ein Stück ab; allein je mehr er abschnitt, desto länger ward der Stab; er musste ihn also wieder aus Not ins Bettstroh decken. Selten, sagt der gelehrte Marschall:


Selten zwei Weiber in einem Haus
Nicht Leben wie die Katz und Maus

Die beiden Damen erzürnten sich und wurden handgemein. Die Fremde lief, wahrscheinlich weil sie den Kürzern gezogen hatte, zum Dorfrichter und entdeckte ihm das Geheimnis. Der Richter ging sofort ins Hirtenhaus, lies ihn samt seinen Weibe festnehmen, eilte dann nach Doberan und berichtete dem Abt den wunderbaren Vorfall. Bischof Brunward aus Schwerin war grade bei ihm zum Besuch. Die beiden geistlichen Herren machten sich sogle.ch auf den Weg, die Sache selbst zu untersuchen, fanden, wie billig, alles wahr und richtig, sahen auch selbst die zwei hellen Lichter. Der erschrockene Hirte bekannte dem Abt alles ohne Hehl, und überreichte ihm den Stab. Die Spalte im Stabe ward geöffnet, und siehe! die Hostie ist zu Blut geworden. Wohl zu merken, dass die Lehre von der Transsubstantiation, welche vor kurzem erst von den Scholastikern erfunden und glorreichst durchgefochten war, um diese Zeit als der wichtigste und tröstlichste Glaubensartikel betrachtet wurde. Voll freudigen Staunens schickten daher die beiden geistlichen Herren Verhaltungsbefehle nach Doberan, die Mönche kamen demzufolge barfuss anmarschiert, und trugen das Heiligtum mit großen Feierlichkeiten und frommen Gebärden in ihr Kloster. Bischof Brunward absolvierte unterwegs die Sünder; und von Stund an war großer Zulauf und viel Wallfahrtens nach dem heiligen Blute zu Doberan. Pilger kamen aus den entferntesten Gegenden, selbst aus Spanien. Die Wallfahrten nach Doberan nahmen bald so sehr Oberhand, dass ein eigener Pilgermeister angestellt werden musste. Dies Wunder mit dem heiligen Blute geschah im Jahr 1201, brachte bald noch mehrere Wunder hervor, und tat die gewünschte Wirkung, das Kloster in Ruf zu bringen, zur großen Freude des Abts und der Mönche, und zur Erbauung aller schwachen abergläubigen Seelen. Im Jahr 1520 soll diese Hostie noch zu Doberan vorhanden gewesen sein.

1231 schenkte Knese Janeke, d. i. Fürst Johann, der Theologe, dem Kloster Doberan eine eigenhändig geschriebene Bibel, und einen kristallenen Kelch nebst andern zeitlichen Gütern.

1232 war die Kirche zu Doberan endlich so weit gediehen, dass der öffentliche Gottesdienst in derselben gehalten werden konnte. Bischof Brunward von Schwerin weihte sie in diesem Jahre ein.
1291 verbrannte das Kloster zu Doberan durch den Blitz , am Himmelfahrtsabend.
1301 den 1sten Dezember ward die erste Turmglocke gegossen, mit der Aufschrift:

En Ego Campana nunquam denuncio vana,
Laudo Deum verum, plebem voco, convoco Clerum.

1311 haben die rostockischen Sansculottes bei einem Tumulte, in welchem der rostockische Rat nach Doberan zum Herzoge flüchtete, dem Doberanischen Kloster einen Schaden von 16.236 Mark 11 Schl. Zugefügt.
1360 erteilte Herzog Albrecht dem Kloster Doberan, welches sich wegen der zu häufigen A b l ä g e r beschwert hatte, das Versprechen, dass es von Trinitatis bis Michaelis von allen Ablägern frei bleiben solle. Die Fürsten hatten in dieser Zeit noch keine festen Residenzen; sondern zogen umher in den Städten und Klöstern. An den letztgenannten Orten, um daselbst den Gottesdienst desto besser abwarten zu können: eigentlich um sich da mit der Jagd zu belustigen. Bei diesen Jagdbelustigungen nahmen sie das Nachtlager in den Klöstern und ließen sich auch hier mit ihrem Gefolge bewirten. Anfangs begnügten sie sich mit äußerst geringer Kost, mit einem geräucherten „drögen“ Schinken, einem Viertel Bier, einigen Broten, und 51/2 Scheffel Hafer. Mit der Zeit als das fürstliche Gefolge größer ward, wollte dies nicht mehr zureichen. Nun mussten die Bauern einige Tonnen Bier hergeben, und bei sich anrichten. Das Bauernlogis ward den Fürsten bald überdrüssig, und die Bauern mussten sodann 2 Tonnen Bier, eine halbe Last Hafer, einen Ochsen von 4 bis 5 Mark an Wert, und einige Schafe liefern. Wenn der Fürst nicht selbst kam, so mussten die Bauern doch seine Jäger und Jagdhunde verpflegen.
1368 waren endlich die abgebrannten Nebengebäude der Doberanischen Kirche wieder hergestellt, und der Schaden, den sie selbst erlitten hatte, ausgebessert. Die Kirche ward deshalb in diesem Jahr, den 4ten Junius, vom Bischof Friedrich zu Schwerin, aufs neue eingeweihet, und, um recht viele zu dieser Feierlichkeit herbeizulocken, ward zugleich bekannt gemacht, dass jeder, der sich dazu einfinden würde, auf 40Tage Ablass haben sollte.
1390 ist die Stundenglocke in der Kirche aufgestellt worden.
1401 versprach Bischof Rudolf von Schwerin allen, welche ihren Gottesdienst andächtig zu Doberan verrichten würden, auf 40 Ablass.
1403 den 6ten Februar erhielt der Abt zu Doberan auf sein bescheidenes Ansuchen, vom Papst Bonifacius IX. für sich und seine Nachkommen die Erlaubnis, im bischöflichen Ornat den Segen zu sprechen.
1424 hat der Abt Reimarus von Doberan, den Ritter Helmond, den Knappen Heinrich, im gleichen Henneken und Godeken von Plessen, wohnhaft zu Eldenborg in der Lipze, mit dem Bann belegt.
1430 wurden der Abt von Doberan, und die Diaconi des Doms zu Hamburg vom Papst Martin V. zu Beschützern der Akademie zu Rostock bestellt.
1446 war Bernhard Witte, der 1430 zu Wismar in den Mysterien mitgespielt hatte, Abt zu Doberan.
1461 beliebte Bischof Werner von Schwerin nach dem Beispiele Rudolfs, allen, die ihren Gottesdienst zu Doberan andächtig verrichten und das Kloster begaben würden, auf 40 Tage Ablass zu verheißen.
1465 geruhete der Erzbischof von Kreta, und päpstlicher Legat, allen, welche zu Doberan tägl. 3mal das Vater Unser und AveMaria, wegen des über die Türken verliehenen Sieges, beten würden, auf 40 Tage Ablass zu geben.

Die alten Mysterien waren Fastnachtsspiele, dem Inhalte nach mehreren Teils aus biblischen Geschichten genommen. Mönche agierten in den famosen Zwischenspielen, und das Ganze war äußerst possenhaft, nicht selten auch ganz widersinnig. So ward in einer dieser Mysterien, wenn ich mich recht entsinne, in Spanien, der liebe Gott vorgestellt, wie er in Gestalt eines alten Mannes die Welt erschafft: Als schon Himmel und Erde, die Bäume und Kräuter da sind, kommt Adam plötzlich hinter einem Busche hervorgesprungen, wirft sich dem lieben Gott auf die Knie, und bittet mit gefalteten aufgehobenen Händen: "Ach, lieber Gott! Erschaff mich doch auch!“

1496 bewilligte Bischof Werner den Mönchen zu Doberan auch außerhalb ihres Klosters in grangiis d. i. auf den Höfen und Vorwerken, wo das Korn aufbewahrt und ausgedroschen wurde, bei einem portatilen Altar, die Messe zu lesen. Dies taten die Mönche nach dem Sonntag Rogate, wenn der Roggen schon Ähren setzte. Für diese Mühwaltung erhielten sie von jeder Hufe 1 oder 2 Scheffel: daher das Messkorn.
1509 verglichen sich die Herzoge Heinrich und Albrecht, mit dem Abt Nicolaus und dem Konvent zu Doberan in Ansehung der Abläger dahin, dass auf ihren Höfen den fürstlichen Jägern zum gewöhnlichen Ablager auf 2 Tage und Nächte des Jahrs, nicht mehr als 3 Tonnen Bier, und andere gewöhnliche Kost nach Vermögen gereicht werden; dass der Abt und der Konvent, für alle Abläger, welche die Herzoge, 6 Wochen hindurch in den Fasten, und 14 Tage zur Herbstzeit im Kloster zu halten pflegten, 500 gute Mark in 3 Terminen, drei Jahre nach einander entrichten, und statt des Geldes Korn auf das Fürstenhaus zu Schwan zu liefern, frei haben sollten. Doch sollte der Scheffel Hafer nicht höher als zu 1 Schilling und der Scheffel Roggen zu 2 Schillingen angerechnet werden. Der Schilling enthielt zu der Zeit ein Quentin an feinem Silber, und machte daher so viel als jetzt 8 von unsern Schillingen.
1510 den 18ten September verlor Herzog Heinrich der Friedfertige, zu Güstrow seine Gemahlin Ursula, und ließ ihre Leiche zu Doberan zur Erde bestatten. Die hiesigen Mönche waren zu der Zeit noch übermütig genug, sich hierdurch beschimpft zu glauben, und kräftigst dagegen zu protestieren; weil es, wie diese heiligen Männer sich erklärten, ein unerhörtes Ding sei, dass man die Weibspersonen hier begraben solle. Der Kanzler Marschall schrieb ihr ein lateinisches Epita phium, welches auch noch vorhanden.
1524 übertrug der Abt zu Doberan, das seit 1430 dem hiesigen Abt vom Papst verliehene Konservatorium über die Akademie zu Rostock, dem Domdechanten zu Bremen; weil er, seinem Vorgeben nach, keine Zeit hatte, fremde Angelegenheiten zu besorgen, in der Tat aber, weil er nicht mehr Ansehen und Macht genug besaß, dieses Amt mit gewohnter Würde zu verwalten.

1528 ersuchte Nicolas, der letzte Abt zu Doberan, den Herzog Albrecht, die übermäßigen Abläger, wodurch die Kloster- Güter so sehr verderbt würden, abzustellen. Ob seine Bitte gewährt worden, wird nicht gemeldet2).
1552 den 7ten März ward das Kloster zu Doberan säkularisiert. der dortige Abt Nicolas musste dem Herzoge Johann Albrecht I. das Kloster mit allen dessen in- und ausländischen Gütern überliefern, und erhielt dafür die Versicherung einer jährlichen Pension von 1000 Fl. Eine für diese Zeit zwar ganz ansehnliche Entschädigung, die aber doch dem bisher weit besser versorgten Abt unmöglich gefallen konnte. Er musste sich mit dem allgemeinen Schicksal seiner Amtsbrüder trösten. denn zu gleicher Zeit ließ Herzog Albrecht auch das Kloster zu Dargun aufheben, und machte dem Papsttum in Mecklenburg ein gänzliches Ende. Um die nämliche Zeit lieh auch Herzog Heinrich von Mecklenburg dem Abt zu Doberan 8 Tücher, darauf seine Vorfahren gemalt waren, und die der Abt in den dortigen Kreuzgängen wollte malen lassen.
1557 dotierte Herzog Johann Albrecht die Universität Rostock, zur bessern Versorgung geschickter Professoren mit einem jährlichen ewigen Einkommen von 3500 Gulden. Diese Summe sollte aus den säkularisierten Feld-Klöstern, und hauptsächlich aus dem Ertrage der Klöster Doberan und Marien-Ehe genommen werden. Eine nicht allzu übliche aber desto rühmlichere Anwendung der eingezogenen Kloster-Güter. Nun hätte der Abt Niklas Professor werden und dadurch seine zerrütteten Finanzumstände wenigstens um etwas verbessern können, wenn es ihm nur nicht an den nötigen Kenntnissen gemangelt hätte.
1564 ward M. Hermann Erispinus, oder Kruse, der erste lutherische Prediger zu Doberan. Er war aus der Grafschaft Oldenburg, starb 1599 den 20sten Oktober, nach einer 35jährigen Amtsverwaltung, im 63sten Jahre seinem Alters, und ward in der Kirche zu Doberan begraben.
1580 liest Herzog Ulrich, der sich damals zu Doberan aufhielt, die dortige Kirche ausbes sern, und verwandte darauf, laut einer Inschrift unter seinem Gemälde, 5.332 Fl. 14 Schl. 6 Pf.
1583 liest Herzog Ulrich nebst seiner Gemahlin Elisabeth, die fürstlichen Begräbnisse in der Kirche zu Doberan erneuern, und das noch vorhandene lateinische Epitaphium der dort begrabenen Fürsten setzen.
1600 ließ Herzog Carl die Orgel in der Kirche bauen.
1608 begab sich Herzog Carl nach Doberan, um sich hier in ungestörter Ruhe zu seinem Ende vorzubereiten. Er ließ auch seine Vettern zu sich kommen, entdeckte ihnen die Schuldenlast des Landes, ermahnte sie zur nötigen Sparsamkeit , und gab ihnen noch manche andere väterliche und weise Leeren in Ansehung der Landesregierung.
1618, als der Herzog Hans Albrecht, zu Folge der angenommenen reformierten Religion, aus Zureden seiner Gemahlin, den schön gemalten Altar aus der Hofkapelle zu Güstrow wegschaffen ließ, kaufte denselben Herzog Adolph Friedrich, durch seinen Hofmaler Block, für 200 Taler und widmete ihn der Doberanischen Kirche.

1630 soll in der Kirche zu Doberan in einem heimlichen Schranke ein altes Lied, wunderbarer Weise, gefunden sein; nur Schade, das die wunderbare Weise nicht näher angegeben und das erwähnte Lied nirgends aufzufinden ist.
1637 zur Zeit des dreißigjährigen Krieges verübten die kaiserlichen Völker, wie allenthalben in Mecklenburg, so auch zu Doberan sehr viele Grausamkeiten. Den 5ten Oktober diesem Jahres, fielen sie ins Amt Doberan, sie schlugen dem damaligen Prediger des Orts, Peter Eddelin, mehrere Wunden, brachten den Küster um, erwürgten den Amtsschreiber, schändeten die Weiber, und plünderten alles, was sie fanden. Im folgenden Jahre 1638 schien anfangs Hilfe zu kommen; der schwedische General Banner vertrieb die Kaiserlichen: allein statt dass nun, wie man gehofft hatte, das Elend und die Verwüstung ein Ende nehmen sollten, wurden sie nur noch größer. Die Schweden waren über den Frieden, den Mecklenburg, oder vielmehr Herzog Adolph Friederich, mit dem Kaiser gemacht hatte, erbittert; sie wüteten daher aufs abscheulichste, und nahmen vollends weg, was die Kaiserlichen noch übrig gelassen hatten. Die unvermeidliche Folge war eine allgemeine höchstschreckliche Hungersnot. Allenthalben auf den Gassen und Feldern sah man bald unglückliche, die der Hunger gemordet hatte; bald andere, die sich durch die Kadaver des gefallenen Viehes das Leben zu fristen suchten viele trieb der Hunger sogar, menschliche Leichname anzugehen. eine Menge anderer verlor in den Wäldern und Morasten, wohin sie sich aus Furcht vor Misshandlungen geflüchtet hatte, ihr Leben.
Zu Doberan ward die Kirche aufgebrochen und ausgeplündert, ungeachtet man derselben eine schwedische Sauvegarde versprochen hatte. Ein Versprechen, welches zu halten man nicht für nötig erachtete. Die alten fürstlichen Begräbnisse wurden geöffnet und durchwühlt, um Kostbarkeiten aufzufinden. die Särge wurden zerschlagen, das Zinn davon zusammen geschmolzen, einige Kirchenpfeiler und Altäre niedergerissen, um verborgene Schätze zu entdecken; die metallenen Pfeifen aus der Orgel, die Glocken vom Turm, und aller Kirchenornat weggenommen, selbst das Dach des Turms, welches Teils von Blei, teils von Kupfer war, ward abgerissen. Diesen Raub mussten die

Eddelin schätzt den ganzen Schaden auf 16.000 Taler.
armen Einwohner, die aus den Wäldern und Sümpfen herbeigeschleppt wurden, wegen Mangels an Pferden, selbst wegbringen. Die Soldaten hieben auch die Helmstange des Turms ab, um zu untersuchen, ob nicht etwa im Knopf ein alter Schatz verborgen sei. Sie fanden nichts; der Rest der Stange war hierdurch aber so locken geworden, dass er im folgenden Jahre, von selbst, bei stillem Wetter abfiel, und das steinerne Kirchendach, samt dem Gewölbe unter demselben, sehr beschädigte.
Herzogs Adolph Friedrich erste Gemahlin, Anna Maria, die 1634 gestorben, und in einem zinnernen Sarge beigesetzt war, ward von den zügellosen Soldaten herausgerissen , und weil keiner von den Einwohnern den Leichnam zu begraben wagte, von den hungrigen Hunden gefressen. Die Knochen sammelte, in der Folge, abgedachter Pastor Eddelin, und legte sie in ein gemeines Kästchen, welches 1692 bei der Beerdigung Herzogs Christian Ludwigs I.. in eine ordentliche Rusikiste eingeschoben ward. Im folgenden Jahre 1639, als nichts mehr zu plündern da war, erhielt Doberan die verheißene Sauvegarde; auch blieb die schwedische Einquartierung nach wie vor.

Klüvers Beschrb.d.herzogl.Mecklenburg 3Th.2Et S.319
1678, den 24sten, 25sten, 26sten November hielt der König von Dänemark zu Doberan eine Konferenz mit dem Kurfürsten von Brandenburg, erneuerte das mit ihm geschlossene Bündnis, und hing dem Kurprinzen den Elefanten-Orden an.
1692 ward die Leiche Herzogs Adolph Friederichs von Schwerin nach Doberan gebracht, und hieselbst nebst der Leiche Herzogs Christian Ludwigs I., standesmäßig beigesetzt.
1707 nahm Herzog Carl Leopold, der sich vorhin in Polen, bei der Armee Carls Xll., Königs von Schweden, aufgehalten hatte, seine Residenz zu Doberan.
1715 wurden die Bürgermeister und Rath der mit dem Herzoge Carl Leopold im Streit begriffenen Stadt Rostock nach Doberan gebracht, und hier zwar gut bewirtet, aber auch gut bewacht. Der Versuch, sie hierdurch zum Vergleiche zu bewegen, wollte doch nicht gelingen.

Im November 1804 wurden, beim Ausgraben der alten Fundamente des vormaligen Kloster-Gebäudes, in zwei irdenen Krügen eine Menge Rostockischer, Lübscher, Güstrower und anderer alter 2 Schillings Stücke, und in einem bleiernen Kästchen mehrere Mecklenburgische Kreutz-Dukaten, auch einige kostbare Portugalösen nebst anderen Goldstücken gefunden.





1) Westp.III. p. 1472 Ibid. Kirchberg Cap. CII. Vergl. Schröders wism. Erstlinge S. 308 folg.

2) Rhadegast, eine uralte Gottheit der heidnischen Slaven und Wenden. Der Hauptsitz des Rhadegast war zu Rhetra, wo selbst ein Tempel für alle Götter stand, unter welchen Rhadegast der vornehmste war. Er wird als ein junger Krieger abgebildet, der mit der rechten Hand einen Schild hält, auf dem man einen Büffelkopf sieht; in der Linken hat er eine Partisane, und auf dem Kopfe einen großen Vogel mit ausgebreiteten Flügeln, der nach den Zeichnungen (die Frank und alle übrigen aus Pomarii Chron . der Sachsen und Niedersachsen, Edit. 1588. Page 253. entlehnt haben) nicht, wie Frank sagt, einem Hahne, sondern vielmehr einem Adler Ähnlich sieht, und I. c. pag. 254 auch nur ein Vogel genannt wird. Wie , wenn dieser Vogel, der nach der Zeichnung, die der Herr Konsistorialrat Masch zu Neustrelitz, in den gottesdienstlichen Altertümern der Obotriten aus dem Tempel zu Rhetra Tab. 2. und 3. von dem Originalgötzenbilde geliefert hat, eine große Gans oder einen Schwan vorstellt, zu dem doberanischen Klostersiegel Veranlassung gegeben hätte? Und ob nicht auch der Büffelkopf in dem Schilde des Rhadegast vielleicht die Veranlassung desselben Symbols im H. Herzogl. Mecklenb. Wappen ist. Wenigstens scheint diese Vermutung weit natürlicher, als die abenteuerliche Meinung Mareschalls, der aus übergroßer Gelehrsamkeit den Büffelkopf von Alexanders Pferd, Bucephalus, ableiten mögte. Siehe Klüver III. I. 7.

3) Crantz Vand. III. 24. Kirchberg CXV. Bacmeister in Westph. I. c. p. 987. Maresca. Ibit. II. 1533.

4) Diplom. Henrici Burvini ab a. 1192. in Westph. I. c. III. in Diplomatario Dober. I. 3.

5) Crantz Vandal. VI. 24. Latom. In Westph. IV. pag. 201.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte und Anekdoten von Doberan in Mecklenburg