VI. Vergnügungen in Doberan. Die Gold- und Silber-Bank. Andere Spiele. Die Musik während der Mittagstafel. Das Schauspiel. Feuerwerk und Vauxhall. Feuerwerk und Illumination. Thés dansants und Bälle. Die Promenade und der Kamp. Die englische Partie und der Buchenberg. Der Jungfernberg und der Zuschlag. Lustpartien über Land. Außerordentliche Lustpartien, und Vergnügungen der verflossenen Sommer.


VI. Vergnügungen in Doberan.


1. Harmonie.


Nach der Zurückkunft vom Bade versammelt sich der größere Teil der Gesellschaft, zumal bei schönem Wetter, zum Anhören der vortrefflichen Musik von Blasinstrumenten, die, während der Anwesenheit des Durchl. Herzogs, von den Herzogl. Harmonisten, mit Ausnahme des Sonnabends, alle Morgen von 11 - 12 Uhr gegeben wird, und die jeder unentgeltlich anhören darf. Vormals war dazu auf dem grünen Platze zwischen der Promenade, gegen das Logierhaus über, ein eigenes Zelt errichtet, im letzten Sommer 1807 aber ward die Harmonie, weil das Zelt schon unbrauchbar geworden, auf dem Flur des Logierhauses gegeben, und die Zuhörer versammelten sich hier sowie im Konversations- und Bankzimmer. Da dieser Platz aber, für die Musiker sowohl, als für die Zuhörer, mehrere Unbequemlichkeiten hat; so soll auf dem grünen Platze zwischen der Promenade, ein eigener Musiktempel, oder Pavillon erbaut werden, von welchem die Musik überall, in der Promenade nicht nur, sondern selbst auch in den umliegenden Häusern, hörbar sein wird. Eine sehr gute Idee! und es ist zu wünschen, dass der beabsichtigte Musikpavillon bald errichtet sein möge.

Über das Spiel der Harmonisten darf ich weiter nichts sagen, als dass sie, nach dem ein-stimmigen Urteile aller Kunstverständigen, mit dem vollkommensten Rechte ihren Namen führen.

2. Die Gold- und Silber-Bank.

Wer an dem eintönigen Klange des Geldes mehr Vergnügen findet, als an dem lieblichen Einklange der Harmonie, geht während der Zeit zur Gold- oder Silber-Bank, und holt sich von hier, statt voller Taschen, gewöhnlich leere, und eine unglückliche Laune obendrein. Es ist, in jeder Hinsicht, ein schlimmes Zeichen unserer Zeit, dass die Hasardspiele so sehr überhand nehmen! Eine natürliche Folge der trägen Üppigkeit, oder der Begierde, ebenso leicht und schnell zu gewinnen, als man vertut, und grade kein sonderlicher Beweis von Überlegung, da die Zahl derer, die hier ihr Glück machen, so gering in Vergleichung mit denen ist, die sich hier Elend, Kummer und Schande erkaufen, und zum Teil sich und ihre Familien ganz zu Grunde richten.

Die Goldbank, bei der man nicht unter 2 Gulden, aber so hoch setzen kann, als man will, legt jedes Mal 500 Louisdor auf, und wird im Logierhause, vom ersten Julius an, regelmäßig alle Tage dreimal gehalten, des Vormittags von 11 - 1, des Nachmittags von 4 - 6, und des Abends nach Tische von 10 - 12.

Die Silberbank im Posthause hält eben die Stunden, wie die Goldbank, legt jedes Mal 200 Louisdor auf, und nimmt gleichfalls den ersten Julius ihren Anfang, wird aber, nachdem sie 6 Wochen gespielt hat, von hier nach dem Logierhause verlegt, mit der Goldbank vereinigt und nicht eher aufgehoben, als bis sich die Liebhaber am Ende der Badezeit verlieren. Der niedrigste Point ist hier 1 Mark. Im Doberanischen Markte, welcher regelmäßig auf den Mittwochen nach Michaelis fällt, wird zuletzt, den Abend vor dem Markte sowie am Markttage selbst noch einmal wieder aufgelegt und dann geschlossen.

Die Herren Bankiers bezahlen eine gewisse Pacht an die Badekasse und beenden sich, beim Schluss der Bank, allemal viel besser, als die Pointeurs, ungeachtet man ihnen die Gerechtigkeit widerfahren lassen muss, dass sie stets, nicht nur mit der größten Honnêteté zu Werke gehen, sondern auch, weit entfernt, junge Leute anzuziehen, sie vielmehr abzuhalten suchen.

3. Andere Spiele.

Die Liebhaber von Kommerzspielen finden hier zu jeder Tageszeit ihre Partien, so hoch und so niedrig, als sie es nur wünschen können. Es fehlt hier aber auch nicht an Gelegenheiten zu anderen, den Kurgästen angemesseneren Spielen. Im Posthause ist ein Billard, im Logierhausgarten, grade hinter dem Salon, eine schöne bedeckte Kegelbahn; dahingegen hat man die Bahn auf dem Buchenberge eingehen lassen, weil sie, ihrer Entfernung wegen, doch nur selten besucht ward, und vor Wind und Regen keinen anderen Schutz hatte, als die umstehenden Bäume. Oft sieht man auch, vor dem Kaufhause Ballon schlagen, und andere gymnastische Übungen vornehmen.

4. Die Musik während der Mittagstafel.

Während der Mittagsmahlzeit werden die Gäste im Salon von den Herzogl. Hoboisten der Rostockischen Garnison, an dreien Tagen in der Woche, durch eine muntere Musik aufgeheitert. Die Hoboisten befinden sich auf einem im Salon angebrachten Balkon, und wenngleich einige aus der Gesellschaft sich lieber an der Unterhaltung ergötzen mögen; so ist doch die Musik der größeren Zahl auch hier willkommen, und die mehrsten Männer geben am Ende der Mahlzeit, ihre 4 ßl. dafür mit Freuden, und ohne Murren. Die Damen haben auch hier, wie am Bade, und überall, das Vorrecht, das Schöne und Liebliche, was sie hören, bloß mit ihrem Beifalle zu belohnen.

5. Das Schauspiel.

Nach der Mahlzeit gehen einige zu Hause, und halten ihre Nachmittagsruhe, andere trinken eine Tasse Kaffee in dem Nebenzimmer des Salons, im Logierhause oder in der Promenade; und so bleibt die Gesellschaft mehr oder weniger zerstreut, in mehrere Zirkel geteilt, bis gegen 6 Uhr, da man sich zum Schauspiele, zum Ball, zum Thé dansant, zum Konzert, oder zu andern Lustpartien wieder versammelt. Das Vergnügen des Schauspiels, hat man, mit Ausnahme des Sonnabends, da gewöhnlich von den Harmonisten ein Konzert im Komödienhause gegeben wird, regelmäßig alle Tage. Selbst kleine Tanzpartien unterbrechen es nicht. Nur bei Gelegenheit großer Bälle, wozu sich die ganze Gesellschaft einfindet, wird das Schauspiel ausgesetzt.

Es ist die Herzogl. Mecklenburg-Schwerinische Hofschauspieler-Gesellschaft, die sich zur Badezeit hier einfindet, und oft das Glück hat, sich den Beifall des gebildeten Publikums zu erwerben.

Das Schauspiel nimmt seinen Anfang um 6 Uhr. Das Parkett und der erste Rang kosten 32 ßl.; der zweite Rang 16 ßl.; die Galerie 8 ßl.

6. Feuerwerk und Vauxhall.

Nach Endigung des Schauspiels geht man sogleich zu Tische, und nach dem Essen spazieren viele, bei gutem Wetter, noch in der Promenade, bis nach 10 Uhr; andere gehen zur Bank. Des Sonntags aber wird, nach dem Abendessen, von dem Durchl. Herzoge abwechselnd Feuerwerk und Vauxhall gegeben. Alles unentgeltlich. Es findet sich deshalb, außer den anwesenden Fremden und Kurgästen, immer eine große Menge Zuschauer aus Rostock und den umliegenden Ortschaften an diesen Tagen hier ein.

Das Feuerwerk wird auf und vor dem Buchenberge gegeben, und von dem Herzogl. Feuerwerker, Herrn Hieber, bereitet. Vorzüglich schön machen sich hier, unter anderem, ein Feuerfall, der von dem Berge herunterströmt, die Raketen, die so hoch steigen, dass man sie 3-4 Meilen weit sehen kann, und das mit Kanonendonner verbundene kleine Gewehrfeuer, welches erfahrene Krieger besonders gut nachgeahmt finden. Bei besonderen Gelegenheiten sieht man hier auch erleuchtete Tempel, brennende Namenzüge u. dgl.

Das Vauxhall ist in der englischen Partie. Die illuminierten Bogengänge und Bassins mit den darauf schwimmenden Schwänen, dem Neptun, und anderen Gegenständen, die gleichfalls erleuchtet sind, bringen, durch den Widerschein des Wassers, ein schönes wahrhaft zauberisches Schauspiel hervor. Hiezu kommen noch vier erleuchtete Musikchöre, die sich wechselweise unterstützen und den Zauber vollenden. Ein kleines Feuerwerk, welches auf dem einen Bassin abgebrannt wird, nimmt sich hier besonders gut aus.

7. Thés dansants und Bälle.

Außer den angeführten regelmäßigen und gleichsam zur Tagesordnung gehörenden Vergnügungen, gibt es hier häufig, oft einen Tag um den andern, Bälle, Thés dansants, und andere kleine Gesellschaften. Wenn einzelne Mitglieder aus der Gesellschaft, wie häufig der Fall ist, dergleichen veranstalten wollen; so wenden sie sich deshalb an den Herrn Haushofmeister K l u t h, der die Besorgung gerne übernimmt, und auch unaufgefordert veranstaltet, wenn unter den anwesenden Fremden keiner sich findet, der allein, oder mit anderen, solche Vergnügungen veranlassen will.

Auch übernimmt er die Ausrichtung kleiner Kollationen auf dem Buchenberge sowie in der Promenade; und man kann sich immer darauf verlassen, dass man gut und billig bedient wird.

Wenn man aber in dem Pavillon auf dem Jungfernberge einen Tee, oder eine andere kleine Kollation geben will; so muss man deshalb mit dem Restaurateur unterhandeln.

8. Die Promenade und der Kamp.

An mannigfaltigen Gelegenheiten zum Spazieren - ein wesentliches Erfordernis an einem Kur- und Bade-Orte - fehlt es hier ebenso wenig. Die Natur, welche um Doberan so verschwenderisch an Schönheiten ist, entwarf hier gleichsam selbst die Zeichnung zu den schönsten Partien, die der Künstler nur ausführen durfte. Gerade vor dem Logierhause, und den anderen neuen Gebäuden ist seit dem Jahre 1795 eine schöne, auswärts mit Barrieren eingeschlossene Promenade angelegt worden. Sie bildet ein längliches Dreieck, und ist an jeder Seite nicht nur mit einer Reihe Linden, sondern auch außerdem noch, zu beiden Seiten, mit allerlei größeren und kleineren, in- und ausländischen Bäumen und Gesträuchen bepflanzt, die durch die darauf verwandte Pflege jetzt schon so hoch und dicht geworden sind, dass man hier nicht nur vor der Sonne, sondern an mehreren Stellen auch vor dem Winde und Regen gesichert gehen kann. Diese reichlich mit Bäumen bepflanzte Promenade ist bloß für Fußgänger bestimmt, und um so lebhafter und unterhaltender, da die besten Häuser des Ortes, sie von allen Seiten umschließen, und bloß durch den Fahrweg davon getrennt werden. Man findet deshalb hier auch immer Gesellschaft vom frühen Morgen, bis zum späten Abend, um so mehr, da man hier immer trockenen Fußes gehen kann, und alle Wege, die zu den gewöhnlichen Versammlungsplätzen führen, hier durchgehen.

Der von der Promenade eingeschlossene freie Rasenplatz war bisher von zwei großen, sich durchkreuzenden Fahrwegen durchschnitten; diese hat man im Herbste 1807 eingehen lassen, und alle Zwischenbarrieren aufgehoben, damit man desto ungestörter die ganze Promenade durchwandeln könne. Außerdem sind jetzt auch zwischen dem Gebüsche der Promenade, und dem in der Mitte befindlichen grünen Platze, einige Nebenwege angelegt, um sich desto besser ausweichen, nach Belieben in der Sonne wandeln, und zu gleicher Zeit der schönen Aussicht auf die umliegenden Berge und Gehölze genießen zu können.

Auf dem, von der Promenade eingeschlossenen Rasenplatze waren bisher, und werden auch wahrscheinlich in Zukunft ihren Platz einnehmen, das Zelt des Restaurateurs, 9 Kaufmannsboutiquen, von denen 6 grün und rot angestrichen sind, eine ähnliche Boutique mit Konditorwaren und Getränken, und das Zelt für die Harmonie, stattdessen jetzt ein eigener Musiktempel oder Pavillon erbaut werden soll. Ob aber das Michaelismarkt, welches sonst gleichfalls auf diesem Platze gehalten ward, und hier so vorzüglich schön platziert war, auch in der Folge hier wird geduldet werden, ist noch nicht entschieden.

9. Die englische Partie und der Buchenberg.

Vor dem Amtshause, und um die Kirche, ist in dem vormaligen Tiergarten, schon im Jahr 1794 eine hübsche englische Partie angelegt, die an mehreren Seiten von der alten stattlichen Ringmauer des Klosters eingeschlossen, mit Pappeln, Fichten, Lerchenbäumen, und anderen Gesträuchen bepflanzt, mit 2 Bassins, auf welchen man einige Schwäne unterhält, mit grünen Rasenplätzen und Spaziergängen geschmückt ist. Hier wird gewöhnlich auch das Vauxhall gegeben.

Jenseits der genannten Klostermauer sieht man, an der Ostseite den Buchenberg, der sich an die englische Partie anschließt, und die Spaziergänger freundlich zu sich einladet. Er erhebt sich hinter der Klostermauer, die durchbrochen, mit einem großen Torwege, und einer kleinen Pforte versehen ist. Man geht schon etwas bergan, ehe man zu dem Tore kommt, und dann über einen Fahrweg, vermittelst zweier rechts und links sich krümmenden schattigen Wege, sogleich zur höchsten Spitze des Buchenberges.

Dieser Berg oder Hügel ist von geringem Umfange, so dass man ihn leicht ganz durchkreuzen kann, mit Buchen und Tannen bewachsen, mit Lauben und Bänken reichlich versehen, und mit einer Menge höchst anmutiger, grader und geschlängelter, ebner und bergiger Schattengänge durchschnitten, an deren Seiten und Enden sich die mannigfaltigsten Aussichten zeigen. Vorzüglich schön ist die Aussicht von dem chinesischen Sonnenschirme, an der Westseite des Berges. Hier sieht man grade vor sich, über den Ruinen der alten Klostermauer, Doberan in der Tiefe vor sich liegen, und von sanften Anhöhen, die sich hinter dem Orte, in Gestalt eines Amphitheaters erheben, und mit hohen Bäumen bekränzt sind, gleichsam eingeschlossen. Zur Rechten sieht man zunächst die schöne alte Kirche, und in der Ferne die Waldungen des Seegestades. Zur Linken hat man die alten Klostergebäude vor Augen, und weiterhin, mehrere Wald- und Hügelgruppen. Aussichten, wie diese, muss man notwendig sehen, weil der Eindruck des Ganzen, welches nur das Auge, nebst allen den mannigfaltigen Schattierungen, völlig und auf einmal zu fassen vermag, bei jeder Beschreibung verloren geht.

10. Der Jungfernberg und der Zuschlag.

Gleichfalls sehr schön und viel freier ist die Aussicht bei dem Pavillon auf dem Jungfernberge. Man hat hier vor sich Doberan und den Buchenberg, und über einer weiten, mit Dörfern, Wiesen, Teichen und Holzpartien vermischten Ebene, Rostock und Warnemünde, nebst dem majestätischen Anblicke der offenbaren See, die in der Ferne gleichsam gegen den Horizont sich zu erheben scheint und oft mit Schiffen belebt ist, die man von hier mit bloßen Augen deutlich sehen kann. Hinter sich hat man ein Buchen- und Tannenholz, durch welches mehrere liebliche Wege durchgeführt worden, die nicht bloß für Fußgänger, sondern auch für Reiter und niedrige Wagen passierbar sind, und die mannigfaltigsten Abwechselungen darbieten.

11. Lustpartien über Land.

Auch an Gelegenheiten zu weiteren Lustpartien fehlt es hier nicht. Am nächsten ist die Altenhöfer Mühle, eine kleine Viertelmeile von Doberan, wo man Milch und Butterbrot bekommen, Kaffee oder Tee, und was man sonst sich mitbringt, im Holze oder im Hause bereiten lassen kann, im Müllerhause ein Paar freundlicher guter Menschen, und im Holze nach der Ziegelei hin sowie auf dem angrenzenden Berge, eine wahrhaft romantische Aussicht und Gegend findet. Schade nur, dass man auf dem sonst angenehmen Wege dahin von Doberan aus, keinen Schatten hat.

Die Bademühle, eine gute Viertelmeile von Doberan, wo man eben das, was auf der Altenhöfer Mühle zu haben ist, bekommen, und auch im Freien seinen Tee trinken kann. Die größte Annehmlichkeit dieser Partie besteht aber in dem Wege, welcher dahinführt, zumal wenn man den Fußsteig durchs Holz geht.

Mönchweden, eine gute halbe Meile von Doberan, auf dem Wege nach Rostock. Hier findet man im Holze recht hübsche Promenaden, und kann von dem Holzwärter daselbst nicht nur Milch und Butterbrot, sondern auch Kaffee und Tee, Wein und Limonade zu jeder Zeit erhalten. Gewöhnlich findet man hier auch Rostocker, deren Lieblingsort dies ist.

Rostock und Warnemünde verdienen gleichfalls hier genannt zu werden.

Rostock, zwei kleine Meilen von Doberan, ist als die größte Stadt von Mecklenburg, und des ansehnlichen Handels wegen, allein schon merkwürdig; außerdem sind der Hafen, die Universitätsbibliothek, mit dem Naturalien-nette, die Marienkirche, und andere Gegen-stände, besonders für Ausländer hier sehenswert; und die Liebhaber der Wissenschaften finden, unter den Mitgliedern der Universität, mehrere Männer, deren persönliche Bekanntschaft zu machen, ihnen sehr angenehm sein muss.

Warnemünde, der Hafen von Rostock, gleichfalls zwei Meilen von Doberan, ist seiner eigentümlichen Bauart wegen merkwürdig. Man fährt oder reitet, gewöhnlich nach der Rückkunft vom Bade, in Gesellschaft dahin, bestellt sich im Voraus bei dem Burgvogt, der zu gleicher Zeit Gastwirt ist, ein Mittagsessen, wobei frische Seefische, Bütte oder Maischollen, die hier in dem Brackwasser gekocht, besonders gut schmecken, nie fehlen dürfen, besieht das in die See hineingehende Bollwerk, und kommt gewöhnlich, sehr befriedigt zu Hause.

Der Dietrichshäger Berg, etwa 1 1/2 Meilen von Doberan, liegt unweit der See, und ist an der ganzen Küste bei weitem der höchste. Man sieht hier, links die Halbinsel Lips, Poel, Fehmarn, Wismar und die Küste von Holstein ganz deutlich mit bloßen Augen, und rechts Warnemünde, den Darß und Rügen, landeinwärts Rostock, Doberan, Kröpelin, Neubukow und eine Menge Höfe und Dörfer. Mit einem guten Fernglase sieht man von hier, bei reiner Luft, auch Loland, Falster, Möen, und die Schiffe bis zum grünen Sund, oft 20 bis über hundert. Es versteht sich aber, dass man einen hellen Tag wählen muss. Um mit Gewissheit zu erfahren, ob die Luft rein genug ist, darf man des Morgens beim Bade nur darauf achten, ob man von da die Rostocker Heide und den Darß sehen kann. Ist dies der Fall, dann ist es die rechte Zeit nach diesem Berge zu fahren, und zwar so, dass man gegen Abend, etwa zwei Stunden vor Sonnenuntergang, da ist. Man muss das aber denselben Tag noch tun, weil die Luft, wenn sie so rein ist, bald darauf sich selbst zersetzt, und dann das Wetter sich ändert. Kein Wunder also, wenn manche vergebens nach Dietrichshagen reisen, weil sie nicht genug auf Luft und Wetter achten, oder doch diese Lustpartie, wie einige Damen ihre große Wäsche, grade dann anstellen, wenn schon so lange gutes Wetter gewesen ist, das höchstwahrscheinlich eine Veränderung desselben zu erwarten steht. Wer hingegen auf alles merkte und den rechten Zeitpunkt trifft, den wird diese Lustpartie gewiss nicht gereuen. Unweit vom Berge ist im Dorfe ein Müllerhaus, wo man einkehren, und sich etwas erfrischen kann.

Endlich werden auch Partien nach dem Bade hin angestellt, um den Sonnenuntergang anzusehen - ein prächtiges Schauspiel, welches um so interessanter ist, wenn nach der Westseite hin, in der Entfernung, Schiffe zu sehen sind, weil diese dann gleichsam in der Luft zu schweben scheinen.

12. Außerordentliche Lustpartien und
Vergnügungen der verflossenen Sommer.

Außer den angeführten, gleichsam zur Tages- oder Sommerordnung gehörenden Vergnügungen und Lustpartien, führt jede Saison fast immer, so wie ihren eigentümlichen Charakter, also auch ihre eigentümlichen Belustigungen mit sich.

In den ersten Jahren der Badeanstalt fand die Gesellschaft, außer anderen Belustigungen, viel Vergnügen am Vogel- und Scheibenschießen. Die Vogelstange war auf dem grünen Rasenplatze, die Scheibe, nach welcher man mit Büchsen schießt, auf dem Buchenberge. Die Scheibe steht auch noch da, genießt aber seit einigen Jahren schon eines ungestörten Friedens.

Im Sommer 1798 wurden von einer geschlossenen Gesellschaft der anwesenden Kurgäste und Fremden, einige Schauspiele aufgeführt; einige auf der Warnemünder Reede vor Anker liegenden russischen Kriegsschiffe veranlassten häufige Partien dahin; auf dem Kampe in Doberan ward Karussell geritten; es wurden Treibjagden und eine Schwanenjagd angestellt; und zweimal sah man am Bade eine russische Escadre vorbeisegeln.

Im Sommer 1799 ward wiederum auf dem Kampe Karussell geritten, und unweit Doberan, von mehreren wohlberittenen Mitgliedern der anwesenden Kurgäste, von einigen Militärs, und einer großen Zahl Bauern zu Fuß und zu Pferde ein militärisches, sehr belustigendes Manöver ausgeführt. Gegen Ende der Badezeit wurden noch öfters Partien nach Warnemünde angestellt, um die daselbst mit dem prächtigen Brautschatze der hochseligen Großfürstin H e l e n a, Kaiserl. Hoheit, angekommene russische Fregatte in Augenschein zu nehmen.

Im Sommer 1801 sah man vom Jungfernberge, wo sich eine große Gesellschaft versammelt hatte, den Admiral Nelson, mit seiner ganzen Flotte, vor dem Bade vorbeisegeln, und auf der Warnemünder Reede sich vor Anker legen. Es war dieselbe Flotte, welche bei Abukir sich so sehr ausgezeichnet hatte, und eben von der blutigen Schlacht bei Kopenhagen kam. Ein furchtbares, aber für alle, die dergleichen noch nicht gesehen hatten, höchst interessantes Schauspiel! Es wurden deshalb außerordentlich viele Lustreisen dahin gemacht, um so mehr, da alle Besuchende zumal Damen, auf den Kriegsschiffen sehr wohl aufgenommen wurden.

Im Sommer 1802 ward der neue Speisesaal eingeweiht, und, bei der Gelegenheit, ein auf die Einweihung desselben verfertigtes Gedicht mit vielem Jubel abgesungen.
Im Sommer 1803 erschienen wiederum mehrere russische Fregatten, und ein schönes Konzert von dem Herrn Kapellmeister Himmel gewährte der Gesellschaft eine frohe Unterhaltung mehr.

Im Sommer 1804 ward ein Wettrennen zu Pferde angestellt, welches allgemein sehr viel Vergnügen gewährte.

Im Sommer 1805 legte sich den 10ten August ein dänisches Kriegsschiff von 74 Kanonen, mit 71 Kadetten auf der Warnemünder Reede vor Anker. Die Kadetten wurden am 13ten August von dem Durchl. Herzoge nach Doberan hin eingeladen, und vom Bade, wo sie gelandet waren, auf mehreren Wagen nach Doberan gefahren, im Salon der hochseligen Durchl. Frau Herzogin und der Prinzessin Charlotte, jetzt vermählten Erbprinzessin von Dänemark vorgestellt, und dann an einer großen Tafel bewirtet. Es hatte sich eine große Menge Zuschauer vor dem Salon versammelt, und alle waren mit diesen wohlgebildeten jungen Männern froh und herzlich.

Im Sommer 1806 ward die erste Vorstellung in dem neu erbauten Schauspielhause gegeben.

Im Sommer 1807 fanden mehrere außerordentliche Vergnügungen statt. Die Saison war, durch die unglücklichen Zeitumstände sehr verspätet worden, und schien fast gänzlich fehlzuschlagen. Am 10ten Aug. endlich kam der Durchl. Herzog nach Doberan, und mit ihm Jubel Freude die Fülle. Die Ritter des Landes waren, zu seinem Empfange, unter Anführung des Herrn Erblandmarschalls, Grafen von Hahn, bis Kröpelin entgegengeritten; an ihnen schlossen sich die herzogl. Bauern, aus dem doberanischen Amte, gleichfalls zu Pferde, und angeführt von einigen Pächtern; dazu kam noch ein kleines Freikorps Kavallerie, 101 Mann Infanterie, doberanische Handwerker, unter dem Kommando des Herrn Amtsverwalters Heukendorff, 22 Handwerksfrauen als Gärtnerinnen gekleidet, 2 Trupp junger Mädchen, welche sämtlich, in Reih und Glied gestellt, Blumen streuten, und die Prediger aus der doberanischen Präpositur, empfingen den viel geliebten und so sehnlichst erwünschten Landesvater unter einer Ehrenpforte, die beim Eingange des Orts, auf dem freien Platze vor der Promenade errichtet, und mit Musikanten besetzt war. Von hier ging der Zug nach dem Salon, wo sich die Prinzessin Charlotte, Königl. Hoheit, mit allen Damen versammelt hatte. Den Abend nach Tisch ward von dem Herrn Grafen von Hahn, gleichfalls zu Ehren des Durchl. Herzogs, ein schönes Feuerwerk auf dem Buchenberge gegeben, und mehrere noch nicht von Badegästen besetzte Häuser waren illuminiert; die Illumination auf dem Kampe aber ward durch den Regen vereitelt. Den andern Tag wurden, auf Veranstaltung des Herrn Präpositus Röper, die Armen öffentlich gespeist, und beschenkt, und am Abend ward von dem Herrn Erblandmarschall, Grafen von Hahn, und einer auserlesenen Gesellschaft von Liebhabern, ein rührendes Schauspiel, Rückkehr, aufgeführt, welches, auf Veranlassung des Herrn Grafen, von dem Herrn Kriegsrat von Ludwig zum Empfange des hochgeliebten Landesfürsten verfertigt und von dem Herrn Kapellmeister Weber komponiert worden. Das Stück selbst, die Musik sowie auch die Dekorationen waren vortrefflich, und so gut gegeben, dass alle Zuschauer aufs innigste dadurch gerührt wurden. Ganz unübertrefflich schön, war das Spiel des Herrn Grafen, der die Empfindungen der ehrfurchtsvollen Liebe und Treue gegen den allen Landeskindern so teuren Fürsten, die er in seiner Rolle aussprach, so tief fühlte, und dem Herzen so ansprechend darstellte, dass alle dadurch hingerissen, und der gute Landesfürst höchstselbst dadurch aufs tiefste bewegt wurde.

In der Folge wurden von ebendieser Lieb-haber-Gesellschaft - da die gewöhnlichen Schauspieler in diesem Jahre fehlten - noch mehrere Schauspiele und Operetten, letztere unter Direktion des Herrn Kapellmeisters Weber, unentgeltlich aufgeführt, und alle so gut gegeben, dass der Zweck, die Anwesenheit des Durchl. Herzogs damit zu feiern, und die ganze Badegesellschaft aufzuheitern, vollkommen erreicht ward. Am 26sten August ward die letzte Vorstellung, der Wirrwarr, von Kotzebue, zum Besten der Armen gegeben.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte und Anekdoten von Doberan in Mecklenburg
Der Kamp mit dem Herzoglichen Palais.

Der Kamp mit dem Herzoglichen Palais.

Blick auf den Buchenberg zu Doberan.

Blick auf den Buchenberg zu Doberan.

alle Kapitel sehen