III. Von Speisen und Getränken. Im Salon und Logierhaus. Thés dasants, Haushofmeister. Tafeldecker, Lobenswert sei die große Reinlichkeit. Fremde Bediente sind im Logierhaus nicht zugelassen. Außer dem Salon kann auch im Posthaus gespeist werden. Feuerwerk, Illumination.

III. Von den Speisen und
Getränken.

1. Im Salon und Logierhause.


Der größere Teil der Gesellschaft isst anfangs, gewöhnlich so lange bis die Zahl der Gäste noch nicht über hundert ist, im Logierhause, in dem großen Zimmer eingangs rechter Hand, wo in der Folge die Bank aufgelegt wird; sobald aber die Gesellschaft in diesem Zimmer nicht mehr mit Bequemlichkeit sein kann, gewöhnlich vom ersten Julius an, wird in dem großen und schönen Speisesaale des neuen herrschaftlichen Gebäudes gegessen. Hier können, an 6 Tischen, 250 - 260 Personen sehr bequem sitzen, ohne doch von der Hitze viel zu leiden, da der Saal gegen Morgen liegt, sehr hoch und gewölbt ist.

Die Zeit des Mittagessens ist ein für allemal unabänderlich bestimmt, halb 2 Uhr, und wird, damit ja keiner sich verspäten, oder durch den verschiedenen Gang der Uhren irregeleitet werden möge, durch ein überall hörbares dreimaliges Geläute angekündigt. Um ein Uhr wird des Mittags zum ersten Male geläutet, eine Viertelstunde darauf zum zweiten Male, und halb 2 Uhr, wenn angerichtet wird, zum dritten und letzten Male.

Das Abendessen wird halb 9 Uhr angerichtet und gleichfalls durch ein dreimaliges Läuten vorher verkündigt. Nur dann, wenn Vergnügungen vorausgehen, an denen die ganze Gesellschaft teilnimmt, oder doch nehmen könnte, wie z.B. wenn Thés dansants, oder Bälle, wozu alle eingeladen sind, im Salon gegeben werden, oder das Schauspiel etwas länger währt, wird später gegessen.

Die Mittagsmahlzeit, wobei 4 Schüsseln gegeben werden, kostete bisher nur 24 ßl., wird aber in der Folge 32 kosten; das Abendessen zu 3 Schüsseln gilt 16 ßl., und soll nicht erhöht werden.

Eis und feine Früchte werden des Mittags beim Dessert herumgegeben, und besonders bezahlt. Das Eis ist von allen Sorten, in Portionen zu 4 ßl.

Nach Verhältnis des bisherigen nicht nur, sondern auch des erhöhten Preises, ist das Essen hier sehr gut. Eine kräftige Fleischbrühe, und ein guter Braten fehlen des Mittags nie, und überhaupt sind die Speisen so gewählt, und bereitet, dass sie nicht nur für kränkliche Personen dienlich, sondern auch für gesunde stärkend und wohlschmeckend sind. Gleichwohl lässt es sich wohl denken, dass in einer so zahlreichen Gesellschaft, wie sich hier versammelt, nicht immer allen alles recht sein könne, dass mitunter dem einen oder dem anderen, für seinen Appetit, ein zu geringhaltiges Stück zuteil wird, und einem Zahnlosen sein Fleisch nicht mürbe genug scheint, oder auch das Essen nicht immer gleich gut gerät: Denn wir fehlen alle mannigfaltig, mithin auch wohl einmal der Koch und seine Gehilfen. Übrigens kann man überzeugt sein, dass der Herr Haushofmeister, an guten Zutaten, und an allem Nötigen, es um so weniger werde fehlen lassen, da alles auf herrschaftliche Rechnung geht, und der Durchl. Herzog nichts so sehr wünscht, als dass alles gut sein, und zur allgemeinen Zufriedenheit gereichen möge. Auch leidet es wohl kein Bedenken, dass man mit dem Essen an einer Tafel, an welcher der Landesherr mit speiset, ohne sich mehrere Schüsseln, oder etwas Besseres als die übrige Gesellschaft hat, geben zu lassen, schon zufrieden sein könne.

In Ansehung des Platzes gilt hier, so wie überhaupt in Doberan, kein Ansehen der Person etwas; sondern ein jeder bekommt und behält den Platz, der bei seiner Ankunft gerade offen war, denn es gibt hier kein Oben oder Unten, und damit überall kein Grund sein möge, den einen Tisch oder Platz für höher, als den anderen, zu halten, wählt der Durchl. Herzog seinen Sitz bald hier, bald dort, an dem einen oder dem anderen Tische.

Die Neuangekommenen melden sich, wegen ihres Platzes, bei dem Tafeldecker im Salon, und wer einmal einen bestimmten Platz hat, muss, wenn er einmal ausbleiben will, vor 11 Uhr, bei dem Tafeldecker absagen lassen, wenn er den für ihn offen gelassenen Platz nicht umsonst bezahlen will.

Ein wesentlicher Vorzug ist hier auch die große Reinlichkeit. Alle Tage wird ein reines Tischtuch, und nicht bloß des Mittags, sondern auch des Abends werden reine Servietten aus-gelegt.

Die Aufwartung wird von den Logierhausbedienten besorgt, und geht, da diese Leute einmal eingeübt sind, dabei ihre bestimmen Anweisungen haben, sehr ordentlich zu. Fremde Bediente werden, um alle Unordnungen und Ungleichheiten zu verhüten, überall nicht zugelassen.

Gleich nach aufgehobener Mittagstafel, kann man in dem Konversationszimmer beim Salon, im Logierhause, und in der Nähe desselben, in der Promenade, ganze Portionen und auch einzelne Tassen Kaffee bekommen, die Portion zu 8 ßl., die Tasse zu 2 ßl.

Die Portion Tee kostet im Hause 6 ßl., außer dem Hause 8 ßl.

Wenn eine geschlossene Gesellschaft mehrere Schüsseln zu einem höheren Preise zu haben wünscht; so vereinbaret sie sich deshalb mit dem Herrn Haushofmeister, der die Besorgung übernimmt, und dann im Logierhause, in einem besondern Zimmer, für diese Gesellschaft servieren lässt.

2. Im Posthause.

Außer dem Salon wird auch im Posthause, gleichfalls um halb 2 Uhr, gespeist, und hier wird die aus 3 Schüsseln bestehende Mittagsmahlzeit, nach wie vor nur 24 ßl. kosten. Von hier kann man sich des Mittags auch einzelne Schüsseln zu 8 ßl., und, wenn es bestellt wird, auch des Abends holen lassen. Das Essen ist hier gleichfalls recht gut, die Gesellschaft aber weniger brillant, als im Salon.

3. Beim Restaurateur.

Der Restaurateur speiset in einem eigenen Zelte, auf dem Rasenplatze, zu jeder Zeit sowie zu allen Preisen. Er hat häufigen Zuspruch des Morgens, nach der Rückkunft vom Bade, und hält stets alles, was den Appetit wecken und befriedigen kann, in Bereitschaft. Auch nimmt man seine Zuflucht zu ihm, wenn man sich verspätet hat, oder im Salon keinen Platz mehr findet. Dies ist vorzüglich des Sonntags oft der Fall, wenn aus Rostock und der übrigen Nachbarschaft mehrere Fremde sich in Doberan einfinden, um nach dem Schauspiele, auch noch das Feuerwerk oder die Illumination mit anzusehen.

In der vollen Zeit ist das Zelt auch des Abends gewöhnlich sehr besucht und lebhaft. Dazu kommt noch, dass oft größere oder kleinere Gesellschaften sich hier ein Frühstück, Mittag- oder Abendessen, zu 1 Rtlr. bis zu 1 Louisdor die Person bestellen.

Wer auf seinem Zimmer essen will, und das aus dem Posthause zu wohlfeil und zu bürgerlich findet, der kann sich seine Mahlzeit vom Restaurateur ins Haus schicken lassen, und so kostbar essen, als es ihm beliebt.

4. Für die Bedienten.

Bediente gehen zu ihrer Mahlzeit nach dem Landkruge, oder zu dem Gastwirt Trede, in der so genanten neuen Reihe, und zahlen für die Mittagsmahlzeit 8 ßl. Auch finden sich unter den Einwohnern einige, mit denen sich weibliche Bediente über ihre ins Haus zu schickende Mahlzeiten, zu billigen Preisen vereinbaren können.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte und Anekdoten von Doberan in Mecklenburg