II. Von den Zimmern in Doberan. Im Logierhaus an den Promenaden, Haupt- und Nebengebäude, Möbel. Schlafgeld für die Bedienten, Preise für Fourage und Zimmer. Logierhauspreise, Privathäuser, Stubenmädchen, Hausmädchen, Wohnungen in den Hintergassen, Ess- und Tanz-Saal, Schauspielhaus, Boutiquen.

Von den Zimmern in Doberan. Im Logierhaus …


Am angenehmsten wohnt man zu Doberan an der Promenade, und hier - wenn man das Geräusch der Menge nur ertragen kann - verhältnismäßig am wohlfeilsten im Logierhause. In diesem mit der Fronte nach Westen und nach der Promenade zu liegenden Hauptgebäude sowie in den beiden mehr im Hintergrunde liegenden Nebenhäusern, hatten die Zimmer bisher den anfangs bestimmten sehr geringen Preis behalten. Ein Zimmer nach vorne hinaus kostete auf 24 Stunden nur 24 ßl., das große Zimmer in der Mitte 32 ßl., die nach dem Hofe hin 16 ßl. und in den beiden Nebengebäuden, aus welchen man aber nicht nach der Promenade sehen kann, anfangs auch nur 16 ßl., seit einigen Jahren aber schon 24 ßl.


Da man aber gefunden hat, dass bei diesem so geringen Preise, der Ertrag der Zimmer kaum hinreicht, die Unterhaltungskosten zu decken; so wird in der Folge von 1808 an, der Preis eines jeden Zimmers, um 8 ßl. auf 24 Stunden erhöhet werden. Mithin werden die Zimmer des Logierhauses , welche die Aussicht nach dem Hofe haben, die einzigen sein, die auf Tag und Nacht nur 24 ßl. gelten; die nach vorne aber sowie alle in den Nebengebäuden werden 32, und das große Zimmer über dem Flur 40 ßl. kosten.

Lichter werden besonders bezahlt.

Übrigens findet man in jedem Zimmer, außer den gehörigen Möbeln, nämlich einem Spiegel, einer Kommode, 2 Tischen, 6 Stühlen und einem Lehnstuhle, auch ein Gardinenbett.

Wer ein zweites Bett auf seinem Zimmer verlangt, zahlt dafür auf 24 Stunden 8 ßl. mehr.

Das Schlafgeld für die Bedienten, welche aber nicht in der Nähe ihrer Herrschaft sein können, sondern ein Stock höher in den Dachkammern wohnen müssen, beträgt, auf 24 Stunden, für die Person 4 ßl. Sie müssen sich aber gefallen lassen, mit mehreren in einer Dachkammer zu sein.

Für eine Wagenremise zahlt man hier, so wie fast allgemein, auf 24 Stunden nur 4 ßl., und für Stallraum auf das Pferd 2 ßl. Auch ist der Preis für Fourage, als Hafer, Häcksel, Heu und Stroh fast überall gleich mit dem Logierhauspreise.

2. Im Posthause.

Im Posthause, welches gleichfalls an der Promenade, aber schon entfernter vom Speisesaale liegt, auch weniger gute Zimmer, und, wegen der davor stehenden Bäume, keine freie Aussicht hat, zahlt man für ein möbliertes Zimmer nach vorne hinaus auf 24 Stunden 32 ßl., nach dem Hofe hin 24 ßl. Der Preis eines zweiten Bettes, und das Schlafgeld für die Bedienten, ist wie im Logierhause.

3. In den Privathäusern an der Promenade.

In den Privathäusern an der Promenade, und in der Nähe derselben, sind die Zimmerpreise durchgängig etwas höher, als im Logierhause; dahingegen finden die Fremden hier auch mehr Ruhe, und Bequemlichkeiten mancher Art, wie zum Beispiel ein Sofa, ein Bedientenzimmer in ihrer Nähe, und, wenn sie keine eigene Bedienung haben, bessere Aufwartung von den Stubenmädchen. Auch können sie hier ihren Kaffee und Tee nicht nur zu eben dem Preise, wie im Logierhause, haben; sondern auch, wenn ihnen das lieber ist, ihre Getränke sich selber halten, und von ihren eigenen Leuten, oder von den Hausmädchen, kochen lassen, Wein und andere Lebensmittel, die sie etwa mitbringen, im Keller bei ihren Wirten aufbewahren, und manche kleinen ökonomischen Einrichtungen treffen, die in öffentlichen Häusern notwendig wegfallen müssen.

Die Preise der Zimmer sind übrigens hier nach Beschaffenheit ihrer Größe sowie ihrer mehr oder weniger angenehmen Lage, verschieden. Auch kommt viel auf die Zeit der Ankunft und des Aufenthaltes an. Wer z.B. gleich im Anfange des Junius, oder gegen Ende der Badezeit, spät im August ankommt, oder recht lange bleiben will, der wird immer etwas bessere Bedingungen erhalten, als diejenigen, welche bloß auf einige Wochen, im Julius nach Doberan kommen. Gewöhnlich kostet in den obgenannten bessern Gegenden, ein vollständig möbliertes und mit einem Sofa versehenes Zimmer, mit der Aussicht nach der Promenade, auf 24 Stunden 1 Reichstaler, ein Saal 1 Reichstaler, 16 bis 24 ßl., ein Zimmer mit einer daran stoßenden Schlafkammer, je nachdem es mehr oder weniger geräumig und gut gelegen ist, 1 Rtlr. 16 bis 1 Rtlr. 32 ßl. Einzelne Zimmer, die nicht die grade Aussicht nach der Promenade haben, je nachdem sie kleiner oder größer, mehr oder weniger gut möbliert sind, 24 bis 40 ßl.

Für ein zweites Bett zahlt man, wie im Logierhause, 8 ßl. mehr.

Das Schlafgeld für die Bedienten ist 4 ßl. auf die Person, wenn zwei in einem Bette schlafen; für ein besonderes Bett aber gibt man 8 ßl. Übrigens kann man hier auch Bedienten-Zimmer in der Nähe der herrschaftlichen, zu 16 bis zu 32 ßl. haben.

Die angeführten Preise sind die gewöhnlichen, dessen ungeachtet werden die Fremden wohltun, eine besondere Vereinbarung mit ihren Wirten zu treffen, um gewiss zu sein, dass sie am Ende nicht übersetzt werden.

4. In den Hintergassen.

Wem die Wohnungen an der Promenade zu kostbar sind, der muss sich in den Hintergassen einquartieren. Auch hier findet man in den Bürgerhäusern, fast überall, ein oder mehrere, zur Aufnahme der Badegäste instand gesetzte Zimmer, mit und ohne Kammer, zu 1 bis 4 Gr. auf den Tag.

Wer also auf die Annehmlichkeit, in der Nähe des besuchtesten Spazierganges, und der größeren Gesellschaft zu sein, Verzicht leisten will, und den, bei schlechtem Wetter, etwas beschwerlicheren Weg nach den allgemeinen Versammlungsplätzen, zum Ess- und Tanz-Saale in dem neuen herrschaftlichen Gebäude, zum Bank- und Konversations-Zimmer im Logierhause, zur Harmonie und zum Restaurateur sowie zum Schauspielhause und zu den Boutiquen der Kaufleute, nicht scheut, der findet hier so ziemlich alles, was er zu seines Leibes Notdurft und Ruhe bedarf, in einigen der besseren Häuser selbst ein Sofa, und ganz gute Betten, die in diesen Gegenden sonst nicht allgemein zu empfehlen sind.

Im Ganzen aber sind in Doberan, zumal in den ersten Häusern, die Betten besonders gut, mit einer doppelten Unterlage von Federn und von Krollhaaren sowie mit einem leichten daunenfedernen Oberbette, und mit einer Decke versehen, so dass man die Wahl hat, ob man auf Krollhaaren oder auf Federn, unter einer bloßen Decke, oder unter einem Oberbette schlafen will.

5. Die Bestellung der Zimmer.

Wer ein gutes Zimmer in den Privathäusern an der Promenade, oder im Logierhause zu haben wünscht, tut wohl, es 4 oder 6 Wochen vor seiner Ankunft zu bestellen, und die Zeit seiner Ankunft nicht nur, sondern auch die Anzahl von Zimmern und Betten, die er für sich und seine Bedienung braucht sowie auch, ob, und wie viel Stallraum, und Fourage er verlangt, möglichst genau zu bestimmen. Diejenigen, welche, in ihnen bekannten Häusern, bestimmte Zimmer mit Gewissheit wieder zu erhalten wünschen, machen deshalb gemeiniglich schon gegen oder bald nach Ostern ihre Bestellungen.

Fremde wenden sich deshalb an den Herrn Haushofmeister Kluth zu Doberan, und können mit Sicherheit auf die pünktlichste Erfüllung ihrer Wünsche rechnen. Wer Bekannte hat, bei denen er zu wohnen wünscht, wendet sich geradezu an diese.

Bei Eröffnung des Bades, gewöhnlich den 1sten Junius, ist die Gesellschaft natürlich noch klein, gegen die Mitte des Junius aber sammelt sie sich schon an, und nimmt dann täglich zu, bis zum ersten Julius, da der Durchl. Herzog einzutreffen pflegt, und mit ihm Harmonie und Schauspiel, Feuerwerke und Illuminationen sowie alles, was zur Aufheiterung und Freude beitragen kann. Ebendeshalb kann man auch vor diesem Zeitpunkte, im Anfange des Junius, die Zimmer in den Privathäusern für einen billigeren Preis erhalten, als im Julius; dahingegen vom ersten dieses Monates an, in der Regel, volle Bezahlung verlangt wird, wenn man auch einige Tage später eintrifft, und es nicht darauf wagen will, ob man zufällig noch gute Zimmer in den besseren Gegenden findet oder nicht.

Kranke, die sich zu schwach fühlen, um alles mitzumachen, und denen mehr an der Wiederherstellung ihrer Gesundheit, als an den Vergnügungen der Badezeit gelegen ist, tun wohl, wenn anders ihre Umstände es erlauben, gleich bei Eröffnung des Bades nach Doberan zu gehen, weil sie dann ihre Kur mit mehr Ruhe und Bequemlichkeit abwarten, und auch etwas wohlfeiler wohnen können.

Für Patienten endlich, welche so schwach sind, dass sie die tägliche Fahrt nach dem Bade hin und zurück nicht wohl ertragen können, sind am Bade selbst einige Zimmer zu haben.

Einem jeden Badegast und Fremden wird, bei seiner Ankunft in Doberan, ein Buch vorgelegt, worin er seinen Namen, und Charakter selbst einzuschreiben gebeten wird, damit in den gedruckten Verzeichnissen keine Unrichtigkeiten vorkommen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte und Anekdoten von Doberan in Mecklenburg